Slowakische Kirche legt Missbrauchsbericht vor

68 Beschwerden

Die Kirche in der Slowakei will beim Thema sexualisierte Gewalt "aufrichtig in den Spiegel schauen". Daher wagte die Bischofskonferenz nun einen genauen Blick. Doch zeigt das Spiegelbild vermutlich längst nicht alles.

Ein Kirchturm und die Flagge der Slowakei / © Jaroslav Moravcik (shutterstock)
Ein Kirchturm und die Flagge der Slowakei / © Jaroslav Moravcik ( shutterstock )

Die katholische Kirche in der Slowakei hat eine neue Auswertung zum Umgang mit sexuellem Missbrauch in den eigenen Reihen veröffentlicht. Demnach sind in den vergangenen Jahren 68 einschlägige Beschwerden eingegangen, die sich auf den Zeitraum seit 1990 beziehen. 

In 39 Fällen haben sich die Vorwürfe den Angaben zufolge bestätigt, in fünf dagegen nicht. In den übrigen Fällen stehe die Klärung des Sachverhalts noch aus oder sei nicht möglich.

"Nicht immer eine proaktive Haltung"

Der Vorsitzende der Slowakischen Bischofskonferenz, Bernard Bober, entschuldigte sich bei allen Leidtragenden. "In Demut geben wir zu, dass wir vor allem in der Vergangenheit nicht immer eine proaktive Haltung im Umgang mit Straftaten des sexuellen Missbrauchs eingenommen haben", erklärte der Erzbischof von Kosice. 

"Das belastet und beunruhigt uns. Aber wenn wir vorankommen wollen, müssen wir aufrichtig in den Spiegel schauen." In diesem Zusammenhang räumte Bober ein, dass die aktuelle Auswertung nur jene Fälle enthalte, die durch Berichte bekannt geworden seien. Tatsächlich sei die Zahl der Opfer "sicherlich viel größer".

Katholische Kirche in der Slowakei

Die Slowakei zählt zu den katholischen Hochburgen in Mittel-Osteuropa. Von den knapp 5,5 Millionen Einwohnern sind rund drei Viertel katholisch getauft. Mit dem lateinischen und dem byzantinischen Ritus ist die katholische Kirche im Land in zwei Riten präsent. 69 Prozent der Slowaken bekennen sich zur katholischen, 4 Prozent zur mit Rom verbundenen griechisch-katholischen Kirche. Rund 15 Prozent der Slowaken gehören protestantischen Kirchen an, darunter viele Angehörige der ungarischsprachigen Minderheit.

Blick auf Bratislava / © Rasto SK (shutterstock)
Quelle:
KNA