DOMRADIO.DE: Was machen Sie denn als Sozialdienst Katholischer Männer für den Rhein-Erft-Kreis?

Christian Schumacher (Vorstandsvorsitzender des Sozialdienstes Katholischer Männer, SKM, für den Rhein-Erft-Kreis): Wir sind in verschiedenen Aufgabenfeldern aktiv: beispielsweise in den "Frühen Hilfen" in Frechen, in der Eingliederungshilfe in verschiedenen Wohn- und Betreuungsangeboten für psychisch erkrankte Menschen, in der Wohnungsnotfallhilfe und wir sind Träger von drei Tafeln in Bedburg, Erftstadt und Kerpen.
Aber wir verstehen uns natürlich auch als Fürsprecher für die Menschen, die in Not sind, die am Rande der Gesellschaft leben und in sozialen Schwierigkeiten sind. Das ist uns ganz wichtig, dass wir nicht nur Träger von Diensten und Einrichtungen sind, sondern auch den Menschen eine Stimme zu geben.
DOMRADIO.DE: Warum nennen Sie sich "Sozialdienst Katholischer Männer"? Richtet sich das Angebot nur an Männer oder arbeiten bei Ihnen ausschließlich Männer?
Schumacher: Bei uns arbeiten Frauen und Männer schon seit geraumer Zeit. Dass der SKM als Männerverband gegründet wurde, hat einen geschichtlichen Hintergrund: 1912 wurde der "Katholische Männerfürsorgeverein" gegründet, dessen Vorläufer die "Vinzenzvereine" waren, die sich um die Betreuung "gefährdeter und verwahrloster Jünglinge und Knaben" gekümmert haben, wie es damals hieß. Daraus entstand dann 1912 der SKM.
Und in den Landkreisen Köln und Bergheim, also vor der kommunalen Neugliederung, waren in den 1950er und Anfang der 1960er Jahre mehrere Ortsgruppen unterwegs, aus denen wurde dann am 15. November 1973 – also vor 50 Jahren - der "Sozialdienst Katholischer Männer für den Rhein-Erft-Kreis e.V." gegründet.

DOMRADIO.DE: In welchem Bereich Ihrer Hilfsangebote sehen Sie gerade den größten Bedarf oder eine zunehmende Nachfrage?
Schumacher: Sorge bereiten uns die zunehmenden Anfragen im Bereich der Hilfen für psychisch erkrankte Menschen. Es werden auch immer mehr jüngere Menschen. Und einen extremen Zuwachs haben wir auch in der Wohnungsnotfallhilfe, weil einfach zu wenig bezahlbarer Wohnraum vorhanden ist.
Wir haben alle die Energiekrise und die Inflation erlebt und das führt dazu, dass viele Menschen in eine Notsituation kommen und ihre Miete, ihre Heiz- und Stromkosten nicht mehr bezahlen können. Bei uns bekommen sie dann Hilfe.
DOMRADIO.DE: Füllen Sie mit Ihrer Arbeit nicht eine Lücke, die Staat oder Kommune offenlassen, weil sie dort ihren Verpflichtungen nicht nachkommen?
Schumacher: Ja, das erleben wir vor allem bei den drei Tafeln, wir sind Träger der Tafeln in Bitburg, Erftstadt und Kerpen. Und diese übernehmen im Grunde genommen ein Stück weit die Daseinsvorsorge, was eigentlich Aufgabe von Bund, Land und Kommunen ist. Das ist nicht richtig, dass wir da letztendlich Notnagel für die Gesellschaft sind. Der Staat ist da gefordert, stärker für die Daseinsvorsorge der Menschen zu sorgen.
DOMRADIO.DE: Machen Sie mit Ihrer Arbeit das, was Papst Franziskus meint, wenn er sagt, Kirche solle "an die Ränder gehen"?
Schumacher: Ja, das ist das, was Papst Franziskus meint und was wir tun. Die katholische Kirche kann sich eigentlich glücklich schätzen, dass sie die Caritas und die Fachverbände wie SKM und SKF (Sozialdienst Katholischer Frauen) hat, weil sie Ausdruck der Begegnung mit Menschen und der Nächstenliebe sind.
Ich glaube, dass die Existenz dieser Verbände ein ganz großes Pfund für die katholische Kirche ist und dass letztendlich das noch viele Menschen ein Stück weit an die Kirche bindet.
DOMRADIO.DE: Am Freitag begeht der SKM für den Rhein-Erft-Kreis sein 50jähriges Jubiläum. Was planen Sie?
Schumacher: Wir feiern ein großes Fest in Erftstadt. Wir sind zu Gast bei der Sankt Sebastian Bruderschaft in Gymnich, wo wir zum Festakt etwa 300 Gäste erwarten, Festredner ist Pfarrer Franz Meurer aus Köln.
Und das mündet dann am Nachmittag - bei hoffentlich gutem Wetter - in ein buntes Fest der Begegnung mit Kinderanimation, mit Musikkapelle und mit Biergartenatmosphäre. Es gibt also nicht nur einen offiziellen, förmlichen Teil, sondern auch dann noch einen gemütlichen Teil.
Das Interview führte Hilde Regeniter.