Sinkende Einnahmen bei steigendem Etat

Jahresabschluss des Deutschen Caritasverbands

Der Deutsche Caritasverband hat seinen Jahresabschluss 2018 veröffentlicht. Er umfasst den Etat der Freiburger Zentrale, des Berliner und Brüsseler Büros für Ausgaben in Deutschland und Projekte des Hilfswerks Caritas international.

Neher: Kritik an Sparbeschluss der Bischöfe / © Roberto Binetti (shutterstock)
Neher: Kritik an Sparbeschluss der Bischöfe / © Roberto Binetti ( shutterstock )

Diese Zahlen beinhalten allerdings nicht die Etats der Diözesancaritasverbände oder der Akteure des katholischen Wohlfahrtsverbandes in Städten und Gemeinden. Die Gesamtsumme der Aufwendungen der Caritaszentrale erhöhte sich demnach im Vergleich zu 2017 um 6,2 Millionen Euro auf nun 183,8 Millionen Euro. Dem standen Erträge von 182,9 Millionen Euro und damit ein Fehlbetrag von knapp einer Million Euro gegenüber. Der Haushalt wurde durch Zuweisung aus Vermögensüberschüssen und Rücklagen ausgeglichen. Der Vorstand sprach von einem "zufriedenstellenden" Ergebnis.

Der Gesamthilfsetat des weltweit tätigen Hilfswerks Caritas international stieg 2018 auf den Rekordwert von 81,08 Millionen Euro. Für Projekte des Deutschen Caritasverbandes im Inland wurden 45,55 Millionen Euro aufgewandt. Dies ist ein Plus von 5,5 Millionen im Vergleich zu 2017. Zugleich verbuchte die Caritas einen deutlichen Rückgang bei Spenden, Erbschaften und Vermächtnissen. Auch die über den Verband der Deutschen Diözesen (VDD) an die Caritas fließenden kirchlichen Zuschüsse gingen um 2,4 Millionen Euro auf 11,6 Millionen Euro zurück. Aufgrund der Niedrigzinsphase sanken auch die Erträge aus Finanzanlagen.

Kritik an Sparbeschluss

Caritas-Präsident Peter Neher kritisierte am Dienstag in Freiburg die Finanzplanungen des VDD. "Die sinkenden Zuschüsse ergeben sich aus einem vor Jahren von den deutschen Bischöfen getroffenen Sparbeschluss. Der hätte angesichts der in den zuletzt auf Rekordhöhe gestiegenen Kirchensteuereinnahmen längst korrigiert werden müssen." 

Caritaspräsident Dr. Peter Neher (DR)
Caritaspräsident Dr. Peter Neher / ( DR )

Dies sei immer am Veto einzelner Bischöfe gescheitert. Damit wachse der Druck auf den Caritasverband. "Unsere Rücklagen sind nicht unbegrenzt und können nicht dauerhaft zum Ausgleichen des Haushalts verwandt werden", so Neher.

Er verwies auf Planungen für organisatorische und personelle Umstrukturierungen in der Zentrale des Caritasverbandes. Mittelfristig könnten rund 40 Stellen wegfallen, betriebsbedingte Kündigungen werde es aber nicht geben. "Wir stellen derzeit vieles auf den Prüfstand, beispielsweise Arbeits- und Kommunikationsprozesse. Wichtig ist uns, auch in finanziell anspruchsvollen Zeiten Freiräume für unsere Arbeit zu erhalten."

Einen Zusammenhang zwischen Vertrauenskrise der Kirche aufgrund des Missbrauchsskandals und sinkender Spendenbereitschaft sieht die Caritas nicht. Die Spendenhöhe, dabei geht es fast ausschließlich um Spenden für die humanitäre Arbeit von Caritas international, schwanke jedes Jahr. "Die meisten Spenden bekommen wir, wenn es zu einer Katastrophe kommt, die medial intensiv aufgegriffen wird", so Neher.

Caritas Deutschland

Der Deutsche Caritasverband (DCV) ist der größte Wohlfahrtsverband Europas. Die Dachorganisation katholischer Sozialeinrichtungen setzt sich für Menschen in Not ein. Mit rund 690.000 hauptamtlichen Mitarbeitern - 80 Prozent sind Frauen - ist die Caritas zudem der größte private Arbeitgeber in Deutschland. Der Begriff "caritas" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Nächstenliebe. Sitz des 1897 gegründeten Verbands ist Freiburg. Wichtige Bedeutung haben die Büros in Berlin und Brüssel.

Hinweisschild der Caritas / © Michael Althaus (KNA)
Hinweisschild der Caritas / © Michael Althaus ( KNA )
Quelle:
KNA