Sind Synodalität und Hierarchie in der Kirche vereinbar?

Mühsame Entwicklung mit guter Streitkultur

Synodalität ist mit der Hierarchie der katholischen Kirche nach Ansicht von Julia Knop nur sehr schwer vereinbar. Die Theologin äußerte sich dazu im Podcast der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen "Mit Herz und Haltung".

Julia Knop / © Julia Steinbrecht (KNA)
Julia Knop / © Julia Steinbrecht ( KNA )

"Da steckt uns letztlich das erste Vatikanische Konzil in den Knochen, in dem die römisch-katholische Kirche ein streng-hierarchisches Prinzip, den Primat und die Unfehlbarkeit des Papstes, dogmatisiert hat", so Knop am Donnerstag. Das Prinzip Synode bringe dagegen von seinem Ursprung her gemeinsame Beratung und Entscheidung zusammen.

Synodaler Weg

Der Begriff "Synodaler Weg" verweist auf das griechische Wort Synode. Es bedeutet wörtlich "Weggemeinschaft"; im kirchlichen Sprachgebrauch bezeichnet Synode eine Versammlung von Bischöfen oder von Geistlichen und Laien.

Der Reformdialog Synodaler Weg dauerte von Ende 2019 bis Frühjahr 2023. Dabei berieten die deutschen katholischen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zusammen mit weiteren Delegierten über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland.

Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg  / © Julia Steinbrecht (KNA)
Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Es sei jedoch eine Besonderheit des römischen Katholizismus, Beratungen und Entscheidungen strikt voneinander zu trennen, so die in Erfurt lehrende Dogmatikerin: "Dass man also eine Ebene einzieht, auf der beraten wird, dass aber dann andere Leute zu einem anderen Zeitpunkt die Entscheidung treffen. Also: Wer berät, entscheidet nicht, und wer entscheidet, lässt sich beraten." Das sei in den anderen Konfessionen durchweg anders.

"Von unten nach oben beraten und von oben nach unten entscheiden"

Papst Franziskus habe sich von Anfang an für Synodalität stark gemacht, sagte Knop. Gleichwohl gebe es weiter einen strikt pyramidalen Aufbau in der Kirche: "Auf der Basis sind alle beteiligt, und alle sollen gehört werden. Auf der nächsten Ebene sind es viel weniger, das sind in der katholischen Kirche immer Amtsträger, immer Bischöfe. Und an der Spitze steht dann der Papst." Das bedeute: "Von unten nach oben beraten und von oben nach unten entscheiden."

Das Reformprojekt "Synodaler Weg" der katholischen Kirche in Deutschland sei dagegen strukturell anders aufgestellt: "Man hat ein Format gewählt, in dem die Leute, die beraten und die entscheiden, dieselben sind. Das ist im römisch-katholischen Bereich etwas Neues. Aber wir machen da auch die Erfahrungen, so ganz schlecht klappt es nicht, es ist sehr mühsam, aber es entwickelt sich eine gute Streitkultur."

Inflationäre Verwendung des Begriffs "Synodalität"

Aber da das Kirchenrecht weiter den Bischöfen ihre Vollmacht belasse und ein Beschluss nur dann in den Bistümern in Recht umgesetzt werde, wenn der zuständige Bischof dem zustimme, bleibe eine Schieflage.

Weiter beobachtet Knop eine inflationäre Verwendung des Begriffs "Synodalität" im katholischen Bereich. "Synodal ist gerade das Label, das alles bekommt, was kirchlich gut sein soll. Ein ganz positiv besetztes Wort", sagte die Theologin. "Es eignet sich aber auch wunderbar, um eigene Positionen - vor allem mit Blick auf die Strukturen der Kirche - zu autorisieren."

Quelle:
KNA