Sieben Pilgerwege in Deutschland, die Sie gesehen haben müssen

Zwischen Himmel und Erde

Spirituelle Erfahrungen machen, sich selbst finden, dem Himmel ein Stückchen näher kommen: Gründe für eine Pilgerreise gibt es viele. Geeignete Routen auch. Sieben Wege haben wir zusammengefasst. 

Autor/in:
Lisa Konstantinidis
Menschen pilgern in einer Reihe auf einem Pfad / © Stefano Dal Pozzolo (KNA)
Menschen pilgern in einer Reihe auf einem Pfad / © Stefano Dal Pozzolo ( KNA )

Es sind die ganz Großen, die eine besondere Anziehungskraft haben - der Jakobsweg nach Santiago de Compostela, die Via Francigena von Siena nach Rom oder auch der Sankt Olavsweg in Norwegen. Neben den klassischen Routen gibt es aber noch viele andere bekannte und weniger bekannte Wege, die das Pilgerherz an sein Ziel führen können, auch in Deutschland:

Der Hildegard von Bingen Pilgerwanderweg

Wer nicht sofort eine wochenlange Reise quer durch Europa antreten möchte, der kann auch in Deutschland auf spirituellen Pfaden wandeln - zum Beispiel auf dem Hildegard von Bingen Pilgerwanderweg. Die 135 Kilometer lange Strecke in Rheinland-Pfalz beginnt in Idar-Oberstein und endet in Rüdesheim-Eibingen. Der Wanderweg ist gesäumt von historischen Orten, die im Leben der Äbtissin, Universalgelehrten und Heiligen eine besondere Rolle gespielt haben: darunter ihr Geburtsort Niederhosenbach, aber auch der Gründungsort ihre Klosters in Bingen am Rhein.

Sogenannte Hildegard-Tafeln informieren entlang des Pfades über das Leben und Wirken der Hildegard von Bingen. Einige der 59 Informations-Tafeln regen dazu an, sich mit verschiedenen sinnstiftenden Fragen auseinanderzusetzen: Warum pilgere ich auf den Spuren der Heiligen? Welchen Ursprung hat das Gute und das Böse? Nach welcher ethischen Haltung richte ich mein Leben aus? Andere Tafeln geben zudem Aufschluss über die Arbeit der Kirchenlehrerin in den Bereichen Medizin, Naturkunde, Mystik und Musik.

Die Bonifatius-Route

Im Gegensatz zu jahrhundertealten Pilgerwegen handelt es sich bei der Bonifatius-Route um eine relativ junge Strecke. Seit 2004 führt der 180 Kilometer lange Weg von Mainz nach Fulda. Pilger wandern dabei auf den Spuren eines Trauerzuges, der den Missionar Bonifatius von Mainz im Jahr 754 zu seiner Grabstätte geleitete.

Bonifatius von Mainz war Benediktiner und auch als "Apostel Deutschlands" bekannt. Seine Missionierungsarbeit führte ihn in Germania zu den Friesen, Thüringern und Hessen. Als Erzbischof mit Sitz in Mainz gründete er neue Bistümer und Klöster. Gemeinsam mit 51 seiner Begleiter wurde Bonifatius während einer Missionsreise von Räubern erschlagen. Angeblich hatte er seinen Gefährten verboten, sich gewaltsam zu wehren. Er selbst soll sich der Überlieferung zufolge nur mit einem Buch gegen die Schwerter seiner Angreifer geschützt haben.

Auf den Spuren starker Frauen

In Thüringen widmet sich ein 50 Kilometer langer Weg dem bewegten Leben dreier Frauen: der selig gesprochenen Paulina, der heiligen Walburga sowie der heiligen Elisabeth. Kirchen und Klöster säumen die Strecke von Erfurt nach Paulinzella. Die Route gilt zudem als Teil des mittelalterlichen Jakobsweges von Erfurt nach Coburg.

Die sächsische Adlige Paulina führte nach dem Tod ihres Ehemannes ein Einsiedlerleben im Thüringer Wald, bevor sie das Kloster Paulinzella gründete. Die Königstochter Walburga war eine Verwandte von Bonifatius und missionierte in seinem Auftrag in Deutschland. Ihr werden einige Wunder zugeschrieben, unter anderem soll sie die sterbende Tochter eines reichen Mannes durch ihr Gebet gerettet haben. Auch Elisabeth, Tochter von König Andreas II. von Ungarn, soll Wunder gewirkt haben, so etwa im Hungerjahr 1226 am Thüringischen Hofe: Als sie für die Verteilung von Getreide an die hungernde Bevölkerung angegriffen wurde, sollen sich die leeren Vorratskammern des Hofes plötzlich wieder aufgefüllt haben.

Der Crescentia-Pilgerweg

Die Route des Crescentia-Pilgerweges ist der Franziskanerin Maria Crescentia Höss gewidmet. Die 90 Kilometer lange Route ist gekennzeichnet durch ein stilisiertes Symbol, das die Nonne mit Papier und Federkiel zeigt. Zehn Tafeln klären Pilger zudem über ihr Leben auf. Die Strecke im Ost- und Unterallgäu führt von Kaufbeuren über Mindelheim bis Ottobeuren, vorbei an Kapellen und Kirchen.

Die als Heilige verehrte Nonne lebte von 1682 bis 1744. Als sie als Jugendliche in das Kloster in Kaufbeuren eintrat, wurde sie von der Oberin gequält und gedemütigt. So sollte Maria Crescentia Höss beispielsweise auf Geheiß der Oberin mit einem Sieb Wasser aus dem Brunnen schöpfen - die Flüssigkeit blieb der Legende nach jedoch im Gefäß und floß nicht heraus. 1741 wurde sie selbst zur Oberin des Klosters ernannt, wurde von vielen Persönlichkeiten ihrer Zeit als Ratgeberin geschätzt und sicherte die materielle Zukunft des Klosters für viele Jahre.

Der Pilgerweg Loccum-Volkenroda

Der 300 Kilometer lange Pilgerweg Loccum-Volkenroda führt  vom niedersächsischen Kloster Loccum durch eine abwechslungsreiche Landschaft über das Wesergebirge, den Vogler, den Solling, das Göttinger Land und durch das Eichsfeld zum Kloster Volkenroda bei Mühlhausen. Die Strecke verläuft in Anlehnung an den Weg, den 1163 Zisterzienser vom Kloster Volkenroda Richtung Norden einschlugen, um in den Sümpfen rund um die Lucca-Burg ein neues Kloster zu gründen.

Dieses neue Kloster blieb dem Mutterkloster verbunden. Jedes Jahr besuchte der Volkenrodaer Abt die Mitbrüder in Loccum. Entlang des Pilgerweges befinden sich zahlreiche Klöster und Klosterruinen. Ein violettfarbenes Radkreuz auf weißem Grund bietet als Wegzeichen Orientierungshilfe. Der Weg wurde 2005 als Projekt der Hannoverschen Landeskirche eröffnet.

Zusätzlich gibt es drei Nebenwege: "Kloster Mariensee", "Kloster Möllenbeck" und der durch den Nordwesten Thüringens angelegte "Klosterpfad". Letzterer, eine bei Mühlhausen abzweigende Route, führt zu sieben historischen Klosteranlagen in der Region. Er verbindet Volkenroda, Zella, den Hülfensberg, Anrode, Reifenstein, Beinrode und Beuren.

Der Oberschwäbische Pilgerweg

Ein Wegenetz von mehr als 1.000 Kilometer umfasst der landschaftlich reizvolle Oberschwäbische Pilgerweg. Er verbindet Orte der Marienverehrung und gliedert sich in sieben Schleifen, die in einzelne Etappen zwischen vier und 25 Kilometern Länge unterteilt sind.

Diese verbinden jeweils zwei Wallfahrtsorte miteinander. Die Etappen beginnen oder enden in der Regel in der Nähe von größeren Ortschaften. Entlang des Weges im südlichen Baden-Württemberg befinden sich rund 80 Wallfahrtsorte, und elf Klöster. Das Logo des Pilgerweges ziert neben dem Namenszug ein Pilger mit Stab.

Wendelinus-Pilgerweg

Zu den kleinsten Pilgerstecken in Deutschland zählt der Wendelinus-Pilgerweg im Saarland. Er verbindet über 15 Kilometer die Orte St. Wendel und Tholey und ist benannt nach dem irischen Wandermönch Wendelin, der 617 als Abt in der Benediktinerabtei St.

Mauritius in Tholey gestorben ist. Der Weg beinhaltet schöne Aussichten auf die hügelige Landschaft des Naturpark Saar-Hunsrück und den 568 Meter hohen Schaumberg. An den Wendelinus-Pilgerweg schließen sich drei nach Schutzheiligen benannte Rundwege an: der Wendelinus-Rundweg um St. Wendel (acht Kilometer), der Marien-Rundweg um Marpingen (10,5 Kilometer) und der Mauritius-Rundweg um Tholey (acht Kilometer). Das Symbol eines Abtsstabes weist Pilgern den Weg.


Die Passionsgeschichte verbindet sich mit dem Thema Pilgern / © Harald Oppitz (KNA)
Die Passionsgeschichte verbindet sich mit dem Thema Pilgern / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA
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