Sicherheitsrat hat den Koreaner Ban Ki Moon als Nachfolger von UN-Generalsekretär Annan nominiert

Ein Südkoreaner auf dem Weg nach New York

Südkoreas Außenminister Ban Ki Moon will ganz nach oben und Nachfolger von UN-Generalsekretär Kofi Annan werden: Nach seiner Nominierung durch den UN-Sicherheitsrat wird die UN-Vollversammlung Ende des Monats über den Vorschlag des Sicherheitstats abstimmen und die Karriere des 62-jährigen Diplomaten krönen.

 (DR)

Südkoreas Außenminister Ban Ki Moon will ganz nach oben und Nachfolger von UN-Generalsekretär Kofi Annan werden: Nach seiner Nominierung durch den UN-Sicherheitsrat wird die UN-Vollversammlung Ende des Monats über den Vorschlag des Sicherheitstats abstimmen und die Karriere des 62-jährigen Diplomaten krönen. Dr. Günther Unser, UN-Experte von der Universität Aachen, stellt Ban Ki Moon im domradio-Interview vor.

Annan geht am 31.12. nach zehn Jahren
Der prominenteste Job in der internationalen Diplomatie würde die Karriere des 62-Jährigen krönen. Ban erfüllt die zentrale Voraussetzung für den Spitzenjob am New Yorker East River: Er kommt aus Asien. Die UN-Vetomacht China klar gemacht, dass Pekings Botschafter im Sicherheitsrat jeden Nichtasiat blockieren werde.

Ban spielte den asiatischen Trumpf offen aus. „Es ist höchste Zeit, dass ein Asiat Generalsekretär wird", sagte er. Nach der wahrscheinlichen formalen Nominierung durch den UN-Sicherheitsrat müsste die UN-Vollversammlung die Wahl Bans noch abnicken. Annan scheidet am 31. Dezember 2006 nach zehn Jahren aus dem Amt aus.

Wie immer: An den USA kommt kein Kandidat vorbei
Nicht minder wichtig als seine asiatische Herkunft dürften für Ban seine guten Beziehungen zur UN-Großmacht USA sein - gegen den Willen Washingtons kann kein Kandidat die höchste Stufe der UN-Hierarchie erklimmen. Im September 2005 erhielt Ban den begehrten Van-Fleet-Preis für seinen Beitrag zur Festigung des Verhältnisses seines Landes zu den USA. Ban selbst lobt den Schulterschluss Südkoreas mit den Vereinigten Staaten als „exzellente bilaterale Allianz".

Dass sich die USA auf ihren Verbündeten verlassen können, demonstrierte Ban bei den brisanten Atom-Gesprächen mit Nordkorea. Ban und die USA stimmten ihre Politik ab. Das Ziel: Eine weiter gehende atomare Bewaffnung der Diktatur im Norden der geteilten Halbinsel zu verhindern.

Praktische Grundkenntnisse des US-Politikbetriebs sammelte Ban in Washington: In der US-Hauptstadt arbeitete er zwei Mal an der Botschaft seines Landes, zwischendurch leitete er die Amerika-Abteilung des Außenministeriums in Seoul. Auch als Student der renommierten „John F. Kennedy School of Government" der Harvard Universität bekam er wichtige Einblicke in die politische Denkweise, Kultur und Strategie der Amerikaner.

Der Neue spricht Deutsch
In New York arbeitete Ban bei den Vereinten Nationen, er bekleidete Positionen in Koreas UN-Vertretung und amtierte als Botschafter in Österreich. Als ein Höhepunkt seiner Karriere sticht die Zeit ab dem 11. September 2001 hervor: Kurz nach den Terroranschlägen in den USA übernahm Südkorea die Präsidentschaft der UN-Vollversammlung. In der angsterfüllten Atmosphäre schaffte es Ban als ein Repräsentant seines Landes, die Gemüter im Weltparlament zu beruhigen.

Neben seinen Erfahrungen betont Ban seine Herkunft aus einem Land, das eine stürmische wirtschaftliche Entwicklung durchlebt: Von einer armen, kriegsverwüsteten Ex-Kolonie zu einem reichen Hightech-Staat. Seine Erkenntnisse als Koreaner, so wirbt Ban, könnten Entwicklungsländern in den UN zugute kommen.


Ein weiterer Versuch einer UN-Reform
Als großes Ziel hat Ban die weitere Reform der UN verkündet. Die „überdehnte und müde" Organisation müsse schlanker, schneller und effektiver werden. Außerdem will er den Posten des Generalsekretärs stärken. „Der Generalsekretär braucht größere Flexibilität, um auf die geänderten Herausforderungen zu reagieren."

Das aktuelle Stichwort: UN-Generalsekretär
Der erste UN-Generalsekretär, der Norweger Trygve Lie (1946-1952), nannte das Amt den „unmöglichsten Job der Welt". Sechs Männer folgten bisher auf Lie. Sie alle hatten keine einfache Amtszeit. Denn der Generalsekretär verfügt über keine Macht im formalen Sinne. Die mächtigen Vetostaaten im UN-Sicherheitsrat betonen gerne, dass es sich mehr um einen Sekretär als um einen General handelt.

Die UN-Chefs entwickelten sich aber mehr und mehr zur moralischen Instanz. Besonders Kofi Annan lenkte die Aufmerksamkeit auf globale Probleme wie die Aids-Seuche, den Kampf gegen die Armut oder das nukleare Wettrüsten.

Der Uno-Generalsekretär ist für fünf Jahre im Amt, eine Wiederwahl ist möglich: Wenn eine politische Krise eskaliert, kann er den UN-Sicherheitsrat anrufen. Er stellt UN-Friedenstruppen auf, nachdem der Sicherheitsrat die Entsendung der Blauhelme beschlossen hat. Zudem tritt der UN-Chef als Vermittler zwischen verfeindeten Parteien auf: Kofi Annan etwa bot seine Dienste afrikanischen Staaten an.

Als oberster Verwaltungsbeamter managt er das UN-Sekretariat und führt die UN-Finanzen. Annans großes Ziel, die Bürokratie der UN zu modernisieren, ist vorläufig gescheitert. Vor allem die armen UN-Mitglieder befürchteten einen Machtverlust. Sie sperrten sich gegen Annans Pläne.
(epd,ddp,dr)