Sicherheitskräfte in Nicaragua beobachten erneut Bischof

Überwachung eines Kirchenvertreters

Die sandinistische Regierung in Nicaragua unter Präsident Daniel Ortega lässt laut Medienberichten erneut einen katholischen Bischof überwachen. Der Fall ähnelt anderen vergleichbaren in jüngerer Vergangenheit.

Kathedrale von Leon in Nicaragua / © Marc Venema (shutterstock)
Kathedrale von Leon in Nicaragua / © Marc Venema ( shutterstock )

In Nicaragua haben Sicherheitskräfte offenbar den Platz gegenüber der Kathedrale von Leon umstellt. Die Polizei könne damit 24 Stunden lang verfolgen, mit wem sich Bischof Rene Sandigo (59) trifft und welche Schritte er unternimmt, berichtet das regierungskritische Portal "La Prensa" (Montag Ortszeit) unter Berufung auf eine Aktivistin.

Die Maßnahme komme überraschend, da Sandigo als der Bischof in der Nicaraguanischen Bischofskonferenz mit dem besten Draht zur Regierung gelte, hieß es. Sie erfolge offenbar als Reaktion auf die vorangegangene Flucht des Vikars von Leon, Aurelio Lopez, der das Land ins Exil verließ.

Kirche schützte 2018 Demonstranten

Vor wenigen Tagen machte Vizepräsidentin Rosario Murillo zudem die katholische Kirche für den Ausbruch der Sozialproteste im April 2018 verantwortlich. Damals gingen Studenten zunächst gegen eine mutmaßlich von der Linksregierung geduldete oder gar initiierte Brandrodung in einem Naturschutzgebiet auf die Straßen. Schnell weiteten sich die Proteste landesweit aus.

Symbolbild: Polizistin in Nicaragua  / © Sangiao Photography (shutterstock)
Symbolbild: Polizistin in Nicaragua / © Sangiao Photography ( shutterstock )

Das Regime von Präsident Daniel Ortega schlug die Demonstrationen mit brutaler Gewalt nieder. Pfarrer und Bischöfe öffneten ihre Kirchen, damit die Demonstrierenden Schutz vor den Polizeikugeln finden konnten. Seitdem ist das Verhältnis zwischen Staat und Kirche stark angespannt. Die Sandinisten warfen der Kirche Anstachelung zu Terrorismus vor. Viele Kirchenvertreter wurden in der Folgezeit verhaftet oder gingen freiwillig ins Exil.

Fall von Alvarez sorgte 2022 für Aufsehen

Vor allem der Fall Rolando Alvarez sorgte international für Aufsehen: Im August 2022 wurde der regierungskritische Bischof verhaftet, nachdem seine Wohnung mehrere Tage von Polizisten belagert worden war und er Gottesdienste nur noch über Internet und Radio hatte feiern können.

Rolando Alvarez, Bischof von Matagalpa / © Moises Castillo (dpa)
Rolando Alvarez, Bischof von Matagalpa / © Moises Castillo ( dpa )

Im Februar 2023 verurteilte ein Gericht Alvarez in einem Schnellverfahren wegen Ungehorsams und Untergrabung der nationalen Integrität zu 26 Jahren Haft. Die Behörden entzogen ihm die Staatsbürgerschaft. Alvarez weigerte sich danach, mit 222 weiteren politischen Gefangenen in die USA abgeschoben zu werden. Erst im Januar stimmte er der Ausbürgerung zu, nachdem er in der Haft deutlich an Gewicht verloren hatte.

Nicaragua schiebt inhaftierte Bischöfe und Geistliche nach Rom ab

In Nicaragua hat das links-sandinistische Regime laut einem Bericht des regierungskritischen Portals "La Prensa" zwei inhaftierte Bischöfe sowie 14 weitere Geistliche und zwei Seminaristen aus dem Gefängnis entlassen und in Richtung Vatikan abgeschoben. Das Portal "100 Noticias" veröffentlichte Bilder aus den Sozialen Netzwerken, die die ausgewiesenen Bischöfe Rolando Alvarez und Isidoro Mora bereits bei einem Dankgottesdienst in Rom zeigen sollen.

Symbolbild Flugzeug in der Luft / © ABCDstock (shutterstock)
Symbolbild Flugzeug in der Luft / © ABCDstock ( shutterstock )
Quelle:
KNA