Sicherheitskräfte in Ankara und Istanbul im Alarmzustand

Zum Schutz ein türkisches Sonderkommando

Scharfschützen auf den Dächern, Kampfjets in der Luft, Personenkontrollen auf den Straßen: Papst Benedikt XVI. soll bei seinem Besuch in der Türkei in der kommenden Woche mit den schärfsten Sicherheitsmaßnahmen geschützt werden, die das Land zu bieten hat. Intern werde der 79-Jährige als "stark gefährdeter Gast" eingestuft, berichteten türkische Zeitungen. Seit dem Nato-Gipfel von 2004, bei der aus Furcht vor Terroranschlägen ganze Stadtteile Istanbuls zu Sperrzonen erklärt wurden, hat es solche Sicherheitsvorkehrungen nicht mehr gegeben.

 (DR)


Keine Hinweise auf Gewalt
Offiziell halten sich die Behörden mit Stellungnahmen über Einzelheiten bedeckt. Einige Details sickerten dennoch an die Presse durch. Zumindest  teilweise sollen durch diese Indiskretionen wohl potenzielle Störer oder Attentäter abgeschreckt werden.

Über konkrete Hinweise auf geplante Gewaltaktionen oder Drohungen gegen den Papst ist zwar nichts bekannt. Doch auch ohne Schreckensszenarien wie in dem Thriller "Attentat auf den Papst" des Autors Yücel Kaya, der einen Anschlag auf Benedikt XVI. in Istanbul beschreibt, ist das Protestpotenzial groß. Das zeigte eine erste Aktion rechtsnationalistischer Papstgegner diese Woche mitten in Istanbul: Rund 100 Protestierer verschafften sich Zutritt zur Hagia Sophia, indem sie sich als Touristen ausgaben, und demonstrierten dort lautstark gegen den Papst. Einsatzkräfte der Polizei mussten einschreiten und setzten unter anderem Reizgas ein, um die Nationalisten zu vertreiben.

Dennoch sei man "nicht sonderlich besorgt", erklärte der Vatikan.
Zumindest beim Thema Sicherheit können die Gäste aus Rom sicher sein, dass ihre türkischen Gastgeber alles tun werden, um den Besuch zu einem vollen Erfolg zu machen. Negative Schlagzeilen im Ausland gibt es schon genug.

18.000 Polizisten schützen Papst
Deshalb bereiten die Sicherheitsbehörden eine wahre Mobilmachung vor. Insgesamt rund 18.000 Polizisten sollen in Ankara und Istanbul aufgeboten werden; die Beamten haben für die Dauer der Visite eine Urlaubssperre erhalten. Eigens für den Papst wurde eine Leibwache aus erfahrenen Spezialisten zusammengestellt - die Männer sollten Benedikt XVI. bei öffentlichen Gelegenheiten in ihre Mitte nehmen, berichtete die Zeitung "Vatan". Die Leibwächter erhalten demnach für den Sondereinsatz auch maßgeschneiderte kugelsichere Westen.

Sobald das Flugzeug des Papstes am Dienstag den türkischen Luftraum erreicht, soll die Maschine von Kampfflugzeugen in Empfang genommen und begleitet werden. Auf den Straßen Ankaras und Istanbuls werden nach Presseberichten im Konvoi des Papstes zwei gleich aussehende Limousinen aufgeboten - wobei niemand weiß, in welcher der Papst sitzt. Gleichzeitig sollen Scharfschützen und Polizisten in Zivil die Schaulustigen im Auge behalten.

Besonders heikel ist das Programm in Istanbul
Islamisten und Nationalisten werden seine Besuche im orthodoxen Patriarchat am Goldenen Horn und in der Hagia Sophia in der Altstadt Istanbuls für Versuche nutzen, gegen seine Anwesenheit zu protestieren. Alle Wege des Papstes durch die Stadt sollen deshalb genauestens kontrolliert werden, wie die Zeitung "Star" meldete. Arbeiten an Strom-, Gas- und Wasserleitungen in den betroffenen Gebieten werden überwacht, um sicherzugehen, dass niemand einen unterirdischen Sprengsatz platzieren kann.

Möglicherweise ließen sich die Verantwortlichen bei der Polizei bei diesen Vorbereitungen ein wenig von Kayas Reißer "Attentat auf den Papst" beeinflussen - denn in dem Buch verstecken die Attentäter ihre Bomben in einer Verkehrsampel.