Sexueller Missbrauch ist verjährt - Bistum will "komplett" aufklären

Ermittlung gegen Bamberger Priester eingestellt

Die Ermittlungen gegen einen Priester wegen sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen in Bamberg sind wegen Verjährung eingestellt worden. Die Erzdiözese Bamberg will dennoch die nächsten Schritte gegen den Priester einleiten. Das Bistum wolle "alles tun, um die Angelegenheit komplett aufzuklären", teilte das erzbischöfliche Ordinariat Bamberg mit.

Autor/in:
Antje Pöhner
 (DR)

Noch am Montag wollte sich der Arbeitsstab für die Prüfung von Vorwürfen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch Geistliche mit dem Ergebnis der Staatsanwaltschaft beschäftigen "und die nächsten Schritte besprechen".

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hat der heute 64 Jahre alte ehemalige Domkapitular zwar offenbar zwischen 1978 und 1983/1984 im Bamberger Schülerwohnheim Ottonianum in zehn Fällen acht Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht. Damit bestehte "hinreichender Tatverdacht". Da es jedoch keine Anhaltspunkte für einen "schweren sexuellen Missbrauch" gebe - für den die Verjährungsfrist nicht fünf oder zehn, sondern 20 Jahre beträgt - seien die Ermittlungen eingestellt worden, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Joseph Düsel am Montag.

Von allen kirchlichen Ämtern enthoben
Der 64-Jährige behauptet nach Angaben des Erzbistums, sich nicht an die Taten erinnern zu können. Er wurde bereits von allen kirchlichen Ämtern enthoben, die Ausübung der priesterlichen Dienste bleibt ihm untersagt. Der Geistliche war bis 1991 Direktor des Internats. Die ihm empfohlenen therapeutischen Hilfsangebote, die der Aufklärung der sexuellen Übergriffe dienen sollen, nahm der Mann nach Angaben des Ordinariats "nur bedingt" in Anspruch. Über das weitere Vorgehen und mögliche Strafmaßnahmen gegen den Priester werde die Kongregation für die Glaubenslehre in Rom nach der Überprüfung der von der Bistumsleitung eingereichten Unterlagen entscheiden.

Als die Vorwürfe Ende Juli vergangenen Jahres bekanntgeworden waren, hatte sich der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick tief betroffen gezeigt. Er versprach, "offen und ehrlich" mit der Situation umzugehen und bot den Missbrauchsopfern Hilfe an. Aufgeworfen wurde der Fall bereits im September 2007 von einem Betroffenen. Damals wurde der Vorwurf dem Erzbistum zufolge geprüft, allerdings habe "Aussage gegen Aussage" gestanden. Deswegen sei man auch nicht zur Staatsanwaltschaft gegangen. Im Mai vergangenen Jahres wurde die Diözese auf weitere Fälle aufmerksam gemacht, die Verdachtsmomente erhärteten sich.