Senioren-Union empört sich über geplantes Spielplatz-Gesetz

Lieber Grabesstille als Kinderlachen?

Für die Senioren-Union sind Kindertagesstätten Quelle "unzumutbarer Lärmbelästigung". Und Kindergeschrei vergleichbar mit dem "Hämmern eines Pressluftbohrers". Pläne der Bundesregierung, nach denen Kinderlärm "im Regelfall keine schädliche Umwelteinwirkung" mehr darstellen soll, haben die CDU-Senioren aufgeschreckt. Der Deutsche Kinderschutzbund ist irritiert.

 (DR)

Solche Äußerungen seien die Folge einer kindentwöhnten Gesellschaft, sagte Kinderschutzbund-Präsident Heinz Hilgers der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstagsausgabe). "Vor 50 Jahren wäre so etwas nicht vorgekommen, jetzt werden die Kinder bei uns ausgegrenzt", sagte Hilgers.



Dass Kindergeräusche im Gesetz mit Industrielärm gleichgesetzt werden, sei immer ein Skandal gewesen, sagte Hilgers: "Ein Miteinander gibt es nur, wenn es von gegenseitiger Wertschätzung geprägt wird, und der Vergleich des Ausdrucks der Lebensfreude spielender Kinder mit einem Presslufthammer ist keine Wertschätzung."



Der stellvertretende Bundesvorsitzende der CDU-Seniorenorganisation, Leonhard Kuckart, hatte zuvor Kindertagesstätten als Quelle "unzumutbarer Lärmbelästigung" bezeichnet und Kindergeschrei mit dem "Hämmern eines Pressluftbohrers" verglichen. Nicht nur Kinder hätten Rechte, sondern auch ältere Menschen, erklärte Kuckart am Mittwoch in Düsseldorf. Ein Dauerpegel von 90 Dezibel, wie er häufig in Kitas anzutreffen sei, bleibe eine unzumutbare Lärmbelästigung. "Egal, ob die Quelle nun sympathisches Kindergeschrei ist oder das Hämmern eines Pressluftbohrers."



"Im Regelfall keine schädliche Umwelteinwirkung"

Kuckart kritisierte weiter, dass der Gesetzentwurf der Bundesregierung zum Immissionsschutz nicht zum Zusammenhalt der Generationen beitrage. "Wir wünschen uns eine Lösung, die versöhnt und nicht spaltet", sagte der CDU-Politiker. In einem Wohnumfeld mit vielen älteren Menschen müssten die Genehmigungsbehörden auch auf die Interessen der Ruheständler Rücksicht nehmen und diese gegen die Interessen junger Familien abwägen.



Die Bundesregierung plant angesichts zahlreicher Klagen gegen Kindertagesstätten und Spielplätze in Wohngebieten eine Gesetzesänderung. Wie die "Bild-Zeitung" (Mittwochsausgabe) berichtet, soll im Bundes-Immissionsschutzgesetz eine Klausel verankert werden, wonach Kinderlärm "im Regelfall keine schädliche Umwelteinwirkung" darstellt. Kitas und Spielplätze sind danach "generell zugelassen". Über die Novelle will das Bundeskabinett den Angaben zufolge kommende Woche beraten.