Sekretär der Bischofskonferenz räumt Fehler der Kirche ein

Kultur des Wegschauens

em Thema Missbrauch ist die Kirche aus Sicht der katholischen Deutschen Bischofskonferenz zu lange mit einer "Kultur des Wegschauens" begegnet. "Wir müssen uns fragen, warum wir nicht behutsamer umgegangen sind mit Menschen", sagte der Sekretär der Bischofskonferenz , Pater Hans Langendörfer, am Donnerstag in einem Interview des Deutschlandfunks.

 (DR)

Allerdings sei man jetzt auf einem guten Weg, «durch unsere Leitlinien, durch ein geregeltes Verfahren, durch ein genaues Hinschauen» die alten Fälle aufzuarbeiten und neue zu verhindern.

Die besondere Betonung des Zusammenstehens der Priester sei lange Zeit ein «Behinderungsfaktor» gewesen, erklärte Langendörfer. Auch deshalb sei die Kirche jetzt in einer «dramatischen» Situation. Denn von ihr gehe im Moment der Eindruck aus, dass sie «tausendfach Menschen nicht gedient hat, sondern dass sie Menschen misshandelt hat, dass sie Menschen verletzt hat, dass sie jungen Leuten, Kindern ihre Zukunftschancen verbaut hat». So ergebe sich eine «fürchterliche Differenz zwischen dem, was wir uns vorgenommen haben zu sein, und dem, was wahrgenommen wird, was wir sind und was wir in so vielen Fällen auch wirklich gewesen sind».

Zu lange habe man in der Kirche und in der gesamten Gesellschaft darauf vertraut, dass Täter nach einer Therapie wieder ohne Gefahr mit Kindern umgehen könnten. Heute wisse man, dass es «unvertretbar» war, verurteilte Priester nach einer Therapie zu versetzen. Allerdings würde er keinem der damals Verantwortlichen eine böse Absicht unterstellen, betonte Langendörfer. «Sie wussten es nicht besser, sie haben falsch gehandelt und das muss man auch klar aussprechen. Es waren Fehler!»

Papst Benedikt XVI. nahm der Sekretär der Bischofskonferenz ausdrücklich in Schutz gegen die Vorwürfe, persönlich von Missbrauchsfällen gewusst, aber nicht gehandelt zu haben. Es stehe «außer Zweifel», dass der Papst selbst «mit den Dingen nichts zu tun gehabt hat, sondern dass da andere in seinem Bistum die Verantwortung getragen haben». Der Papst, so Langendörfer, sei «ganz deutlich derjenige, der unzweideutige Signale gibt». Missbrauch sei ein schlimmes Verbrechen, und die Täter «müssen zur Verantwortung gezogen werden, und zwar auch vor den staatlichen Behörden».