Kinderporno-Fall: Evangelische Kirche und DJK schockiert

"Sehr bestürzt"

Ein Kinderporno-Fall in Würzburg beschäftigt die evangelische Kirche in der Stadt sowie den katholischen Sportverein DJK. Beide zeigten sich schockiert über die Ermittlungen und sagten den Behörden volle Unterstützung zu.

Finger gleiten über Computertastatur / © Oliver Berg (dpa)
Finger gleiten über Computertastatur / © Oliver Berg ( dpa )

In Würzburg waren am Mittwochabend zwei Männer wegen der Herstellung und Verbreitung von Kinderpornos festgenommen worden. Der Verdacht hatte sich nur gegen einen der beiden festgenommenen Männer erhärtet. Der Tatverdächtige war Übungsleiter bei der DJK. Außerdem unterstützte er als Therapeut auch das Team einer Kindertageseinrichtung in Trägerschaft der evangelischen Kirche. Nach Medienberichten ist er der Lebenspartner des Kita-Mitarbeiters.

Evangelische Kita wurde durchsucht

Der Tatverdächtige soll Kinderpornos hergestellt und im sogenannten Darknet verbreitet haben. Das mutmaßlich selbst angefertigte Material zeige ausschließlich männliche Opfer im Kindergartenalter. Im Zuge der Ermittlungen war neben mehreren anderen Objekten am Mittwochabend auch die Kita durchsucht worden.

Nach Medienberichten sollen sich die Taten über mehrere Jahre erstreckt haben. In der Einrichtung war der Tatverdächtige beratend und unterstützend tätig. Bei der DJK kümmerte der Therapeut mit eigener Praxis sich um ein Kinderturn-Projekt, das mehrfach ausgezeichnet wurde.

Das von den Beamten sichergestellte Material zeige nach derzeitigem Kenntnisstand ausschließlich männliche Opfer im Kindergartenalter. Die Generalstaatsanwaltschaft sprach zunächst nur von einem "Bezug" eines der Tatverdächtigen zu einer Kindertagesstätte im Würzburger Stadtteil Heuchelhof, weshalb man auch die dortige Kita durchsucht habe. Die Kita-Leitung wurde entsprechend informiert, Polizeibeamte standen am Donnerstag laut Polizei "höchstvorsorglich" den Eltern und dem Personal als Ansprechpartner zur Verfügung.

"Gespräche mit den Eltern und Mitarbeitenden haben Priorität"

Da sich die Ermittlungen nicht gegen die Einrichtung selbst richteten, bleibe diese weiter geöffnet, erklärte das evangelisch-lutherische Dekanat Würzburg. Seit Donnerstagmorgen seien der zuständige Pfarrer, ein Team der Polizei und der Notfallseelsorger in der Kita, um mit Eltern und Mitarbeitenden zu reden. Auch Dekanin Edda Weise ist offenbar vor Ort. Sie erklärte: "Ich bitte vorerst von Presseanfragen abzusehen, weil die Gespräche mit den Eltern und Mitarbeitenden für mich im Moment Priorität haben."

Das evangelische Dekanat Würzburg zeigte sich in einer ersten Stellungnahme zu den Vorkommnissen "schockiert und sehr bestürzt". Alle Beteiligten - Pfarrer, Leitung und Personal - arbeiteten eng mit der Polizei und den Behörden zusammen. Da sich die Ermittlungen nicht gegen die Einrichtung richteten, bleibe die Kindertagesstätte auch weiter geöffnet. Man tue alles, um die Ermittlungen zu unterstützen.

Die Kita gilt mit ihrer integrativen Ausrichtung für Kinder mit und ohne Behinderung als Vorzeige-Einrichtung in der Stadt. Die Behörden waren dem Logopäden im Rahmen eines umfangreichen Ermittlungsverfahrens zur Verbreitung von kinderpornografischem Material im Darknet auf die Spur gekommen.


Quelle:
KNA , epd