Kasimir Fatz leitet die deutschsprachige Gemeinde in Jakarta

Seelsorge im Batik-Hemd

Kasimir Fatz hat seinen Traumjob gefunden - in Jakarta kümmert sich der Priester, der fast 30 Jahre in Deutschland gelebt hat, um die deutschsprachige Gemeinde. Im August wird er vor Ort in ganz besonderer Weise geehrt.

Autor/in:
Michael Lenz
 (DR)

Kasimir Fatz trägt mit Vorliebe traditionelle Batik-Hemden - äußeres Zeichen seiner Liebe zu Indonesien. Die Hemden sind dem Pfarrer der deutschsprachigen katholischen Gemeinde in Jakarta auf den Leib geschneidert. Fatz streicht sich lachend über seinen Bauch und sagt: "In meiner Größe gibt es die Hemden nicht von der Stange."

Seit seinen Studententagen haben es dem gebürtigen Polen Religionswissenschaft und Ethnologie angetan. "Ich war in über 60 Ländern", erzählt Fatz bei einem Plausch im Garten seines Pfarr- und Gemeindehauses in Südjakarta. Angesichts der vielen ethnologischen Artefakte im Pfarrhaus muss der im polnischen Pommern bei den Steyler Missionaren ausgebildete Fatz seine Neugier auf andere Länder, Kulturen und Religionen eigentlich gar nicht betonen. "Meine Sammlung umfasst eintausend Stücke."

Durch Jakarta mit zehn Kilometern pro Stunde

Nach Deutschland kam der heute 63-Jährige 1987, um seine Doktorarbeit zum Thema "Was hat die Christianisierung in Indonesien und Papua Neuguinea den Völkern dort gebracht?" zu schreiben. Daraus wurde jedoch nichts. Denn er entschloss sich, als Spätaussiedler ganz in Deutschland zu bleiben und dort Seelsorger zu werden.

Dass das Katholische Auslandssekretariat der Deutschen Bischofskonferenz Fatz 2015 zum Pfarrer der deutschsprachigen Gemeinde nach Jakarta bestellte, war für den Indonesienliebhaber wie ein Sechser im Lotto. "Ich fühle mich hier sehr wohl", sagt er, obwohl der Alltag in der indonesischen Hauptstadt Jakarta durchaus problematisch sein könne. "Aktivitäten jeder Art unterliegen hier der Verkehrslage. Wir haben als Gemeinde einen Einzugsbereich von rund 20 Kilometern. Die Durchschnittsgeschwindigkeit des Autoverkehrs liegt zwischen fünf und zehn Kilometern pro Stunde."

Neues zu Hause gefunden

Gleichwohl sind die sonntäglichen Gottesdienste im Pfarrhaus  immer gut besucht. 50 oder mehr Gläubige kommen dann zusammen. Gertrud Moeljono, Urgestein und Mitbegründerin der Gemeinde, kennt den Grund. "Wer einmal hier war, kommt wieder", sagt die 76-Jährige im rheinischen Singsang.

1973 hatte die aus Stolberg stammende Frau ihren späteren indonesischen Ehemann kennengelernt, der in Aachen studierte und nach dem Studium nach Jakarta zurückkehrte. Die seit einem Unfall im Rollstuhl sitzende Mutter von zwei erwachsenen Kindern ist auch nach dem frühen Tod des Gatten in Jakarta geblieben. "Wenn man lange im Ausland gelebt hat, gibt es kein Zurück mehr."

"Ein Stück Heimat"

In Bangkok oder Singapur bestehen die deutschsprachigen katholischen Gemeinden hauptsächlich aus Deutschen, Österreichern und Schweizern, die es beruflich auf Zeit in den Fernen Osten verschlagen hat. In Jakarta hingegen sind es viele deutsch-indonesische Paare und auch katholische Indonesier, die sich seit ihrem Studium in Deutschland der deutschen Kultur verbunden fühlen. "Das Pfarrhaus ist ein Stück Heimat", sagt Kasimir Fatz. Das liegt auch an dem großen tropischen Garten mit der riesigen liegenden, aus Metallstücken zusammengeweißten Jesus-Statue des Künstlers Teguh Ostenrik.

Garten und Pfarrhaus sind ideal für das übliche gemütliche Beisammensein nach den Gottesdiensten, für kulturelle und religiöse Aktivitäten wie Religionsunterricht oder Erstkommunionsunterricht für Kinder, aber auch für fröhliche Grillpartys. Zudem sind Haus und Garten offen für Treffen der katholischen Gemeinden der Franzosen und Polen in Jakarta sowie ökumenische Feiern mit der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde.

Ehrenmitglied beim Volk der Toraja

Das Gemeindehaus hinter hohen Mauern werde, so Fatz, von manchen Gemeindemitgliedern auch als Zufluchtsort in unsicheren Zeiten gesehen. Seit der Präsidentschaftswahl im April dieses Jahres ist die politische Situation in Indonesien angespannt. Islamistische Anhänger von Wahlverlierer Prabowo Subianto Anhänger protestieren in den Straßen Jakartas gewaltsam gegen einen angeblichen Wahlbetrug.

Dank großzügiger Spenden seiner früheren deutschen Gemeinden - zuletzt im baden-württembergischen Sigmaringendorf - konnte Fatz katholischen Gemeinden in seiner indonesischen Wahlheimat kleine Projekte wie den Bau einer Wasserleitung auf der Insel Flores oder die Anschaffung von Schnellbootmotoren für die indigenen Dayak in Kalimantan finanzieren. Die Unterstützung einer Gemeinde der Toraja im Hochland von Sulawesi wird Fatz bald in ganz besonderer Weise gedankt: Im August dieses Jahres wird er vom Volk der Toraja nach uralten Ritualen als Ehrenmitglied aufgenommen.


Quelle:
KNA