Sechs Fragen zu Ordensgemeinschaften

In Klausur oder draußen unterwegs

Der erste "Tag der offenen Klöster" soll Außenstehenden die Möglichkeit geben, die Facetten des klösterlichen Lebens kennenzulernen. Antworten auf Fragen zum Ordensleben.

Klostergänge / © Stefan Quilitz
Klostergänge / © Stefan Quilitz

Ist Orden gleich Orden?

Sicher nicht. Allein in Deutschland gibt es rund 330 eingetragene Frauenorden und 110 eingetragene Männerorden beziehungsweise Kongregationen. Die Brüder und Schwestern leben in einer Ordensniederlassung oder einem Kloster nach den jeweiligen Regeln der Gemeinschaft. Dazu gehören in den meisten Fällen die Gelübde der Armut, Keuschheit und Gehorsam, das Tragen einer Ordenstracht, des sogenannten Habit, und der Gehorsam gegenüber dem Oberen, dem Vorsteher der Gemeinschaft.

Was machen Ordensleute den ganzen Tag?

Ordensschwestern, die in Krankenhäusern oder Kindergärten arbeiten, sind ein geläufiges Bild. Darüber hinaus engagieren sich Ordensleute in den unterschiedlichsten sozialen und gesellschaftlichen Bereichen, etwa an Schulen, in der Jugendhilfe oder als Missionare im weltweiten Einsatz. Zu diesen sogenannten aktiven Orden zählen zum Beispiel die Jesuiten, denen auch Papst Franziskus angehört.

Auf der anderen Seite gibt es kontemplative Ordensgemeinschaften. Die Mitglieder, im klassischen Sinne Mönche und Nonnen, haben sich ganz dem Gebet und der Besinnung verschrieben. Sie leben in strenger Klausur, das heißt abgeschieden von der Außenwelt. Klausur wird auch der Teil des Klosters genannt, der ausschließlich den Ordensmitgliedern vorbehalten ist und wo traditionell geschwiegen wird, darunter fallen die Schlafräume, der Kreuzgang, aber auch der Kapitelsaal, in dem Versammlungen abgehalten werden.

Heute gibt es zudem Ordensgemeinschaften, die sowohl kontemplative als auch aktive Zweige haben.

Wer kann Ordensmitglied werden?

Jeder katholische Christ kann grundsätzlich Ordensmitglied werden. Voraussetzung ist eine stabile physische und psychische Verfassung. Zudem muss der Kandidat bereit sein, Teil der Gemeinschaft zu werden und sich auf die Ziele, Aufgaben, das Gebet sowie die Kontemplation einzulassen. Ausgeschlossen sind verheiratete Anwärter. Oft gibt es auch ein Mindesteintrittsalter, zum Beispiel 25 Jahre, oder ein maximales Zulassungsalter, zum Beispiel 35 Jahre. Schlussendlich entscheidet aber die Gemeinschaft, ob der Kandidat zu den zeitlichen und ewigen Gelübden zugelassen wird. Ein Ablehnen ist durchaus möglich.

Wie verläuft die Aufnahme im Kloster?

Am Anfang des Ordenslebens steht nach einer kürzeren Probephase, dem sogenannten Postulat, das Noviziat (lateinisch "novus" - neu). Diese Aufnahmephase für neue Mitglieder beginnt oft mit einer Feier, bei der die Neuankömmlinge auch eingekleidet werden. Nach kirchenrechtlichen Bestimmungen muss das Noviziat mindestens ein Jahr dauern. Danach legt der Bewerber ein Gelübde auf Zeit ab, die zumeist auf drei Jahre begrenzt ist. Später folgt die ewige oder auch feierliche Profess, mit der sich das Ordensmitglied für immer an seine Gemeinschaft bindet. Ein Austritt ist danach an sich unmöglich und nur mittels eines langwierigen Prozesses, der bis nach Rom geht, zu erreichen. 2012 gab es in Deutschland 83 männliche Novizen und 104 weibliche.

Schwester Aloysiana, Bruder Paulus, woher die Namen?

Traditionell nehmen neue Mitglieder in vielen Ordensgemeinschaften mit dem Eintritt einen anderen Namen an. Damit soll ein Einschnitt im Leben verdeutlicht werden. In diesem Sinne ist der Ordenseintritt wie eine zweite Taufe, womit zugleich der ursprüngliche Taufname abgelegt wird. Den Namen, zumeist in Anlehnung an Heilige, kann das Mitglied vorschlagen.

Was bedeutet "Kloster auf Zeit"?

Viele Klöster und kirchliche Bildungshäuser bieten Exerzitien, Besinnungs- und Einkehrtage an. In vielen Ordensgemeinschaften ist es zudem für Einzelpersonen möglich, einige Zeit in der Gemeinschaft mitzuleben.


Quelle:
KNA