"Sea-Watch 5" nach Seenotrettung in Italien festgesetzt

"Italien scheint jedes Mittel recht zu sein"

Die "Sea-Watch 5" wird nach der Rettung von 56 Menschen im Mittelmeer von den italienischen Behörden festgesetzt. Die Betreiberorganisation kritisiert den Vorgang als politisches Manöver. Medizinische Hilfe werde dadurch verzögert.

Suche nach Menschen in Seenot / © Francesco Pistilli/Emergency.it (KNA)
Suche nach Menschen in Seenot / © Francesco Pistilli/Emergency.it ( KNA )

Nach der Rettung von 56 Menschen aus Seenot im Mittelmeer ist die "Sea-Watch 5" in Italien festgesetzt worden. Die italienischen Behörden hätten eine Festsetzung für 20 Tage angeordnet, teilte die Betreiberorganisation Sea-Watch am Samstagabend im sozialen Netzwerk X, vormals Twitter, mit. Das Schiff habe nach politischem und medialem Druck am Freitag in Pozzalla auf Sizilien anlegen können, nachdem Italien der "Sea-Watch 5" zuvor den mehr als 1.500 Kilometer entfernten Hafen von Ravenna zugewiesen habe.

Von unterlassener Hilfeleistung ablenken

Die Begründung für die Festsetzung wies Sea-Watch zurück. "Die Festsetzung der 'Sea-Watch 5' ist ein rein politisches Manöver", erklärte Sprecher Oliver Kulikowski. "Italien scheint jedes Mittel recht zu sein, um von seiner unterlassenen Hilfeleistung abzulenken." Sea-Watch kündigte an, die Entscheidung gerichtlich anzufechten.

Die Helfer hatten zuvor den Tod eines 17-Jährigen an Bord des Schiffes beklagt, der am Mittwoch aus Seenot gerettet worden war. Italien, Malta und Tunesien hätten trotz entsprechender Bitten keine medizinische Evakuierung eingeleitet. Vier weitere Personen in kritischem Zustand seien erst nach neun Stunden aufs italienische Festland gebracht worden.

Sinnfreie Anweisungen

Unterdessen brachte die "Geo Barents" in der Nacht zum Sonntag 132 Gerettete nach Civitavecchia nördlich von Rom. Ebenso viele weitere müssten aber auf Anweisung der italienischen Behörden an Bord bleiben und dürften erst in Genua in Norditalien an Land gehen, erklärte "Ärzte ohne Grenzen", die Betreiberorganisation der "Geo Barents". Diese "sinnfreie Anweisung" zwinge unter anderem Kinder unter drei Jahren und zwei Personen, die dringend medizinische Versorgung bräuchten, bei rauem Seegang zum Verbleib an Bord.

Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. 2023 kamen laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) mehr als 3.000 Menschen bei der Überfahrt ums Leben oder sie werden vermisst. Seit Beginn dieses Jahres sind es demnach bereits mehr als 250. Die Dunkelziffer liegt vermutlich weit höher.

Quelle:
epd