Scilla

Zarte blaue Frühlingspracht

Er macht schon was mit in diesem Frühling, der Gärtner. Er kann gar nicht all das tun, was er jetzt gern im Garten tun möchte. Aber: manchen Frühjahrsblühern macht die Kälte kaum was aus. Das gilt auch für eine kleine blaue Blume, die man jetzt entdecken kann. So klein wie sie ist, soviel Einfluss hat sie: in Hannover wurde ein ganzes Frühlingsfest wegen ihr verschoben.

Blaustern Scilla / © St.Q.
Blaustern Scilla / © St.Q.

 

Er muss sich arg in Geduld üben, der Gärtner in diesem Frühjahr, denn auch der Garten selbst geduldet sich, wartet ab, duckt sich noch ein wenig, vor all der kalten Luft. Die Blüten der Obststräucher und -bäume verharren, die Tulpen wollen nicht, die Forsythie traut sich ebenso wenig. Und auch von den dicken Bohnen – mutig im Februar in den Boden gesteckt – ist nichts zu sehen.

Aber es gibt sie doch, die tapferen Frühjahrsblüher. Und zu ihnen gehört eine ganz kleine zarte Blume, die jetzt prächtig blau zu blühen beginnt: die Szilla.

Verwildert gern

Ihr botanischer Namen lautet Scilla, der Volksmund machte daraus Szilla, aber auch Blaustern, Sternhyazinthe oder Schneestern. Die Szilla gibt’s in vielen Arten und ebenso vielen blauen Farbtöne. Ihre Blüte misst gerade mal 2 cm und sie erhebt sich meist kaum 10 cm über dem Boden. Sie verwildert gern in Gärten und Parkanlagen, und die Ameisen helfen ihr dabei, den Samen zu verbreiten.

Die Szilla blüht hierzulande gern in den warmen Regionen an Donau und Rhein. Ende März ist ihre Zeit, wenn auf dem Kalender Frühlingsbeginn steht. Doch in diesem Jahr vertagte selbst die Szilla wegen der Kälte ihre Blüte. Jetzt erst leuchtet sie in ihrer zarten, blauen Pracht. Und weil sich die Szilla etwas verspätete, wurde in Hannover ein ganzes Frühlingsfest verschoben.

Scilla Blütenfest in Hannover verschoben

In Hannover, weitab vom Rheinland, entfaltet der sibirische Blaustern „Scilla siberica“ seine Pracht. Auf dem Gelände des alten Stadtfriedhofes auf dem Lindener Berg haben sich die Blausterne ungestört zu einem wahren blauen Blütenmeer verbreitet. So eindrucksvoll, dass man auf dem Friedhof ein richtiges Frühlingsfest feiert, organisiert vom Kulturverein „Quartier“. Dieses Jahr wurde das Fest um eine Woche verschoben, damit die Scilla auch wirklich zum Fest blüht. Am 14. April ist es soweit.

„Ungestört“ ist das Zauberwort: wer Blumen wie die Szillas im Garten haben will, darf nicht ständig hacken oder vertikutieren oder gar umgraben. Stattdessen sollte man die Samen der Szillas ganz ausreifen lassen und bei ihrer Verbreitung selbst etwas nachhelfen. Ideal gedeiht sie im hellen Schatten unter Sträuchern und Bäumen. Und dieses Jahr blüht sie umso ungestörter, denn die kalten Ostwinde hielten bislang den Gärtner mit seiner Hacke fern.

Der Ostwind ist der Feind des Gärtners

Auch wenn es dieses Jahr sehr heftig ist mit der andauernden Kälte, so ganz ungewohnt ist es nicht. Denn wie schrieb schon Karel Čapek in seinem Büchlein „Das Jahr des Gärtners“ über dessen machtlosen Kampf gegen die Kälte im Frühling:

„Er möchte mit Hacken oder Spaten, mit Gewehr oder Hellebarde angreifen, seinen Leib umgürten, einen Siegesschrei ausstoßen und in den Kampf ziehen; so jedoch kann er nichts anders tun, als jeden Abend auf den Wetterbericht des Staatlichen Meteorologischen Instituts zu lauern, die Hochdruckgebiete über Skandinavien und die Störungen über Island zu verwünschen. Denn wir Gärtner wissen genau, woher der Wind weht.“

Und dieses Meteorologische Institut verheißt jetzt endlich wärmere Winde. Es keimt die Hoffnung, dass das Keimen jetzt beginnt. (St.Q.)