"Schwarzbuch Waldorf" kann mit Korrekturen weiterhin erscheinen

Keine Schläge mehr

Das "Schwarzbuch Waldorf", das sich kritisch mit der Pädagogik von Waldorfschulen auseinandersetzt, kann weiterhin erscheinen. Allerdings muss es in mehreren Punkten korrigiert werden. Das entschied nun das Landgericht Stuttgart. Gegen das Buch streitet der Bund der Freien Waldorfschulen. Er wirft dem Autor Michael Grandt Unseriosität vor.

 (DR)

Insbesondere die Aussage, Lehrer an Waldorfschulen bräuchten keine gleichwertige Ausbildung wie ihre Kollegen an staatlichen Schulen, wertete das Gericht als falsche Tatsachenbehauptung. Damit wurde der Widerspruch des Gütersloher Verlagshauses gegen eine Einstweilige Verfügung zurückgewiesen.

Der Autor Michael Grandt zitiert unter anderem Erich Gabert, der als einer der Klassiker der Waldorfpädagogik gilt. Dieser hatte Erziehung mit dem Mittel körperlicher Strafe nicht ausgeschlossen und Schläge sogar «aus guten pädagogischen Gründen» für möglich gehalten. Nicht erwähnt werden im Schwarzbuch allerdings Gaberts kritische Aussagen über die negativen Folgen von Züchtigungen.

Schläge nicht mehr Teil der Pädagogik
Nach Ansicht des Vorsitzenden Richters muss im «Schwarzbuch Waldorf», das sich auch als Ratgeber für Eltern verstehe, jedoch ergänzend darauf hingewiesen werden, dass Schläge als Erziehungsmittel heute von der Waldorfpädagogik abgelehnt würden. Vertreter des Gütersloher Verlagshauses hatten demgegenüber geltend gemacht, dass in dem Buch gar nicht behauptet werde, körperliche Züchtigung sei in Waldorfschulen anerkannt.

Nicht klären ließ sich vor Gericht die im Buch erhobene Behauptung, an der PISA-Studie seien keine Waldorfschulen beteiligt gewesen. Grandt hatte mit dieser Aussage den Präsidenten des Lehrerverbandes, Josef Kraus, zitiert. Nach Ansicht des Gerichts hätte Grandt den Wahrheitsgehalt dieser Behauptung auch bei den Verantwortlichen der PISA-Studie gegenrecherchieren müssen. Die Waldorf-Vertreter gaben an, es seien in Deutschland 14 ihrer Schulen beteiligt gewesen.

Der Verlag kann das Buch in seiner jetzigen Form noch rund zwei Wochen mit einem Korrekturen-Beiblatt ausliefern. Danach müssen vom Gericht kritisierte Stellen entweder geschwärzt oder die Restauflage eingestampft werden. Nach Verlagsangaben befinden sich noch rund 1.000 Exemplare auf Lager. Das juristische Verfahren wird nach der Entscheidung über die Einstweilige Verfügung fortgesetzt. Der Bund der Freien Waldorfschulen will weitere kritische Passagen über die Waldorfpädagogik entfernen lassen.