Schwangere Teenager sollen katholische Schulen im Kongo verlassen

Wechsel an staatliche Schule vorgeschlagen

Bedeutet eine Teenagerschwangerschaft das Bildungs-Aus? Ja, wenn es nach den Bischöfen im Kongo geht. Trotz Anweisung der Regierung haben Schwangere ihrer Meinung nach in einer katholischen Schule nichts zu suchen.

Schüler auf dem Weg zur Schule im Kongo / © The Road Provides (shutterstock)
Schüler auf dem Weg zur Schule im Kongo / © The Road Provides ( shutterstock )

Die katholische Kirche in der Demokratischen Republik Kongo lehnt die Fortsetzung des Schulbesuchs schwangerer Schülerinnen ab. Das geht aus einem Schreiben der katholischen Bischofskonferenz hervor, aus dem der Sender Radio France Internationale (online, Donnerstag) zitiert. Demnach wird ihnen der Wechsel an eine staatliche Schule nahe gelegt.

Mit der Entscheidung reagiert die Kirche auf ein am Montag veröffentlichtes Rundschreiben des kongolesischen Bildungsministeriums. Aus diesem zitieren mehrere lokale Medien: "Das Ministerium für nationale Bildung ist der Ansicht, dass es keine Rechtfertigung dafür gibt, schwangere Mädchen vom Bildungssystem auszuschließen, wenn sie kein Interesse an einem Schulabbruch bekundet haben."

Alle Bildungseinrichtungen müssten deshalb den weiteren Schulbesuch ermöglichen. Sanktionen oder ein Ausschluss würde nicht akzeptiert.

Moral und Disziplin

Die Bischöfe begründen ihre Entscheidung indes mit Disziplin und Moral. Auch hoffe man, dass keine Fälle von Schwangerschaft auftreten würden. In dem zentralafrikanischen Land gibt es laut Vatikan-Angaben mehr als 18.000 katholische Grund- sowie weiterführende Schulen.

 Schule im Kongo, die Mariannhiller Missionare sind hauptsächlich in der Afrikamission und in der Entwicklungshilfe tätig
 / © Harald Oppitz (KNA)
Schule im Kongo, die Mariannhiller Missionare sind hauptsächlich in der Afrikamission und in der Entwicklungshilfe tätig / © Harald Oppitz ( KNA )
Symbolbild Eine Schule im Kongo

Knapp jeder Dritte (30 Prozent) der gut 115 Millionen Einwohner ist Katholik.

Der Schulbesuch schwangerer Schülerinnen wird auch in anderen afrikanischen Ländern diskutiert. So hob die Regierung von Sierra Leone in Westafrika im Jahr 2020 ein Schulverbot für schwangere Schülerinnen auf. Dort waren während des Ebola-Ausbruchs in den Jahren 2014 und 2015 Schulen geschlossen worden. Die Folge: Gerade Mädchen waren schlechter vor häuslicher und sexualisierter Gewalt geschützt. Schwanger durften sie allerdings nach Ende der Schließungen nicht wieder auf die Schulbank.

Kinderehen und keine Familienplanung

Weitere Gründe für Teenagerschwangerschaften sind Kinderehen. So werden beispielsweise laut nichtstaatlicher Organisation "Girls not Brides" im Sahelstaat Niger drei von vier Mädchen vor ihrer Volljährigkeit verheiratet. Gerade in ländlichen Regionen ist überall auf dem Kontinent der Zugang zu Familienplanung eingeschränkt.

Vor allem in der Krisenregion Ostkongo kommt massive sexualisierte Gewalt hinzu. Im April gab das Kinderhilfswerk Unicef an, dass dort jede halbe Stunde ein Kind vergewaltigt wird. Sexualisierte Gewalt wird dort gezielt als Kriegswaffe eingesetzt.

Demokratische Republik Kongo

Die Demokratische Republik Kongo ist nach Algerien der zweitgrößte Flächenstaat Afrikas und fast siebenmal so groß wie Deutschland. Auf einem Gebiet, das etwa einem Viertel der Größe der USA entspricht, leben rund 90 Millionen Menschen. Der Kongo ist ein Vielvölkerstaat mit mehr als 200 Ethnien. Das Land im Zentrum Afrikas, das von 1971 bis 1997 Zaire hieß, hat gemeinsame Grenzen mit Kongo-Brazzaville, der Zentralafrikanischen Republik, dem Südsudan, Uganda, Ruanda, Burundi, Tansania, Sambia und Angola.

Eine Hütte an einem Hang in Burhale im Kongo ist von Bäumen und Stauden umgeben / © Harald Oppitz (KNA)
Eine Hütte an einem Hang in Burhale im Kongo ist von Bäumen und Stauden umgeben / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA