Schwäbisches Kloster eröffnet Escape-Room für Live-Rätselspiel

Zwischen Rosenkränzen und Spinnweben

Escape-Room nennt man ein Spiel, bei dem Menschen durch das Lösen von Rätseln aus einer Anlage hinaus- oder durch diese hindurchfinden müssen. Diesen Spaß bietet nun ein Kloster in Schwaben. Am Ende wartet ein Genuss.

Autor/in:
Christopher Beschnitt
Rätsel im Escape-Room "Rettet den Klosterschatz" im Kloster Roggenburg, am 9. Dezember 2025  / © Christopher Beschnitt (KNA)
Rätsel im Escape-Room "Rettet den Klosterschatz" im Kloster Roggenburg, am 9. Dezember 2025 / © Christopher Beschnitt ( KNA )

Es geht bergab für die vier Frauen, hinunter in den Keller. 

Kloster Roggenburg am 9. Dezember 2025  / © Christopher Beschnitt (KNA)
Kloster Roggenburg am 9. Dezember 2025 / © Christopher Beschnitt ( KNA )

Schnell werden sie diesen nicht wieder verlassen - zumindest nicht in der nächsten Stunde. 60 Minuten haben sie, um den neuen Escape-Room im bayerisch-schwäbischen Kloster Roggenburg zu bewältigen. 

Die Spielerinnen müssen versuchen, über das Lösen diverser Rätsel durch die Anlage hindurch zu einem Ziel zu finden.

Sie heißen Marla Stipar, Katrin Reitlinger, Charlotte Faist und Marion Pistracher, sind zwischen 19 und 56 Jahren alt und arbeiten im Umfeld des Prämonstratenserklosters in der Nähe von Ulm. Die Einrichtung feiert 2026 ihr 900-jähriges Bestehen. 

Angebot zum Jubiläum

Der Escape-Room ist eines der Angebote zum Jubiläum. Eröffnet wird er am 2. Januar, jetzt an den letzten Tagen des alten Jahres testen ihn Menschen mit Klosterbezug.

Einer der Rätselraum-Verantwortlichen ist Kilian Neubert. Der 31-jährige Ordensmann leitet die Frauen hier unten im Gewölbe eines der ehemaligen Wirtschaftsgebäude hinein in das Spiel. 

"Wir schreiben das Jahr 1632. Auf dem europäischen Kontinent tobt der Dreißigjährige Krieg", beginnt der Bruder, "ihr seid Bedienstete des Klosters und euch erreicht dieses Gerücht: Die Schweden kommen".

Nun müsse man mit diesen verhandeln, um das Kloster vor Verwüstungen zu bewahren, insbesondere das wertvolle Chorgestühl. Doch was den Schweden anbieten? Dazu gelte es, die verborgene Klosterschatzkammer zu finden.

Tipps per Walkie-Talkie

Das also ist die Geschichte hinter dem Escape-Room, zu dem der Bruder jetzt die Tür öffnet. Er lässt die Frauen eintreten in eine karge Klosterzelle ohne Fenster. Ein Bett, ein Schrank, ein Kreuz an der Wand.

Zwei Ordensmänner beobachten Teilnehmer am Rechner und geben Tipps, im Escape-Room "Rettet den Klosterschatz" im Kloster Roggenburg, am 9. Dezember 2025 / © Christopher Beschnitt (KNA)
Zwei Ordensmänner beobachten Teilnehmer am Rechner und geben Tipps, im Escape-Room "Rettet den Klosterschatz" im Kloster Roggenburg, am 9. Dezember 2025 / © Christopher Beschnitt ( KNA )

Immerhin: Auch ein Fernsehbildschirm steht parat. Das ist nicht die einzige Technik in diesem Zimmer. Denn unter der Decke hängen Kameras. Über diese behält Bruder Kilian am Rechner oben über dem Keller das Geschehen im Blick. Wenn die Rätsellösung stockt, greift er ein: per Walkie-Talkie, das er der Gruppe zugesteckt hat.

Noch ist nichts zu hören, obwohl die Frauen aktuell nicht vorankommen. Sie haben schon in die hintersten Ecken voller Spinnweben gelugt, das Bett durchwühlt und einen Sack gefüllt mit Rosenkränzen ebenso. Gefunden haben sie seltsame Dinge und mysteriöse Codes. 

Doch der entscheidende Hinweis fehlt. Eine Mücke sirrt durch den Raum. Mehr bewegt sich hier gerade nicht. "Hä, wieso liegen da lauter kleine Schrauben? Das macht gar keinen Sinn", ruft Marla Stipar plötzlich.

Macht es nicht? Oder doch? Zu viel soll nicht verraten werden. Was gesagt werden darf: Nach gut 18 Minuten hat es das Quartett geschafft. Der Schlüssel zur nächsten Tür ist ergattert. Ein Drittel der Spielzeit ist nun rum. Reicht der Rest, um den Schatz zu finden?

Feine Ironie

Der weitere Weg führt die Frauen vorbei an belanglos wirkenden Einrichtungsgegenständen wie Esstisch und Aktenschubern. Vorbei auch an suspekt erscheinenden Bildern und Karten voller Linien, Ziffern und Buchstaben, vorbei an einem prall gefüllten Bücherregal. 

Eine Frau hält ein Zahlenschloss in der Hand, im Escape-Room "Rettet den Klosterschatz" im Kloster Roggenburg, am 9. Dezember 2025  / © Christopher Beschnitt (KNA)
Eine Frau hält ein Zahlenschloss in der Hand, im Escape-Room "Rettet den Klosterschatz" im Kloster Roggenburg, am 9. Dezember 2025 / © Christopher Beschnitt ( KNA )

"Muss man da was addieren?", fragt Marion Pistracher beim Durchblättern der Werke. Feine Ironie, dass eines davon "Quo vadis?" heißt, also "Wohin gehst du?". Sollten die Damen hier unten bleiben müssen - Lesestoff hätten sie genug. Zum Beispiel die "Geschichte der Päpste" in mehr als 20 Bänden.

Doch so weit kommt es nicht. "Ich glaube, ich höre die Rufe der Schweden herannahen", knistert Bruder Kilians Stimme nach knapp 56 Minuten Spielzeit durchs Walkie-Talkie. 

Der Anschub wirkt: Das Damenquartett entwirrt im Endspurt die letzten schnörkeligen Lettern und schwurbeligen Botschaften, kämpft sich in die hinterste Kammer vor, dreht dort am Zahlenschloss einer kleinen Kiste herum und zack - nach einer Stunde (und, zugegeben, fünf Minuten plus) springt die Schatztruhe auf. Darin liegt - Achtung, Spoiler - ein süßer Genuss: Gummibärchen. Ob die die Schweden besänftigt hätten?

"Zum offiziellen Start legen wir Schoko-Goldtaler rein", beschwichtigt Bruder Kilian, der gerade in die Schatzkammer getreten ist. Sie würden etwas mehr nach einem Schatz aussehen. Die Spielerinnen strahlen ihn an. "Cool", "Wirklich kreativ", "Echt gut gemacht", beurteilen sie den Escape-Room. Aber auch: "Schon anspruchsvoll!"

Glaube scheint auf

Der Ordensmann lächelt. Der Testdurchlauf ist gelungen, die Öffentlichkeit kann kommen. Genau das ist der Sinn des Escape-Rooms: "Wir möchten Menschen spielerisch ans Kloster heranführen, und zwar über das klassische 'Klosterpublikum' hinaus", sagt Bruder Kilian. 

Ein Jahr hätten er, Mitbrüder und Helfer aus dem Klosterumfeld dazu den Gewölbekeller hergerichtet und Rätsel erdacht. Die Idee stamme aus einem Prämonstratenserstift in Österreich. "Ansonsten kenne ich kein anderes Kloster mit Escape-Room."

Ein Kloster ist ein Ort des Glaubens. Das passt zum Escape-Room. Denn ganz ohne Tipps per Walkie-Talkie sind die Rätsel kaum zu schaffen, wie Bruder Kilian meint. Wer mag, kann das so deuten: Manchmal braucht es Führung von oben. Nach oben gehen auch die Spielerinnen wieder. Aus dem Keller raus, das Spiel ist aus.

Kl­oster Rogg­enburg

Das Klos­ter Rog­gen­burg wur­de im Jah­re 1126 durch die Gra­fen von Bi­ber­eck als Prä­mons­tra­ten­ser-Klos­ter ge­grün­det. Bis zur Sä­ku­la­ri­sa­ti­on er­füll­te die­sen Ort Jahr­hun­der­te lang das geist­li­che Le­ben der Prä­mons­tra­ten­ser, die die bis heu­te be­ste­hen­de Ba­rock­an­la­ge er­rich­te­ten.

Blick auf das Prämonstratenserkloster Roggenburg / © cityfoto24 (shutterstock)
Blick auf das Prämonstratenserkloster Roggenburg / © cityfoto24 ( shutterstock )
Quelle:
KNA