Regierung kämpft gegen Genitalverstümmelung

Schutzbrief für Frauen und Mädchen vorgestellt

Die Bundesregierung verstärklt ihren Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung durch Aufklärung. Zum Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung am Samstag stellte sie deshalb einen neuen Schutzbrief für Frauen und Mädchen vor. 

Autor/in:
Johannes Peter Senk
Vorstellung Schutzbrief gegen weibliche Genitalverstümmelung / © Dorothee Barth (dpa)
Vorstellung Schutzbrief gegen weibliche Genitalverstümmelung / © Dorothee Barth ( dpa )

Dieser informiert über die Strafbarkeit des Eingriffs in Deutschland, selbst dann, wenn er im Ausland vorgenommen wird, wie das Bundesfamilienministerium am Freitag mitteilte.

Durch Flucht- und Migrationsbewegungen ist weibliche Genitalverstümmelung demnach auch in Deutschland zunehmend ein Thema geworden. Nach Schätzungen des Ministeriums sind hierzulande aktuell rund 68.000 Frauen direkt oder indirekt davon betroffen; weltweit sind es laut UN mindestens 200 Millionen.

Besonders in Afrika, aber auch in Teilen Asiens sei die Verstümmelung weiblicher Genitalien immer noch eine weit verbreitete rituelle Praxis. Für die betroffenen Mädchen könne sie heftige Schmerzen, Traumata und sogar den Tod bedeuten.

Bis zu 15 Jahre Haft

Der Schutzbrief der Bundesregierung enthält demnach zum einen den seit 2013 im Gesetz verankerten Paragrafen, wonach die Verstümmelung eines Mädchens in Deutschland mit bis zu 15 Jahren Haft oder mit einem Einreiseverbot und dem Entzug der Aufenthaltserlaubnis für Eltern und Verwandte des betroffenen Mädchens geahndet werden kann.

Daneben informiert er auch über die gesundheitlichen Folgen der Genitalverstümmelung sowie über Hilfs- und Schutzangebote für Betroffene. Familien und gerade die betroffenen Mädchen sollten das Dokument in Passgröße bei Reisen in ihre Herkunftsländer mit sich führen, erklärte Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) am Freitag in Berlin.

Die Menschenrechtsorganisation Lessan begrüßte den Schutzbrief. Er schaffe "eine gewisse Zuversicht und Sicherheit für Familien", sagte die Gründerin und Vorsitzende des Hilfswerks, Gwladys Awo. Das Dokument erleichtere die Arbeit der Organisation und könne genutzt werden, um Familien in Deutschland aufzuklären und auch um Verwandte in Herkunftsländern am Beharren auf dem Ritual zu hindern.

UN: Verschlimmerung der Situation durch Corona-Pandemie

Die UN weist zudem auf eine Verschlimmerung der Situation durch die Corona-Pandemie hin. Wegen der Schulschließungen seien wichtige Präventionsprogramme derzeit unterbrochen, was nach Schätzungen der Organisation zu einem weiteren Anstieg der Fälle in den kommenden zehn Jahren führen kann.

Um die Praxis der weiblichen Genitalverstümmelung im Sinne der Ziele für Nachhaltige Entwicklung (SDG) zu beenden, seien eine globale und gesamtgesellschaftliche Zusammenarbeit sowie noch rund 2,4 Millionen Dollar nötig.

Ähnlich äußerte sich die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW). Berichte von Partnern der Organisation aus Ostafrika zeigten etwa, dass derzeit viele Mädchen zu Hause blieben und damit der Genitalverstümmelung in ihren Gemeinschaften ausgesetzt seien. Dagegen müsse dringend Aufklärungsarbeit geleistet werden.


Quelle:
KNA
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