Corona-Pandemie stellt katholische US-Schulen vor Existenzfrage

Schulgeld bezahlen, Lebensmittel kaufen oder Auto betanken?

Die Corona-Pandemie stellt viele katholische US-Schulen vor die Existenzfrage. Wo sich Eltern den Schulbesuch ihrer Kinder nicht mehr leisten können, verstärken ausbleibende Schulgelder die ohnehin bestehende Finanznot.

Die US-amerikanische Fahne neben einem Kruzifix / © Tyler Orsburn (KNA)
Die US-amerikanische Fahne neben einem Kruzifix / © Tyler Orsburn ( KNA )

Tom und Patricia Roarty wollten ihren drei Kindern bieten, was sie selbst erlebt hatten. Eine gute katholische Schulbildung, die sie gemeinsam an jener katholischen Schule bekamen, in der sie sich kennenlernten. Um das Schulgeld für die St. Thomas Aquinas High School in Edison im US-Bundesstaat New Jersey aufzubringen, kratzten der Sportlehrer und die Krankenschwester das Geld buchstäblich zusammen.

Ausbildungskosten sind finanzielle Bürde 

In der Corona-Krise ist das Ende des Schulbesuchs ihrer Söhne genau einen Jobverlust weit entfernt. Die katholische Ausbildung wäre wohl der erste Streichposten im Familienbudget, sagten die Roartys einem Lokalreporter. Und so wie ihnen ergeht es derzeit vielen Eltern: Ihre Pläne für die Kinder geraten durch Corona in Gefahr.

Die Ausbildungskosten sind für Normalverdiener schon in normalen Zeiten eine finanzielle Bürde über Jahre. Wer sich etwa an der St. Thomas Aquinas High School einschreibt, muss 14.400 Dollar Schulgeld pro Jahr aufbringen. Die benachbarte Mädchenschule Mount Saint Mary Academy kostet gar 23.600 Dollar Jahresgebühr.

Eine Herausforderung für Familien in einem Bundesstaat, in dem sich seit Beginn der Corona-Krise jeder zehnte Beschäftigte arbeitslos gemeldet hat. Justin Fleetwood, Direktor der St. Joseph Highschool in Metuchen, sagt, die wirtschaftliche Situation lasse vielen Eltern keine Wahl.

Katholische Schulen seit Jahren unter Druck 

Die Pandemie verstärkt ein Problem, das für katholische Schulen schon vorher bestand. Denn sie stehen schon seit Jahrzehnten unter Druck. Statt ehemals mehr als 5,2 Millionen Schülern in den 60er Jahren sind im laufenden Jahr gerade noch etwas mehr als 1,7 Millionen angemeldet. Allein in den vergangenen zehn Jahren sank die Schülerzahl um 18 Prozent.

Laut Angaben der National Catholic Educational Association (NCEA) führte das zur Schließung von fast 13 Prozent dieser Schulen, also etwa jeder achten. Demnach gibt es in diesem Jahr 911 katholische Schulen weniger als noch 2010. Covid-19 beschleunigt den Prozess.

Die katholische Diözese Camden kündigte an, fünf Schulen endgültig zu schließen. Als Gründe nennt die Diözese sowohl einen Rückgang bei den Anmeldungen in den vergangenen Jahren - als auch die finanziellen Folgen der Corona-Pandemie. Ebenso die Begründung 'der Bistümer Harrisburg, Galveston-Houston und Fall River, die über das Ende mehrerer Schulen informierten.

"Die Eltern haben im Moment nicht das Geld, um die Schulgebühren zu bezahlen", so die kommissarische Präsidentin der NCEA, Kathy Mears. "Sie bitten um längere Zahlungsfristen, in der Hoffnung, dass sie wieder Arbeit finden."

Diözesen bitten um staatliche Unterstützung

Auch die höhere Bildung an katholischen Universitäten macht derzeit einen Stresstest durch. Bei Jahresgebühren von 25.000 Dollar und mehr geben sich Studenten nicht mit Zoom-Klassen zufrieden. Umfragen zeigen, dass sich inzwischen jeder fünfte Absolvent der Jahrgangsstufe 2020 mit dem Gedanken trägt, den Studienbeginn zu verschieben.

Die Existenzkrise katholischer Schulen und Colleges haben 600 Kirchenführer, Schulleiter und Universitätspräsidenten in einer Telefonkonferenz mit US-Präsident Donald Trump zur Sprache gebracht. Der New Yorker Kardinal Timothy Dolan als Wortführer bat den Präsidenten um staatliche Hilfen und sagte: "Wir brauchen Sie mehr als je zuvor."

Konkret geht es den Bischöfen um Unterstützung beim Schulgeld für Familien, da die Corona-Krise für den Herbst dramatische Rückgänge bei den Einschreibungen für katholische Schulen und Colleges befürchten lässt. Bis zu einer Entscheidung müssen die katholischen Bildungseinrichtungen Kosten reduzieren, soweit es geht.

Highschool-Leiter Fleetwood aus Metuchen weiß, dass Väter und Mütter vor der fundamentalen Frage stehen, das Schulgeld für ihr Kind zu zahlen, Lebensmittel zu kaufen oder das Auto vollzutanken: "Ich habe Eltern mit Tränen in den Augen gesehen."

Von Thomas Spang


Quelle:
KNA
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