Schulen im US-Staat Utah verbannen die Bibel

"Anstößige Inhalte"

Wegen "anstößiger und gewaltsamer Inhalte" hat ein Schulbezirk im US-Bundesstaat Utah die Bibel aus Grund- und Mittelschulen verbannt. Sie sei "eines der sexgeladendsten Bücher überhaupt".

Bibel: Raus aus den Schulen? (dpa)
Bibel: Raus aus den Schulen? / ( dpa )

Wegen "anstößiger und gewaltsamer Inhalte" hat ein Schulbezirk im US-Bundesstaat Utah die Bibel aus Grund- und Mittelschulen verbannt. Der Bezirk Davis County nördlich von Salt Lake City nahm damit eine entsprechende Beschwerde an, die aus Protest gegen Buchverbote eingereicht worden war. Die Bibel werde in Davis County ab sofort aus den Schulbeständen genommen, berichteten mehrere US-Medien am Freitag (Ortszeit).

Mit ihrer großen Mehrheit in beiden Kongresskammern des westlichen Bundesstaates hatten die konservativen Republikaner 2022 ein Gesetz verabschiedet, das es ermöglicht, Bücher und Filme mit "pornografischen und unanständigen Inhalten" aus den Bibliotheken von Schulen oder dem Unterricht zu verbannen.

Unangemessene Inhalte

Die im Dezember eingegangene Beschwerde war vom Schulbezirk anonym veröffentlicht worden und steht unter anderem auf der Webseite der Zeitung "The Salt Lake Tribune". Das neue Gesetz sei "arglistig", heißt es darin. "Jetzt können wir alle Bücher verbieten und müssen sie nicht einmal mehr lesen", steht in dem Schreiben weiter. In der Liste der bislang verbannten Bücher fehle «eines der sexgeladendsten Bücher überhaupt»: die Bibel. Sie enthalte schließlich unangemessene Inhalte wie "Inzest, Masturbation, sexuelle Handlungen mit Tieren, Prostitution, Genitalverstümmelung, Oralverkehr, Dildos, Vergewaltigung und sogar Kindsmord".

Die Bibel

Bibel ist die Schriftensammlung, die im Judentum und Christentum als Heilige Schrift gilt. Auf den Schriften fußt jeweils die Religionsausübung. Die Bibel des Judentums ist der dreiteilige Tanach, der aus der Tora, den Nevi’im und Ketuvim besteht. Diese Schriften entstanden seit etwa 1200 v. Chr. im Kulturraum der Levante und Vorderen Orient und wurden bis 135 n. Chr. kanonisiert. Das Christentum übernahm alle Bücher des Tanachs, ordnete sie anders an und stellte sie als Altes Testament (AT) dem Neuen Testament (NT) voran.

Eine Bibel liegt aufgeschlagen auf einem Tisch (KNA)
Eine Bibel liegt aufgeschlagen auf einem Tisch / ( KNA )

Zwar sei das mit der Durchsicht der Bibel beauftragte Komitee zu dem Schluss gekommen, dass die Schrift nicht gegen das Gesetz verstoße, hieß es. Trotzdem habe man sich dafür entschieden, den Zugang auf Schülerinnen und Schüler im High-School-Alter zu beschränken. Betroffen seien laut Schulbehörde sieben oder acht Schulen im Bezirk, berichtete die Zeitung weiter. In Kürze werde über eine Anfechtung des Beschlusses verhandelt.

Kulturkampf zwischen Liberalen und Konservativen

Utah ist nicht der einzige US-Bundesstaat, in dem bestimmte Themen im Schulunterricht künftig keinen Platz mehr haben sollen. In den USA tobt seit Jahren ein Kulturkampf zwischen Liberalen und Konservativen um Bücherverbote an Schulen, der zuletzt immer radikaler geführt wurde. Oft geht es Kritikern wie den umstrittenen konservativen Organisationen "Parents United" ("Vereinte Eltern") oder "Moms for Liberty" ("Mamas für Freiheit") um Bücher, die Sexualität oder Rassismus behandeln.

Eine Analyse der "Washington Post" von 1065 eingegangenen Beschwerden aus 37 Bundesstaaten zeigte, dass sich die am häufigsten genannten Titel in der Regel für mehr Toleranz einsetzen. Die Mehrheit dieser untersuchten Beschwerden ging auf nur elf Verfasser zurück. Gegner der neuen Verbote finden, dass dadurch ein rückschrittliches Gesellschaftsbild propagiert wurde.

Ron DeSantis / © Alex Brandon (dpa)
Ron DeSantis / © Alex Brandon ( dpa )

In Florida will der Gouverneur und Präsidentschaftskandidat der Republikaner, Ron DeSantis, den Schulunterricht über sexuelle Orientierung und Geschlechteridentität für alle Altersstufen verbieten. Schon jetzt ist dieser Unterricht vom Kindergarten bis zur dritten Klasse untersagt. Das Verbot geht auf ein Gesetz aus dem vergangenen Jahr zurück, das von Gegnern als "Don't Say Gay" ("Sag nicht schwul") bezeichnet wird.

Quelle:
dpa