Schrein der Stadtpatrone beschädigt

Vandalismus im Bonner Münster

In der Krypta des Bonner Münster wurde der Schrein der Stadtpatrone Cassius und Florentius aus seiner Halterung gerissen. Stadtdechant Msgr. Wilfried Schumacher zeigt sich tief erschüttert.

Beschädigter Schrein / © Bonner Münster
Beschädigter Schrein / © Bonner Münster

"Nach vielen Vorfällen in anderen Kirchen hat es uns erneut getroffen", so der Stadtdechant. Das Bonner Münster wurde am frühen Dienstagmorgen Ziel von Vandalismus. Laut Angaben von Mitarbeitern des Bonner Münsters zog ein Mann in der Krypta den Schrein, in dem die Gebeine der Heiligen Bonner Stadtpatrone Cassius und Florentius ruhen, aus der Verankerung, sodass dieser mit einer Seite auf den Boden aufschlug und dabei den Steinfußboden beschädigte. Die andere Seite stürzte auf den bronzenen, umlaufenden Handgriff, der dem Gewicht standhielt. Auch der Schaubereich des Tabernakels wurde aufgebrochen. "Gott sei dank, war die Monstranz noch nicht drin", sagte der Sprecher des Stadtdekanats Bonn, Reinhard Sentis, am Dienstag gegenüber domradio.de.

Ein Mitarbeiter des Bonner Münsters vernahm den Lärm und entdeckte den Schaden sowie den vermutlichen Täter, der sich rasch in den vorderen Bereich der Krypta bewegte. Sofort verschloss er beide Zugänge und informierte die Polizei. Der Mann wurde festgenommen und ärztlich versorgt. Zu den Beweggründen des mutmaßlichen Täters konnte Sprecher Sentis keine Angaben machen. Der Mann habe auf Augenzeugen "nicht ganz zurechnungsfähig" gewirkt, so Sentis.

Stadtdechant: Ständige Angst vor Vandalismus

Münsterpfarrer Monsignore Wilfried Schumacher ist entsetzt über die Tat: "Die Nachrichten aus Bonn erschüttern mich zutiefst. Nach vielen Vorfällen in anderen Kirchen hat es jetzt uns erneut getroffen. Die Meldungen über Vandalismus in Kirchen häufen sich. Der Papst fordert uns auf, unsere Kirchen für die Menschen offen zu lassen. Das wollen wir gerne tun. Aber wir müssen auch ständig in der Angst leben, dass sich solches oder Ähnliches wiederholt", erklärt er. "Wir müssen auch dafür sorgen, dass die Menschen geschützt und sicher beten können."

Das Bonner Münster wird zwischen 10 und 18.00 Uhr durch ehrenamtliche Mitarbeiter betreut, die Besucher und Gläubige informieren und ein Auge offen halten. Nachdenklich fügt der Stadtdechant hinzu: "Wollen wir unsere Kirchen offen lassen, brauchen wir mehr Menschen, die sich darum sorgen und die aufpassen! Wir werden sorgfältig prüfen, ob wir das Münster weiterhin durchgehend geöffnet halten können. Darüber hinaus beobachte ich mit Sorge, wie nicht nur die Ehrfurcht vor Gotteshäusern gleich welcher Religion immer mehr schwindet, sondern wie auch der Umgang mit privatem Eigentum und öffentlichen Gütern immer rücksichtloser wird. Ganz zu schweigen von der körperlichen Unversehrtheit des Anderen. Hier fehlt es an Grundüberzeugung in der Gesellschaft."

Auch der stellvertretende Vorsitzende des Kirchenvorstands Michael Bogen ist erschüttert: "Es ist der zweite Vorfall innerhalb weniger Monate. Eine solche Tat ist vollkommen unverständlich. Ich bin erschüttert, auch über die rohe Gewalt, mit der schwere Schrein herausgezogen wurde. Wir werden den Vorfall bei der anstehenden Generalsanierung berücksichtigen müssen. Bei der Planung wird auch das Thema Sicherheit zum Schutz der Besucher und Gläubigen eine Rolle spielen müssen."

Auch Stadtdekanatssprecher Sentis zeigte sich nachdenklich: "Grundsätzlich müssen wir uns die Frage stellen, wie können wir die Sicherheit auch für die Beter in der Kirche herstellen?" Er verwies unter anderem auf Taschendiebe in Kirchen. "Das ist Gott sei Dank noch nicht so schlimm, dass wir schließen müssen, aber wir müssen es im Auge behalten", so Sentis.

Frühere Vorfälle

Tatsächlich ist Vandalismus im Bonner Münster ist kein Einzelfall: So stieß ein Unbekannter 2002 am Samstag vor Pfingsten das zwei Meter hohe Holzkruzifix um und beschädigte es schwer. Restauratoren mussten den abgebrochenen rechten und den gelockerten linken Arm des Gekreuzigten neu einpassen und Teile der Hand ersetzen. Rund tausend Euro kostete die Restauration.

2003 stieß ein damals 42-Jähriger Mann die Pieta, die "schmerzensreiche Muttergottes" von ihrem Podest. Die jahrhundertealte Holzskulptur musste für rund 6000 Euro saniert werden. Die Muttergottes besteht aus einer Vielzahl von Holzblöcken, die auf vier Arten miteinander verbunden waren. Durch den Sturz brachen die Fugen auseinander und es verzogen sich die Teile.

Zuletzt brachen unbekannte einen massiven Schlussstein aus einem Fensterbogen der Ostapsis, schlugen den rund 10 Kilo schweren Stein offenbar auf die Köpfe der Stadtpatrone. Darauf deuteten Splitter hin. Der herausgebrochene Stein fand sich auf dem Parkplatz des Münster-Pfarrhauses wieder, direkt hinter der Mauer, die den Hof von dem Osteingang zu Münster trennt. Der betroffene Fenstersturz ist Teil der Krypta, in denen die Gebeine der Bonner Stadtpatrone liegen.

(Quelle: Bonner Münster)


Leere Halterung des Schreines / © Bonner Münster
Leere Halterung des Schreines / © Bonner Münster

Schaden in der Krypta / © Bonner Münster
Schaden in der Krypta / © Bonner Münster

Schaden am Fußboden / © Bonner Münster
Schaden am Fußboden / © Bonner Münster