Schmidberger nicht mehr Chef der deutschen Piusbrüder

Wachwechsel in Feuerbach

Der Distriktobere der Piusbruderschaft in Deutschland, Franz Schmidberger, verlässt Stuttgart. Sein Nachfolger wird der aus der französischsprachigen Schweiz stammende Firmin Udressy. Er gilt bei den Traditionalisten als Mann mit Potenzial.

Autor/in:
Michael Jacquemain
Firmin Udressy (KNA)
Firmin Udressy / ( KNA )

Wachablösung in Feuerbach: Der Distriktobere der Piusbruderschaft, Franz Schmidberger, verlässt Stuttgart und wird - bereits zum dritten Mal - Regens des Priesterseminars der Traditionalisten im bayerischen Zaitzkofen. Schmidberger ist einer der führenden Köpfe der Piusbruderschaft. Er nahm beispielsweise im Jahr 2005 in Castel Gandolfo an einem Gespräch mit Papst Benedikt XVI. teil, in dem es um eine mögliche Eingliederung der Ultrakonservativen in die katholische Kirche ging.

Nachfolger Udressy ist 36 Jahre alt

Schmidbergers Nachfolger in der Deutschlandzentrale wird der bisherige Prior der Münchner Dependance, der aus der französischsprachigen Schweiz stammende Firmin Udressy. Er gilt bei den Traditionalisten als Mann mit Potenzial, sonst wäre ihm nicht mit 36 Jahren die Leitung des nach den USA und Frankreich weltweit drittgrößten Distrikts der Piusbrüder übertragen worden. Dieser umfasst zwölf Priorate mit 50 Niederlassungen, sechs Schulen, das Seminar in Zaitzkofen, ein Schwesternnoviziat, ein Altenheim und etwa 30 Kapellen, wie es die Homepage ausweist. Auch der Pressesprecher der Piusbruderschaft, Andreas Steiner (40), verlässt die baden-württembergische Landeshauptstadt und kehrt in seine Heimat Österreich zurück, wo er in Wien und Graz in der Seelsorge arbeiten soll.

Die Piusbruderschaft lehnt Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) ab. Streitpunkte sind vor allem Liturgie, Religionsfreiheit und Ökumene. Der Gründer der Bruderschaft, der französische Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991), vollzog durch die vom Papst nicht erlaubte Weihe von vier Bischöfen im Jahr 1988, also vor genau einem Vierteljahrhundert, den Bruch mit Rom. Im Bemühen um eine Einigung ließ Benedikt XVI. 2007 die bis zum Konzil allein gültige tridentinische Messform wieder zu. 2009 hob der Papst die Exkommunikation gegen die von Lefebvre geweihten Bischöfe auf.

Daran schloss sich ein Dialog zwischen Experten des Vatikan und der Priesterbruderschaft an - bislang ohne endgültiges Ergebnis. Für ein weltweites öffentliches Negativ-Echo sorgte, dass einer der vier Bischöfe, Richard Williamson, mehrfach und öffentlich den Holocaust leugnete. Nach langen Hick-Hack schloss die Piusbruderschaft den reaktionären Briten schließlich aus. Er wurde mehrfach wegen Volksverhetzung verurteilt.

Trotz Personalrochade keinen Kurswechsel

Wenn Schmidberger Baden-Württemberg Richtung Bayern verlässt, um sich dort um rund 30 angehende Priester der Bruderschaft zu kümmern, dann geht er nach eigenem Bekunden gelassen: Es sei egal, wo man arbeite, wenn man wisse, wofür. Inhaltlich bedeutet die Personalrochade keinen Kurswechsel, heißt es in Feuerbach. Vollzogen werden soll der Wechsel an der Spitze formal mit einem Gottesdienst am 15. August, dem katholischen Fest Mariä Himmelfahrt. Schmidbergers sechsjährige Amtszeit als Distriktoberer war schon 2012 abgelaufen, aber wegen der damaligen Verhandlungen mit dem Vatikan vom Generaloberen Bernard Fellay verlängert worden.

Entgegen der Einschätzung römischer Beobachter ist für Schmidberger die Frage völlig offen, ob es unter Papst Franziskus zu einer Eingliederung der Traditionalisten in die katholische Kirche kommt.

Franziskus sei "für Überraschungen gut". Für "eher schlecht" hält der von Lefebvre zum Priester geweihte Schmidberger indes die Aussichten, dass der Papst aus Argentinien die katholische Kirche aus ihrer Krise herausführen könne. Zwar sieht Schmidberger kirchliches Engagement für die Armen als sinnvoll an, aber "auf dieser Schiene wird die Kirche nicht erneuert". Die Frage der Armut sei nicht das Zentrum der Verkündigung - das sei "die Rettung der Seelen". Und in dem Zusammenhang vermisst Schmidberger bis heute in Deutschland und weltweit "konkrete Schritte für eine Neuevangelisierung".