Schäuble sieht Fortschritte bei Integration der Muslime

Aufruf zu Geduld

Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble sieht deutliche Fortschritte bei der Integration der Muslime in Deutschland. Zugleich ruft er die Deutschen zu Geduld im Umgang mit Muslimen auf.

 (DR)

Er sehe eine "rasch wachsende Einsicht", gerade auch bei den islamischen Verbänden, sich auf den Dialog einzulassen, erklärte Schäuble am Wochenende in einem Interview der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Als ein Indiz dafür nannte er die Potsdamer Bühnenfassung der "Satanischen Verse" von Salman Rushdie: "Da haben die muslimischen Vertreter im Vorfeld zur Gelassenheit geraten, und es ist nichts passiert."

Auch auf die Veröffentlichung des «nicht leicht zu ertragenden Film-Machwerks" des niederländischen Politikers Geert Wilders hat die Gemeinschaft der Muslime nach den Worten Schäubles "sehr vernünftig reagiert". Die Muslime sagten in ihrer großen Mehrheit, «dass sie die Freiheitsrechte des Grundgesetzes hoch schätzen und in dieser Ordnung leben möchten".

Glaubensgewissheiten sind keine allgemeinen Richtlinien
Zugleich rief Schäuble am Wochenende bei einer Veranstaltung in der Katholischen Akademie in Freiburg zu mehr Geduld im Dialog mit den Muslimen auf. Auch die christlichen Kirchen hätten lernen müssen, dass in einer pluralen Gesellschaft die jeweils eigenen Glaubensgewissheiten nicht allgemeine Richtlinien sein könnten.

Der Minister sagte, man müsse von den Muslimen ein Bekenntnis zum Grundgesetz erwarten können. Aber für das Zusammenleben könne der Staat nur die Rahmenbedingungen vorgeben, der Inhalt müsse von den Muslimen selbst gestaltet werden. Diese Aufgabe könne ihnen niemand abnehmen, auch wenn der Staat jede mögliche Unterstützung zur Integration leisten sollte.

Politiker Wolfgang Schäuble

Der CDU-Politiker Wolfgang Schäuble ist der dienstälteste Abgeordnete der deutschen Parlamentsgeschichte seit 1871. Im November 1972 wurde der gebürtige Freiburger im Wahlkreis Offenburg erstmals in den Bundestag gewählt. Seit fast 50 Jahren hat er ohne Unterbrechung das dortige Direktmandat inne. Am 18. September wird der promovierte Jurist, der neben Rechts- auch Wirtschaftswissenschaften studierte, 80 Jahre alt.

Wolfgang Schäuble (CDU) / © Kay Nietfeld (dpa)
Wolfgang Schäuble (CDU) / © Kay Nietfeld ( dpa )