Schäuble: Religionen sind wichtig für die Gesellschaft

"Fundamentale, positive Bedeutung"

Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat die bleibende "fundamentale, positive Bedeutung" der Religion für die Politik hervorgehoben. Religion sei auch in Zeiten der Säkularisierung eine wichtige Ressource, aus der "in unserer Gesellschaft grundlegende Wertorientierungen entspringen", sagte Schäuble am Mittwochabend in Heidelberg.

 (DR)

An dieser Stellung ändere auch eine verfassungsrechtliche Trennung von Kirche und Staat nichts, so der Innenminister. Menschen mit religiösem Hintergrund würden als politisch aktive Bürger gebraucht, so der Minister. Er sprach im Rahmen der «Heidelberger Hochschulreden» auf Einladung der Hochschule für Jüdische Studien.

Der Staat braucht laut Schäuble Religion nicht nur als Quelle individueller Werte, sondern auch wegen ihrer gemeinschaftsbildenden Dimension. Diese Bedeutung werde für die Gesellschaft eher steigen. Weiter sagte der Minister, dass die kommenden Jahrzehnte in Deutschland sicherlich von einer zunehmend pluralen religiösen Situation geprägt würden. Dabei verwies er auf den Islam und eine inzwischen erheblich gewachsene jüdische Gemeinde.

Nach den Worten des Ministers ist es für manche Religion schwerer als für andere, den organisatorischen Rahmenbedingungen des deutschen Gesetzeswerkes gerecht zu werden. So sei der Islam keine Kirche. Zwar dürfe der deutsche Verfassungsstaat Religionsgemeinschaften nicht vorschreiben, wie sie sich zu organisieren hätten. «Aber unsere bewährte Beziehung zwischen Staat und Religionsgemeinschaften beruht auf Partnerschaft - und wer das für sich nutzen will, muss dem Staat diesen Partner als Religionsgemeinschaft zur Verfügung stellen», so Schäuble.

Es gebe das Recht der Minderheit auf Toleranz und Gleichbehandlung, aber auch einen Anspruch der Mehrheit auf Rücksichtnahme, so Schäuble. Zur freiheitlichen Ordnung in Deutschland gehöre wesentlich der Grundsatz religiöser Toleranz, das Prinzip der Religionsfreiheit. «Zumindest aus christlicher Sicht lässt sich sagen, dass gerade der christliche Glaube die Akzeptanz religiöser Pluralität als Teil der Achtung der Menschenwürde fordert», so der Minister. Daraus lasse sich auch der Grundsatz der Trennung zwischen staatlicher Gewalt und religiöser Organisation ableiten.