Schäuble: Religion ist Mittel gegen Allmachtsfantasien

Ressource für fundamentale Wertvorstellungen

Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble hat die Bedeutung von Religion als Mittel gegen Allmachtsfantasien und Machtmissbrauch hervorgehoben. Nicht erst die Wirtschaftskrise habe gezeigt, dass der Mensch Grenzen brauche, sagte er.

 (DR)

"Wo immer in der Welt einer nicht mehr weiß, dass er höchstens der Zweite ist, da ist bald der Teufel los", zitierte Schäuble den katholischen Bischof von Dresden und Meißen, Joachim Reinelt. Schäuble äußerte sich beim Religionssymposium der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius und der Herbert Quandt-Stiftung.

Ressource für fundamentale Wertvorstellungen 

"Religion bleibt eine wichtige Ressource für fundamentale Wertvorstellungen, aus der wir schöpfen können", so der Minister. Freilich könne Religion auch ein Janusgesicht haben. So seien viele Aktionen für Menschenrechte religiös motiviert, während auch weltweit inhumane Akte, Gewalt und Terrorismus im Namen der Religion erfolgten.

Auch die christlichen Kirchen hätten bis ins 20. Jahrhundert gebraucht, um sich voll und ganz hinter die freiheitlich-demokratische Grundordnung zu stellen, sagte der Innenminister und warb für die strikte Einhaltung des staatlichen Neutralitätsgebots.

Die Zeiten, in denen ein Deutscher selbstverständlich der katholischen oder der evangelischen Kirche angehörte, würden zunehmend abgelöst durch ein plurales Nebeneinander der Religionen, sagte der evangelische Christ.

Hat Islamkonferenz Dialog mit Muslimen in Gang gesetzt?

 Bei der anschließenden Diskussionsrunde resümierte die SPD-Bundestagsabgeordnete Lale Akgün die von Schäuble initiierte Islamkonferenz mit "außer Spesen nichts gewesen". Die Konferenz hatte Ende Juni zum vorerst letzten Mal getagt. Hier hätten "Verbände ohne jegliche Legitimation" und "selbst ernannte Häuptlinge" für sich in Anspruch genommen, alle Muslime in Deutschland zu repräsentieren, so Akgün.

Dem hielt Schäuble entgegen, mit den Treffen sei auch ein Dialog innerhalb der Muslime in Gang gesetzt worden. Auch längst nicht alle Christen fühlten sich von ihren Kirchen repräsentiert. Gleichzeitig räumte er große formale Probleme ein, die sich durch das Fehlen eines direkten Ansprechpartners für den Islam in Deutschland auftäten.

Politiker Wolfgang Schäuble

Der CDU-Politiker Wolfgang Schäuble ist der dienstälteste Abgeordnete der deutschen Parlamentsgeschichte seit 1871. Im November 1972 wurde der gebürtige Freiburger im Wahlkreis Offenburg erstmals in den Bundestag gewählt. Seit fast 50 Jahren hat er ohne Unterbrechung das dortige Direktmandat inne. Am 18. September wird der promovierte Jurist, der neben Rechts- auch Wirtschaftswissenschaften studierte, 80 Jahre alt.

Wolfgang Schäuble (CDU) / © Kay Nietfeld (dpa)
Wolfgang Schäuble (CDU) / © Kay Nietfeld ( dpa )