"Wo immer in der Welt einer nicht mehr weiß, dass er höchstens der Zweite ist, da ist bald der Teufel los", zitierte Schäuble den katholischen Bischof von Dresden und Meißen, Joachim Reinelt. Schäuble äußerte sich beim Religionssymposium der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius und der Herbert Quandt-Stiftung.
Ressource für fundamentale Wertvorstellungen
"Religion bleibt eine wichtige Ressource für fundamentale Wertvorstellungen, aus der wir schöpfen können", so der Minister. Freilich könne Religion auch ein Janusgesicht haben. So seien viele Aktionen für Menschenrechte religiös motiviert, während auch weltweit inhumane Akte, Gewalt und Terrorismus im Namen der Religion erfolgten.
Auch die christlichen Kirchen hätten bis ins 20. Jahrhundert gebraucht, um sich voll und ganz hinter die freiheitlich-demokratische Grundordnung zu stellen, sagte der Innenminister und warb für die strikte Einhaltung des staatlichen Neutralitätsgebots.
Die Zeiten, in denen ein Deutscher selbstverständlich der katholischen oder der evangelischen Kirche angehörte, würden zunehmend abgelöst durch ein plurales Nebeneinander der Religionen, sagte der evangelische Christ.
Hat Islamkonferenz Dialog mit Muslimen in Gang gesetzt?
Bei der anschließenden Diskussionsrunde resümierte die SPD-Bundestagsabgeordnete Lale Akgün die von Schäuble initiierte Islamkonferenz mit "außer Spesen nichts gewesen". Die Konferenz hatte Ende Juni zum vorerst letzten Mal getagt. Hier hätten "Verbände ohne jegliche Legitimation" und "selbst ernannte Häuptlinge" für sich in Anspruch genommen, alle Muslime in Deutschland zu repräsentieren, so Akgün.
Dem hielt Schäuble entgegen, mit den Treffen sei auch ein Dialog innerhalb der Muslime in Gang gesetzt worden. Auch längst nicht alle Christen fühlten sich von ihren Kirchen repräsentiert. Gleichzeitig räumte er große formale Probleme ein, die sich durch das Fehlen eines direkten Ansprechpartners für den Islam in Deutschland auftäten.