Sarkophag in Mainz geöffnet

 (DR)

Bei der Öffnung eines etwa tausend Jahre alten Sarkophags in der Mainzer Johanniskirche haben Forscher am Dienstag die Überreste eines Geistlichen vorgefunden, können diesen aber noch nicht identifizieren. Ob es sich um den 1021 gestorbenen Mainzer Erzbischof Erkanbald handle, werde jetzt weiter untersucht, sagte Forschungsleiter Guido Faccani.

Dass es sich bei dem Toten um einen Kleriker handeln muss, schließen die Wissenschaftler aus den Gewandresten und der Lage des Grabes im Mittelschiff der Kirche mit Blick nach Osten, zum Hauptaltar. Die Archäologen fanden in dem Steinsarg eine Goldbordüre am Kopf und ein weiteres Goldstück im Unterschenkelbereich des Toten, vermutlich Teil einer Kopfbedeckung und eines Gewandsaums. Außerdem wurden nach Angaben Faccanis Stoffreste und Überreste von fein gearbeiteten Stoffschuhen vorgefunden.

Anhand von Gewebe- und Knochenproben sind auch DNA-Untersuchungen sowie die zeitliche Einordnung mit Hilfe der Radiokarbonmethode (C14-Datierung) geplant. Der Gestorbene wurde nach Angaben Faccanis bei seiner Bestattung wahrscheinlich mit Ätzkalk bedeckt, um den Verwesungsprozess zu beschleunigen. Auch weise der Sarkophag im Inneren Bearbeitungsspuren auf, was weiter untersucht werde, sagte Faccani.

Zu Beginn der Sargöffnung hoben Steinmetze des Mainzer Dombauamts mit einem Flaschenzug die 700 Kilogramm schwere Steinplatte hoch. Ein Team von 14 Wissenschaftlern begann daraufhin mit der Untersuchung, die sorgfältig dokumentiert wird. Zu den Forschern gehörten Archäologen, Anthropologen, Metallrestauratoren und Textilwissenschaftler.

Der steinerne Sarg aus dem 11. Jahrhundert wurde 2017 bei archäologischen Grabungen in der evangelischen Kirche entdeckt und im vergangenen Jahr freigelegt. Wenn es sich um Grab von Erkanbald handelt, wäre der Nachweis gelungen, dass St. Johannis der "Alte Dom" von Mainz war - also die erste Kathedrale vor dem später erbauten heutigen Dom, der seit 1036 Bischofssitz ist. (dpa, 04.06.2019)