SAID über Religion in der Literatur und sein Buch „Psalmen“

herr / ich suche dich

„Ich bin ein Agnostiker mit viel Kummer“, sagt der Dichter SAID im domradio.de Interview: „Ich hätte gern einen Gott. Ich habe aber keinen, also suche ich mit meiner Literatur nach Gott.“ In seinen „Psalmen“ sucht und ringt der Dichter nach einer unkonventionellen und nicht-konfessionellen Spiritualität.

SAID / © dpa
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Literatur ohne Religiosität sei Glosse und Tagespolitik, sagt SAID: „Eine Literatur, die sich mit Tagespolitik beschäftigt, ist genauso vergänglich wie die Reden der Politiker“.  Literatur müsse Unruhe verbreiten und das könne sie nur, wenn sie Spiritualität in sich trage, meint SAID: „Literatur darf nicht einen Weg vorschreiben, aber sie muss uns genau wie die Religion beunruhigen, damit wir auf andere Fragen kommen, damit wir uns fragen, wie wir weiter gehen können, wollen oder müssen“. Die „Psalmen“ von SAID sind rebellisch, sie fordern Gott heraus. Nichts in seinen Versen ist selbstverständlich, auch nicht das Verhältnis zum angerufenen Gott, alles ist radikal offen und neu. SAIDs Psalmen lassen niemanden kalt, und sie lassen nichts aus, nicht die Katastrophen und Konflikte der Geschichte, nicht die Sprache der Gegenwart, nicht die Nöte des Alltags, nicht die Lust, die Sehnsucht, die Angst vor dem Tod.

SAID weiß um die Macht der Sprache und des Wortes Gott. Der im Iran geborene und aufgewachsene Autor setzt sich für verfolgte Schriftsteller ein. Diktatoren rechtfertigen ihre tyrannischen Systeme, in dem sie sich auf Gott berufen. SAID weiß das aus eigener bitterer Erfahrung, und deswegen fühlt er sich auch von den „Gottesbesitzern“ bedrängt, die die „Antwortlosigkeit“ Gottes fürchten. „Mein Grundthema ist: Zweifeln, Zweifeln, Zweifeln“, sagt er im domradio.
 


SAID / © dpa
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