Russlands Patriarch gratuliert Putin zum Wahlsieg

Mit Kyrills Segen in den Kreml

Wladimir Putin ist wieder zum russischen Präsidenten gewählt worden. Auch wenn es laut OSZE zu Unstimmigkeiten in jedem dritten Wahllokal gekommen ist - das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche gratuliert dem neuen alten Staatsoberhaupt schon einmal. Überraschend kommt das nicht.

 (DR)

Patriarch Kyrill I. hatte sich bereits im Vorfeld eindeutig pro Putin positioniert. Die Sympathien der orthodoxen Kirche, zu der sich rund 70 Prozent der Russen bekennen, liegen schon lange bei dem, der bereits von 2000 bis 2008 Präsident war. Putin besucht regelmäßig Gottesdienste und legt Wert auf beste Beziehungen zum Patriarchat.



Doch auch politisch punktete er. Kyrill I. betonte, in den 1990er Jahren habe Russland in einer schweren Krise gesteckt, vergleichbar mit "Napoleons Einmarsch" oder "Hitlers Angriff". Dank "eines Wunders Gottes und der aktiven Unterstützung der Führer des Landes" habe Russland ab dem Jahr 2000 die Krise überwunden. "Sie persönlich, Wladimir Wladimirowitsch, haben eine großartige Rolle bei der Korrektur des Laufes unserer Geschichte gespielt", bedankte sich Kyrill I. Allerdings wolle er kein vollständiges Einverständnis mit allen Aktionen und Beschlüssen Putins ausdrücken.



Andere Geistliche sind gegen Putin

Offiziell unterstrich die orthodoxe Kirche vor der Präsidentenwahl ihre Neutralität. Das bedeute jedoch nicht, dass sie schweigen und auf Bewertungen des Wahlkampfs verzichten müsse, sagte Erzpriester Wsewolod Tschaplin, Leiter der kirchlichen Synodalabteilung für die Beziehungen zur Gesellschaft; "das wäre seltsam". Damit wies er mediale Kritik an der Aussage des Patriarchen zurück, von allen Kandidaten habe Putin "sicher die größten Chancen" auf den Sieg.



Ganz geschlossen stand die Kirche indes nicht hinter dem starken Mann. Im Dezember unterstützten viele Priester die Massenproteste gegen die offenbar von der Regierung organisierte Fälschung der Parlamentswahl zugunsten der Putin-Partei Geeintes Russland. So erklärte etwa Erzpriester Alexander Iljaschenko, Chefredakteur der viel gelesenen unabhängigen Internetseite "Pravoslavie i mir" (Orthodoxie und Welt), man müsse gegen "Zynismus und die Verachtung protestieren". Geistliche berichteten auf der Seite detailliert über Manipulationen bei dem Urnengang.



Kyrill gratuliert

Die Menschen in Russland schätzten die positiven Veränderungen im Land, die zum großen Teil Putin zu verdanken seien, schreibt Kyrill I. in einem am Montag veröffentlichten Glückwunschschreiben. Unabhängige Beobachter haben auf Verstöße gegen das Wahlrecht und Unregelmäßigkeiten bei der Abstimmung hingewiesen.



Wie die staatliche Wahlkommission mitteilte, erhielt Putin knapp 64 Prozent der Stimmen. Kommunistenchef Gennadi Sjuganow lag mit rund 17 Prozent auf dem zweiten Platz. Die übrigen drei Kandidaten sollen jeweils deutlich unter zehn Prozent erhalten haben. Die Wahlbeteiligung lag nach Angaben der Kommission bei fast 100 Prozent. Sjuganow nannte die Wahl in einer ersten Reaktion im staatlichen Fernsehen "gefälscht" und "absolut unfair".



Der Patriarch kündigte im Namen der russisch-orthodoxen Kirche an, gemeinsam mit dem Staat "die Arbeit für wahre geistige und moralische Ideale, unveränderliche Werte" fortzusetzen. Abschließend wünschte er Putin Segen für seine Arbeit, Gesundheit, Kraft und fähige Mitarbeiter. Kyrill hatte am Sonntag vor Beginn der Messe in der Moskauer Christus-Erlöser-Kathedrale seine Stimme abgegeben. Bereits wenige Tage vor den Präsidentschaftswahlen hatte er sich indirekt für eine Rückkehr Wladimir Putins in das höchste Staatsamt ausgesprochen.