Russische Kirche bleibt auf Distanz zu deutschen Protestanten

Ein Frauenproblem

Im Streit zwischen der russisch-orthodoxen Kirche und der Evangelischen Kirche in Deutschland bleiben die Fronten verhärtet. Der Leiter des Kirchlichen Außenamtes des Moskauer Patriarchats, Erzbischof Hilarion, bekräftigte in einem am Samstag vorab veröffentlichten Interview mit dem Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel", dass seine Kirche die Ende Oktober zur EKD-Ratsvorsitzenden gewählte Margot Käßmann als Ansprechpartnerin ablehnt. "Der Patriarch kann sich mit keiner Bischöfin treffen", sagte Hilarion.

 (DR)

«Frauen können nicht in der Nachfolge der Apostel stehen», erläuterte der Erzbischof die Position seiner Kirche. Zudem seien nach orthodoxer Auffassung die protestantischen Kirchen keine wirklichen Kirchen, sondern lediglich Gemeinschaften von Christen. «Sie rechtfertigen vom theologischen Standpunkt die Homosexualität, ja segnen gar Ehen zwischen Homosexuellen. Manche halten Abtreibung für keine Sünde», kritisierte der Hilarion, nach Patriarch Kyrill I. zweitmächtigster Mann in der russisch-orthodoxen Kirchenhierarchie.

Hilarion versicherte jedoch, nach neuen Formen der Zusammenarbeit mit der EKD suchen zu wollen. «Ich bin zu einem Treffen mit Führern der evangelischen Kirche bereit, um die künftige Form der Kooperation zu erörtern», sagte der Erzbischof. Als sein Gegenüber aufseiten der EKD betrachtet Hilarion nach eigenen Worten Auslandsbischof Martin Schindehütte.

Allerdings beharrt die deutsche Seite darauf, dass die Russisch-Orthodoxen anerkennen, dass in den Kirchen der Reformation Frauen und Laien kirchenleitende Positionen einnehmen: «Insofern kann es zur EKD keine offiziellen Kontakte an der Ratsvorsitzenden vorbei geben», hatte Käßmann kürzlich in einem epd-Gespräch erklärt.

Anerkennende Worte findet Erzbischof Hilarion im «Spiegel»-Interview für Papst Benedikt XVI. und dessen Eintreten für «traditionelle christliche Werte». Die russisch-orthodoxe Kirche wolle einen Durchbruch in den Beziehungen zur katholischen Kirche: «Wir sind Bündnispartner und stehen vor der gleichen Herausforderung, einem aggressiven Säkularismus», sagte Hilarion. Ein Treffen des russischen Kirchenoberhaupts Kyrill I. mit dem Papst, über das seit Jahren spekuliert wird, sei durchaus möglich und wünschenswert. Voraussetzung sei, dass sich Katholiken und Orthodoxe nicht mehr gegenseitig Gläubige abspenstig machen.