Rupert Neudeck will Solartechnik in Afrika verbreiten

Ein bisschen die Welt retten

Er will "ein bisschen die Welt retten". Rupert Neudeck, Gründer des Notärztekomitees Cap Anamur und der Hilfsorganisation "Die Grünhelme", hat eine neue Idee - und will, wenn sie sich denn umsetzen lässt, gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen.

Autor/in:
Christoph Arens
 (DR)

Erst im September hat er vom Bonner Solar-World-Unternehmer Frank Asbeck den "Einstein Award 2009" erhalten. Durch den Bau einer Solaranlage in einer Berufsschule in Ruanda habe er gezeigt, dass Solarstrom eine nachhaltige Entwicklung in ländlichen Regionen Afrikas ermögliche, heißt es in der Begründung. Anstelle des Preisgeldes schenkte Asbeck dem unermüdlichen Neudeck und seinen "Grünhelmen" eine weitere Solarstromanlage für eine große Sozialstation in der mauretanischen Hafenstadt Nuadibu. Die Anlage soll im Frühjahr installiert werden und vor allem bei der Ausbildung von Solartechnikern helfen.

Mit dem Projekt verbinden sich Flüchtlingshilfe, Klimaschutz und wirtschaftliche Perspektiven für den Schwarzen Kontinent: Denn die 90.000 Einwohner zählende Hafenstadt Nuadibu ist einer der zentralen Ablegeplätze westafrikanischer Flüchtlinge für die Völkerwanderung nach Europa geworden. Seit Marokko seine Grenzen hoch gesichert hat, nutzen viele Flüchtende die Route über die ganz im Nordwesten Mauretaniens gelegene Stadt. Mindestens fünf Tage und Nächte dauert die gefährliche Überfahrt auf meist nicht hochseetauglichen Nussschalen von dort nach Gran Canaria, Teneriffa oder Lanzarote, zu den Urlaubsparadiesen der Europäer.

Raus aus dem Elend und nach Europa
"Zu Zehntausenden sitzen die Flüchtlinge in Nuadibu herum und warten, bis sie eine der 200 oder 300 Piroggen mieten können, die dort im riesigen Hafenbecken liegen", erzählt Neudeck von seiner Reise nach Mauretanien im vergangenen März. "Aus Guinea, Mali, dem Senegal, Kamerun oder Nigeria sammeln sich dort junge Afrikaner, die mit geballten Fäusten in der Tasche eigentlich nur eines wollen: Sie möchten gerne raus aus dem Elend und nach Europa."

Eine gefährliche, oft tödliche Reise über mehr als 800 Kilometer. Auch durch verschärfte Grenzkontrollen der Europäer seien diese Menschen nicht zu stoppen, ist sich Neudeck sicher. Vielleicht aber durch neue Lebensperspektiven in ihrer Heimat. Dass es Alternativen gibt, will in dem riesigen, zu mehr als 99 Prozent muslimischen Land ausgerechnet der katholische Pfarrer Jerome Dukayo vermitteln. Er hat mit Unterstützung seines Bischofs, des aus dem Münsterland stammenden Ordensmannes Martin Happe, und den Grünhelmen das Sozialzentrum in Nuadibu gegründet, um den Flüchtlingen Heimat und Zukunft zu bieten. Denn dort gibt es Computer- und Sprachkurse, Ausbildungsgänge für Krankenschwestern, Handwerker und - künftig - auch für Elektro- und Solartechniker.

Sonnenlichter an die afrikanische Westküste
"Wir wollen die ersten Sonnenlichter an die afrikanische Westküste bringen", beschreibt Neudeck das Ziel des ungewöhnlichen Projekts. "Wir wollen ein Zeichen für die vielen setzen, die aus dem Kontinent hinausdrängen, dass es für sie große Entwicklungspotenziale gibt, damit sie dort bleiben."

Der Cap-Anamur-Gründer ist zuversichtlich: Dukayo sei es bereits gelungen, die Zahl der heimlichen Nachtausfahrten der Flüchtlinge zu verringern. Und er kann sich vorstellen, dass die künftig dort ausgebildeten Afrikaner zu Multiplikatoren in ihren Heimatländern werden und auf diese Weise auch die Solartechnik in Afrika verbreiten. Eine gute Botschaft für die derzeit in Kopenhagen tagende Weltklimakonferenz.