Rückzug der Benediktiner aus Wechselburg sorgt für große Lücke

"Eine mittelschwere Katastrophe"

Die Benediktiner haben ihren Rückzug aus dem Kloster Wechselburg in Sachsen beschlossen. Für die Menschen dort sei das ein Drama, sagt Daniel Heinze. Der Journalist kommt aus der Region und verbindet viele Erinnerungen mit diesem Ort.

Autor/in:
Marcus Poschlod
 © Hendrik Schmidt (dpa)
© Hendrik Schmidt ( dpa )

DOMRADIO.DE: Warum ziehen sich die Benediktiner aus dem Kloster Wechselburg zurück?

Daniel Heinze (Journalist und Autor in Leipzig): Der Grund ist Personalmangel. Aktuell leben im Benediktinerkloster Wechselburg noch zwei Mönche. Einer geht zum Monatsende zurück ins Mutterhaus nach Ettal. Dann lebt nur noch ein Mönch in Wechselburg. Das ist einfach zu wenig, um dauerhaft den Betrieb des Gästehauses, des Jugendhauses und der Seelsorge zu sichern. Auch im Mutterhaus in Ettal gibt es schlicht und einfach kein Personal, das man nach Wechselberg entsenden könnte.

Daniel Heinze / © Andreas Gäbler (Bistum Dresden-Meißen)

DOMRADIO.DE: Was bedeutet der Weggang der Benediktiner für die Menschen? 

Heinze: Für die Gemeinde Wechselburg und die dortigen Katholiken ist das eine mittelschwere Katastrophe - auch touristisch gesehen. Das Kloster liegt in einer wunderbaren Ecke - da ist das Erzgebirgsvorland, das Sächsische Burgenland. 

Das Kloster ist aber vor allem ein Wallfahrtsort. Dort hatten Menschen, die neu zum Glauben gefunden haben, Ansprechpartner. Die Benediktiner haben viele Glaubenskurse gegeben und zu Exerzitien eingeladen. Dass das wegfällt, ist aus vielerlei Hinsicht ein Drama - für die Menschen aus der Umgebung aber auch für das Bistum Dresden-Meißen. Ich habe das Gefühl, dass da etwas wegfällt, was uns sehr ans Herz gewachsen ist.

Daniel Heinze

"Dieses Kloster hat eine ganz große Strahlkraft."

DOMRADIO.DE: Was passiert jetzt mit dem Kloster in Wechselburg? 

Heinze: Das Bistum Dresden-Meißen prüft gerade, wie in Zukunft Gottesdienste in der Basilika in Wechselberg gefeiert werden können. Was mit der Immobilie passieren soll, weiß man aber noch nicht. Zum Kloster gehören auch ein Gästehaus und ein Jugendhaus. Dort sind für die nächsten Monate schon Veranstaltungen gebucht. Aktuell ist völlig unklar, ob es einen Verkauf geben wird oder ob man den Betrieb in einer anderen Form weiterführt.

Die Päpstliche Basilika mit ihrem berühmten Lettner aus dem 13. Jahrhundert gehört zu den am besten erhaltenen romanischen Kirchen östlich der Saale. / © Hendrik Schmidt (dpa)
Die Päpstliche Basilika mit ihrem berühmten Lettner aus dem 13. Jahrhundert gehört zu den am besten erhaltenen romanischen Kirchen östlich der Saale. / © Hendrik Schmidt ( dpa )

DOMRADIO.DE: Gibt es etwas, dass sie sich für das Kloster wünschen?

Heinze: Im Bistum Dresden-Meißen hoffen wir natürlich sehr, dass das Kloster ein Ort für kirchliches Leben bleibt. Mir fehlt gerade aber ein bisschen die Phantasie, wie das aussehen soll. Das Geld ist hier im Bistum nämlich sehr, sehr knapp.

Daniel Heinze

"Zu DDR-Zeiten sind wir mit dem Trabi Richtung Wechselburg gefahren."

DOMRADIO.DE: Welche persönlichen Momente verbinden Sie mit Wechselburg?

Heinze: Ich verbinde sehr viele Momente mit Wechselburg, weil ich auch aus der Region komme. Als Kind war das der Wallfahrtsort für uns. Wenn es - auch zu DDR-Zeiten - kirchliche Wallfahrten gab, dann sind wir mit dem Trabi Richtung Wechselburg gefahren und haben das Kreuz zur Wallfahrtskirche begleitet. Erst 2018 ist die Klosterkirche zur "Basilika minor" (seit dem 18. Jahrhundert ein besonderer Ehrentitel, den der Papst einem bedeutenden Kirchengebäude verleihen kann, Anm. d. Red.) ernannt worden. Das zeigt, wie wichtig der Ort ist. 

Er spielt aber auch in meinem Leben eine große Rolle und er wird mir fehlen. Denn dort habe ich Taufen und Hochzeiten von Familienmitgliedern und Freunden erlebt.

Das Interview führte Marcus Poschlod.

Benediktinerorden

Die Benediktiner sind die älteste heute noch bestehende klösterliche Bewegung der katholischen Kirche im Westen. Der Orden geht zurück auf die Regel des heiligen Benedikt von Nursia (480-547). In seiner heutigen Form wurde er 1893 von Papst Leo XIII. (1878-1903) gebildet. Als benediktinisch im weiteren Sinne gelten alle Ordensgemeinschaften, die nach der Regel Benedikts leben, etwa Zisterzienser und Trappisten.

Ein Benediktiner geht durch einen Klosterflur / © Simon Koy (KNA)
Ein Benediktiner geht durch einen Klosterflur / © Simon Koy ( KNA )
Quelle:
DR

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