Papst weist Rücktrittsangebot von Weihbischof Schwaderlapp zurück

Rückkehr ins Amt nach einer Auszeit

Das Missbrauchsgutachten für das Erzbistum Köln hat dem Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp mehrere Pflichtwidrigkeiten nachgewiesen. Sein Rücktrittsgesuch hat Papst Franziskus dennoch abgelehnt.

Autor/in:
Andreas Otto
Dominikus Schwaderlapp / © Harald Oppitz (KNA)
Dominikus Schwaderlapp / © Harald Oppitz ( KNA )

Sein enges Vertrauensverhältnis zum früheren Kölner Kardinal Joachim Meisner soll Weihbischof Dominikus Schwaderlapp (54) nun doch nicht zum Verhängnis werden. Er war bis 2012 acht Jahre lang Generalvikar unter dem ehemaligen Kölner Erzbischof und damit dessen "alter ego" (anderes Ich).

Den beiden führenden Geistlichen hat der Strafrechtler Björn Gercke in seinem Gutachten einen "pflichtwidrigen" Umgang mit Missbrauchsfällen attestiert - bei Meisner in 23 und bei Schwaderlapp in acht Fällen. Nach der Vorstellung der Studie im März zeigte sich der Weihbischof "beschämt" und bot seinen Rücktritt an.

Keine Absicht, Missbrauch zu vertuschen

Doch Papst Franziskus lehnte diesen am Freitag ab. Auch Weihbischof Ansgar Puff kann im Amt bleiben. Beide hätten zwar in ihren früheren Funktionen vereinzelt Fehler begangen, nicht aber die Absicht gehabt, Missbrauch zu vertuschen oder Betroffene zu ignorieren. Schwaderlapp dankte Franziskus "für sein Vertrauen und sein Urteil". Zugleich betonte er, dass es ein Weiter-wie-bisher nicht geben könne. Daher wolle er ab Mitte Oktober für ein knappes Jahr als einfacher Priester in Kenia tätig sein. "Ich erhoffe mir von dieser Zeit innere Reifung und Erneuerung, Erweiterung des Horizontes und eine Vertiefung meiner priesterlichen und bischöflichen Berufung", so Schwaderlapp in einer persönlichen Erklärung.

Laut dem Gutachten soll er zwei Mal als Verwaltungschef gegen seine Aufklärungspflicht verstoßen haben - also Missbrauchsvorwürfen nicht weiter nachgegangen sein. Und sechs Mal hat er gegen die Meldepflicht verstoßen, Fälle also nicht an die Staatsanwaltschaft oder die Glaubenskongregation weitergegeben.

Der Weihbischof ist eine Art Ziehsohn Meisners, der ihm immer verantwortungsvollere Positionen übertrug. Beide schwammen theologisch und kirchenpolitisch auf einer Welle. Erst war Schwaderlapp sieben Jahre lang Meisners Geheimsekretär, bevor ihn sein Mentor 2004 zum Generalvikar berief. 2012 weihte er ihn zum Bischof. Als Weihbischof war Schwaderlapp er für den Norden des Erzbistums zuständig.

Der aus dem Westerwald stammende Geistliche steht dem Opus Dei nah, auch wenn er dem konservativen "Werk Gottes" nicht angehört.

Besonderes Anliegen ist dem promovierten Theologen die katholische Ehetheologie. Aus der Reformdebatte Synodaler Weg der katholischen Kirche in Deutschland zog er sich im Mai vergangenen Jahres zurück, weil die Forumsmehrheit im Unterschied zur geltenden Kirchenlehre die These vertrete, dass Sexualität nicht nur Fruchtbarkeit und Liebe, sondern auch andere Werte wie Lust und Identität integriere. Dahinter stehe die Absicht, empfängnisverhütende Maßnahmen, homosexuelle Handlungen, Selbstbefriedigung, künstliche Befruchtung und die Situation wiederverheiratet Geschiedener neu zu bewerten, kritisierte er.

Scheut Auseinandersetzungen nicht

Der rhetorisch begabte Geistliche zeigte auch in dieser Auseinandersetzung, dass er sich nicht scheut, in die Offensive zu gehen. So wirbt er in den Sozialen Netzwerken für den Glauben und die Grundsätze der katholischen Kirche. Als CDU-Politiker die Priesterweihe von bewährten verheirateten Männern forderten, konterte er und nannte die Debatte "kontraproduktiv". Denn als Repräsentant Christi müsse der Priester die Hingabe Jesu gegenwärtig machen, indem er dessen ehelose Lebensform teile.

Mit Vehemenz stemmt sich Schwaderlapp gegen den "billigen Kompromiss". So dürften die Unterschiede zwischen den Konfessionen nicht als "versöhnte Verschiedenheit" hingenommen werden. Pointiert äußerte er sich auch zur Kirchensteuer: Diese sei eine vom Staat gegen Bezahlung eingezogener "Mitgliedsbeitrag der Katholiken". Das Kirchenvermögen könne aber viele Kräfte binden. Gemeinden, die zig Aktivitäten für den Erhalt ihrer Pfarrheime starten, sollten sich lieber missionarisch engagieren. "Dann hätten wir Menschen für das Evangelium gewonnen und zusätzlich genügend Geld, um die Pfarrheime zu erhalten."

Seinen Dienst in Kenia trete er als Lernender an, so Schwaderlapp. Zum Schuljahr 2022/23 wolle er wieder in Köln sein. "Unser Erzbistum und die Menschen, die hier leben, liegen mir sehr am Herzen."


Quelle:
KNA
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