Rückenwind von Papst Franziskus für Adveniat

Neuer Spendenrekord in Deutschland

Beim Deutschen Spendenrat in Berlin geht man davon aus, dass die Deutschen im ablaufenden Jahr einen neuen Spendenrekord aufstellen werden. Auf rund fünf Milliarden Euro schätzt die auch als Spenden-TÜV bekannte Einrichtung das Jahresergebnis.

Spenden für die Hochwasser-Opfer (dpa)
Spenden für die Hochwasser-Opfer / ( dpa )

Die Daten sind noch nicht komplett ausgewertet. Auch die Bilanz für den so wichtigen Advent steht noch aus. Außerdem ist die Wirbelsturmkatastrophe aus den Philippinen noch gar nicht eingerechnet. Doch beim Deutschen Spendenrat in Berlin geht man davon aus, dass die Deutschen im ablaufenden Jahr einen neuen Spendenrekord aufstellen werden. Auf rund fünf Milliarden Euro schätzt die auch als Spenden-TÜV bekannte Einrichtung das Jahresergebnis und beruft sich dabei auf Daten der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK).

Dass die Deutschen, wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" am Montag berichtete, damit auch Spendenweltmeister sind, darf allerdings nach den Worten der Spendenrat-Geschäftsführerin Daniela Felser getrost bezweifelt werden. Laut einer Studie der GfK aus dem Jahr 2011 spenden die Deutschen in der Regel im Schnitt weniger als einige europäische Staaten und auch als die USA.

Hochwasser und Taifun

Was den Spendenrat dennoch von einem neuen Rekordjahr sprechen lässt, sind die vorliegenden Daten von Januar bis August und eine Prognose für den Rest des Jahres. In den ersten acht Monaten lag das private Spendenaufkommen vor allem wegen der Hochwasserkatastrophe im eigenen Land bei rund 2,6 Milliarden Euro und damit rund 19 Prozent über dem Vorjahresniveau. Nach der Hochwasserkatastrophe im Juni in Niedersachsen, im Osten Deutschlands und in Bayern hatten die Bundesbürger allein 265 Millionen Euro gespendet.

Rechnet man noch das Ergebnis des Jahres 2012 von 2,05 Milliarden Euro für die Monate September bis Dezember dazu, kommt man auf eine Schätzung von rund 4,6 Milliarden Euro für das gesamte Jahr - Eine Summe, die bereits leicht über dem bisherigen Rekordjahr 2005 liegt, als vor allem die Spenden für die Tsunami-Opfer die Bilanz auf 4,5 Milliarden Euro in die Höhe trieb. Dazu kommen 2013 die Spenden für die Taifun-Opfer auf den Philippinen, die sich bislang noch nicht beziffern lassen.

Bei den Zielen der Spender gab es - das zeigen die Daten von Januar bis August - leichte Verschiebungen: So stieg der Anteil der Not- und Katastrophenhilfe von 8,6 Prozent im Jahr 2012 auf 17,7 Prozent im laufenden Jahr. Der Anteil der Spenden für Kirchen und Religion sank leicht von 24,3 auf 24 Prozent. An Projekte der Hilfe für Kinder gingen noch 19,5 Prozent gegenüber 24,7 Prozent im Jahr 2012.

Weitere Verschiebungen nach unten befürchten derzeit besonders die kirchlichen Hilfswerke. Dazu zählt das katholische Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat. Das in Essen ansässige Hilfswerk sammelte im vergangenen Jahr rund 45 Millionen Euro; davon stammen 31 Millionen Euro allein aus der traditionellen Kollekte an Weihnachten.

Rückenwind von Papst Franziskus

Doch der Ärger über den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst und seine Ausgabenpolitik könnte dafür sorgen, dass bei vielen Bundesbürger diesmal das Portemonnaie geschlossen bleibt, fürchten die Verantwortlichen. Die Verärgerung schlägt sich laut dem Lateinamerika-Bischof Franz-Josef Overbeck von Essen klar in Zahlen nieder: "Wir haben in den schwierigen Wochen, die hinter uns liegen, den Spendenrückgang sehr deutlich gemerkt."

Adveniat versucht, gegenzusteuern. Am Montag mit allerhöchster Hilfe: In einer demonstrativen und ungewöhnlichen Geste warb Papst Franziskus von Rom aus um Spenden für das Lateinamerika-Hilfswerk.

"In Europa, wo Wohlstand herrscht, ist uns manchmal nicht bewusst, wie groß die Armut in der Welt ist", schreibt der Papst. Das Kirchenoberhaupt kennt die Arbeit von Adveniat aus seiner Zeit als Erzbischof von Buenos Aires. "Franziskus ist die Personifizierung unserer Forderungen: Geht zu den Armen, an die Ränder der Gesellschaft!", freut sich der Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit bei Adveniat, Christian Frevel. "So viel Rückenwind wie durch ihn hatten wir noch nie!"


Quelle:
KNA