Ruanda im Wandel der Zeiten

 (DR)

14. Jahrhundert: Gründung des Königreichs Ruanda. Die Mwami, Könige, gehören überwiegend den Tutsi an.

19. Jahrhundert: Mwami Kigeri Rwabugiri bildet einen Einheitsstaat mit Feudalstruktur: Tutsi-Häuptlinge sind Grundherren, Hutu Leibeigene.

1890: Deutschland wird Kolonialmacht in Ruanda. Deutsche definieren Tutsi und Hutu nach äußerlichen Merkmalen und Tätigkeiten.

Tutsi werden für die indirekte Herrschaft privilegiert, etwa indem sie Schulen besuchen dürfen.

1916: Im Ersten Weltkrieg wird Ruanda von Belgien besetzt, das die deutsche Politik indirekter Herrschaft fortsetzt.

1959: Hutu verüben Massaker an der herrschenden Klasse, Zehntausende Tutsi fliehen außer Landes.

1962: Ruanda erklärt seine Unabhängigkeit. Der Hutu Grégoire Kayibanda wird Präsident.

1990: Aus Uganda greift die von Tutsi-Exilanten geführte "Ruandische Patriotische Front" (RPF) an.

1993: Präsident Habyarimana unterzeichnet ein Friedensabkommen mit der RPF im tansanischen Arusha und willigt in eine Machtteilung ein.

1994: Am 6. April wird das Flugzeug von Habyarimana und dem burundischen Präsidenten Cyprien Ntaryamira im Anflug auf Kigali abgeschossen. Noch in derselben Nacht beginnen die Massaker an Tutsi und oppositionellen Hutu, bei denen zwischen 800.000 und einer Million Menschen ermordet werden. Die UN zieht ihre Truppen am 21. April nahezu vollständig ab.

Juli 1994: Die Tutsi-Rebellen der RPF unter Führung von Paul Kagame erobern die Hauptstadt Kigali und beenden den Völkermord. Rund zwei Millionen Hutu fliehen unter anderem unter Schutz französischer Soldaten in das damalige Zaïre (heute: Demokratische Republik Kongo), unter ihnen Mörder und Anstifter zum Völkermord.

1994: Der UN-Sicherheitsrat beschließt im November die Gründung des internationalen Ruanda-Tribunals in Arusha. Bis zu dessen Schließung Ende 2015 werden 80 Verfahren gegen mutmaßliche Drahtzieher des Völkermords abgeschlossen.

2002: Ruanda erhält eine neue Flagge und Nationalhymne, um die nationale Einheit und Versöhnung voranzutreiben. Das Land unterzeichnet ein Friedensabkommen mit Kongo und verpflichtet sich zum Rückzug seiner Truppen.

2017: Bei den Wahlen im August erhält Präsident Kagame dem offiziellen Ergebnis zufolge 98 Prozent der abgegebenen Stimmen. Fast zwei Drittel der gewählten Abgeordneten sind Frauen. Oppositionelle klagen über Einschränkungen, mehrere werden verhaftet und erst nach der Wahl entlassen.

2020: Zieldatum für die "Vision 2020", die aus Ruanda ein Schwellenland mit einem Wirtschaftswachstum von sieben Prozent und einem Schwerpunkt auf dem Dienstleistungssektor machen soll. (epd)