Roms Oberrabbiner kritisiert Pius-Spielfilm

"Einseitig" und "voller Fehler"

Fast drei Millionen Zuschauer sahen am Montag den Spielfilm «Pius XII.» in Deutschland. Auch in Italien wurde der Zweiteiler ausgestrahlt. In Rom schaute der Oberrabbiner der Stadt, Riccardo Di Segni, genau zu – und ärgerte sich. Er wirft dem Fernsehfilm eine vereinfachende und fehlerhafte Darstellung vor.

 (DR)

Die jüdische Welt sei besorgt darüber, dass der Film die Komplexität der Ereignisse nicht berücksichtige und nur darauf abziele, die Taten Papst Pius XII. moralisch zu rechtfertigen, sagte Di Segni in einem Interview der römischen Tageszeitung "Il Messaggero" am Dienstag (02.11.2010).



Die deutsch-italienische Gemeinschaftsproduktion war am Sonntag und Montag unter dem Titel "Unter dem Himmel Roms" vom staatlichen italienischen Fernsehen RAI ausgestrahlt worden. In Deutschland waren beide Teile am Montag in der ARD zu sehen. Im Mittelpunkt steht die Rolle von Pius XII. (1939-1958) während der Besetzung Roms durch deutsche Truppen und seine Hilfe für die jüdische Bevölkerung angesichts der bevorstehenden Deportation im Oktober 1943. Benedikt XVI. hatte das Werk bereits im April in einer Sondervorführung an seinem Sommersitz Castelgandolfo gesehen.



"Lächerliche" Darstellung der Juden

Der Film sei "einseitig" und "voll von Fehlern" in der historischen Darstellung, sagte Di Segni weiter. Zudem tendiere die Art und Weise, wie darin Juden gezeigt würden, ins Lächerliche. Die Darstellung der Juden sei ebenso banal wie vollkommen falsch für die Epoche.



Mit Blick auf eine mögliche Heiligsprechung Pius" XII. sagte Di Segni, diese berühre die Juden nicht, solange sie lediglich der Anerkennung der christlichen Tugenden eines Papstes diene. Wenn es jedoch um das Verdienst gehe, die Juden gerettet zu haben, sei dies ein Schritt, um sich außerhalb der Geschichte zu stellen.



In dem dreistündigen TV-Film wird Pius XII. von dem US-Schauspieler James Cromwell gespielt, seine Haushälterin, Schwester Pascalina, von Christine Neubauer. Produziert wurde der Film auf deutscher Seite vom Bayerischen Rundfunk und der von den deutschen Bistümern getragenen Tellux Film GmbH München.