Romney zeigt sich israelfreundlicher als Amtsinhaber Obama

Werben um gläubige Wähler

Nach dem Rückzug von Rick Santorum ist der Mormone Mitt Romney der mutmaßliche Sieger des Vorwahlkampfes der Republikanischen Partei und wird wohl gegen Barack Obama antreten. Ein wichtiges Thema wird im Wahlkampf die Israelpolitik sein.

 (DR)

Der Tea-Party-nahe Katholik Santorum ist Romney verblüffend lange auf den Fersen geblieben; nun ging ihm schlicht finanziell die Luft gegen den erfolgreichen Geschäftsmann aus. Immerhin ist es ihm gelungen, Romney auf einen streng konservativen gesellschaftspolitischen Kurs festzunageln - von dem dieser schwerlich würde wieder abrücken können.



Im Ringen um die in Teilen Amerikas einflussreiche jüdische Wählerschaft begaben sich die republikanischen Bewerber, außenpolitisch weitgehend unbeschriebene Blätter, zuletzt auch in einen Wettstreit, wer von ihnen der israelfreundlichste ist. Romney hat bereits angekündigt, im Fall seiner Wahl seine erste Auslandsreise als Präsident nicht traditionell zum kanadischen Nachbarn, sondern nach Jerusalem zu absolvieren.



Harter außenpolitischer Kurs

Romney, Santorum und Newt Gingrich kritisierten zuletzt stets die Iran-Politik von Amtsinhaber Barack Obama als zu weich - und äußerten schon mal prophylaktisch Verständnis für einen möglichen israelischen Militärschlag gegen den Mullah-Staat. Ziel dieser Strategie ist nicht nur, dem alten Verbündeten Treue zu bekunden, sondern auch, jüdische Wähler und jüdische Medienschaffende für sich einzunehmen.



Lediglich der Texaner Ron Paul fällt aus dem Rahmen. Der Exzentriker, der als Isolationist Amerika möglichst aus allen Händeln der Welt heraushalten will, soll einst geäußert haben, er hätte keine US-Truppen in den Zweiten Weltkrieg geschickt, wäre er damals Präsident gewesen.



Die Treuebekundungen Romneys, Santorums und Gingrichs gegenüber Israel scheinen ihr wahltaktisches Ziel indes bislang verfehlt zu haben. Eine Umfrage des Public Religion Research Institute hat ergeben, dass momentan 62 Prozent der jüdischen Wähler ihre Stimme Obama geben würden. Nur gut 30 Prozent wünschten sich eher einen Republikaner im Weißen Haus. Das Ergebnis, basierend auf einer Befragung von 1.004 Personen, entspricht damit fast exakt dem Wählerverhalten von 2008 in dieser Bevölkerungsgruppe. Damals fand Obama unter jüdischen Wählern eine deutliche Mehrheit.



Auch muslimische Wähler sind offenbar ein wichtiger Faktor bei den Präsidentschaftswahlen, heißt es in dem jüngsten Bericht des Forschungszentrums "Institute for Social Policy and Understanding", das sich mit dem Islam in den USA befasst. Muslime seien eine kleine Minderheit, aber sie seien relativ stark vertreten in mehreren besonders umkämpften Bundesstaaten, darunter Michigan, Ohio, Virginia und Pennsylvania. Muslime machen etwa ein Prozent der US-Bevölkerung aus. Dem Institut zufolge stimmten Muslime 2000 mehrheitlich für den Republikaner George W. Bush.



Nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 seien muslimische Wähler jedoch "in Massen" zu den Demokraten gewechselt, unter anderem wegen der Kriege im Irak und in Afghanistan. Im Wahlkampf 2012 hätten Republikaner oft Stimmung gemacht mit Warnungen, der Islam und die Scharia bedrohten die USA, erklärte Studienautor Farid Senzai. 2008 hätten Muslime mit "überwältigender Mehrheit" für Barack Obama gestimmt. Trotz "mancher Enttäuschungen" bewerteten Muslime den Präsidenten noch immer positiver als der Rest der Gesellschaft.



Freund von Netanjahu

Das knappe Drittel, das derzeit einen republikanischen Kandidaten bevorzugen würde, sprachen sich vor Santorums Rückzug laut dem Forschungsinstitut zu 58 Prozent für Romney, zu 15 Prozent für Santorum, zu 13 Prozent für Gingrich und zu 12 Prozent für Paul aus.

Nach ihren Prioritäten bei der Wahlentscheidung gefragt, nannten - ganz ähnlich wie in der Gesamtbevölkerung - die meisten die aktuelle Wirtschaftslage. Die Iran-Problematik war von eher untergeordneter Bedeutung.



Wenn Romney - wie allgemein erwartet - zum Präsidentschaftskandidaten der Republikaner gekürt wird, dürfte er versuchen, seine langjährige Freundschaft mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu als Trumpf bei den jüdischen Wählern auszuspielen. Netanjahu - dessen Verhältnis zu Obama in US-Medien als "rocky", also holprig, beschrieben wird - hatte mit Romney einst bei der Investmentfirma Boston Consulting zusammengearbeitet. Allerdings stimmen nicht alle jüdischen Wähler in den USA mit Israels Regierungschef und seiner Politik überein.



Es ist zu erwarten, dass die beiden wohl bedeutendsten politischen Organisationen erst im eigentlichen Wahlkampf Position zu den beiden Kandidaten beziehen werden. AIPAC, das "American-Israel Public Affairs Committee", gilt als eher konservativ; die liberalere Gruppierung "J Street" setzt sich vor allem für einen Frieden zwischen Israelis und Palästinensern ein - und dürfte daher eher Obama näher stehen. Der feierte übrigens zum Pessach-Fest am Wochenende mit jüdischen und nicht jüdischen Freunden und Mitarbeitern schon zum vierten Mal das "Passover Seder": eine Tradition, die er selbst im Weißen Haus eingeführt hat.



Die evangelikalen und konservativen katholischen Wähler tun sich schwer mit dem Mormonen Romney. Sie bewerten die "Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage" (so nennen sich die Mormonen selbst) nicht als Religion oder Glaubensgemeinschaft. Zudem hatte er sich in der Vergangenheit gegen Abtreibungsverbote und für die Rechte Homosexueller eingesetzt, wie Obama im übrigen auch. In den letzten Monaten war davon von Romney allerdings nichts mehr zu hören.