Republikaner DeSantis hofft auf Stimmen von Evangelikalen

Die frommen Königsmacher aus Iowa

Ron DeSantis buhlt in Iowa um die Stimmen der Evangelikalen. Sie machen rund zwei Drittel der Wähler bei den ersten Vorwahlen der Republikaner im Januar aus. Großzügige Schecks fördern die Freundschaft.

Autor/in:
Thomas Spang
Ron DeSantis / © Alex Brandon (dpa)
Ron DeSantis / © Alex Brandon ( dpa )

An Bob Vander Plaats kommt in Iowa niemand vorbei, der als Konservativer in der Politik mitmischen will. Der Chef der evangelikalen "Family Leader Foundation" ist bei den Vorwahlen der Republikaner in Iowa so etwas wie der Königsmacher. In den Caucus genannten Parteiversammlungen setzten sich zuletzt immer die Kandidaten für den weiteren Entscheidungsprozess zur US-Präsidentschaftswahl durch, die den offiziellen Segen von Vander Plaats erhalten hatten.

2008 gewann mit seiner Hilfe der damalige Gouverneur von Arkansas, Mike Huckabee, bei den traditionell ersten Vorwahlen der Republikaner. Vier Jahre später ging Rick Santorum als Sieger aus den Caucuses in dem Midwest-Staat hervor. 2016 setzte sich der rechte Senator aus Texas, Ted Cruz, durch. Donald Trump ärgerte das so sehr, dass er Vander Plaats als "Betrüger" beschimpfte.

Evangelikale – hochmotivierte Wähler

Das Verhältnis der beiden Männer gilt seitdem als zerrüttet. Was sich am 15. Januar 2024 als problematisch für den Ex-Präsidenten erweisen könnte. Denn Caucuses in Iowa werden nicht in Umfragen gewonnen, bei denen Trump zurzeit mit 24 Punkten vorn liegt, sondern in den Wohnzimmern, Kirchen und Gemeindezentren. Wer gewinnen will, muss es schaffen, in einer kalten Winternacht, vielleicht bei Schnee und Eis, die meisten Anhänger aus dem Haus zu locken.

Erfahrungsgemäß ist dabei niemand so motiviert wie die Evangelikalen, die in Iowa seit Gedenken die Caucuses der Republikaner dominieren.

Und bei denen hat das Wort von Vander Plaats großes Gewicht. In einem Interview mit "NewsNation" ging er kürzlich hart mit Trump ins Gericht. Er hielt ihm vor, seit seinem Ausscheiden aus dem Weißen Haus "die Pro-Life-Aktivisten unter den Bus zu werfen". Als Beispiel führte er die Kritik Trumps an der strikten Sechswochenfrist für Abtreibungen in Florida an.

"Vander Plaats versteht seine politische Macht"

Kurz darauf postete er auf dem in X umbenannten Netzwerk Twitter ein Foto mit Ron und Casey DeSantis, die am 6. August einer Einladung zum Gottesdienst in seiner Gemeinde gefolgt waren. "Danke für die wunderbaren Gebete und das Willkommen zum Gottesdienst", bedankte sich der Gouverneur des Sonnenstaates, der bisher Trumps gefährlichster Herausforderer in Iowa ist. "Casey und ich haben uns gefreut, Zeit mit unseren Freunden @bobvanderplaats und Darla in Soteria Des Moines zu verbringen."

Der Evangelikalenführer hatte auch nette Dinge über Nikki Haley und Tim Scott aus South Carolina zu sagen, die ebenso wie der ehemalige Vizepräsident Mike Pence und der Unternehmer Vivek Ramaswamy auf die Stimmen der Evangelikalen in Iowa hoffen. "Vander Plaats versteht seine politische Macht", beschreibt der Wahlexperte Paul S. Ryan dessen Geschick, seinen Einfluss geltend zu machen. Als Vehikel dafür benutzt er seine "Family Leader Foundation", die als Sammlungsbewegung der Evangelikalen fungiert.

Im Juli etwa brachte er mehr als 2.000 Kirchenführer aus dem evangelikalen Raum zu einem Kandidatenforum zusammen. Mit von der Partie war DeSantis, dessen Wahlkampforganisation "Never Back Down" 25.000 Dollar für eine dreiseitige Anzeige in dem Programmheft der Veranstaltung springen ließ, und noch einmal so viel für Tickets zu einem Dinner mit dem ehemaligen Fox-Moderator Tucker Carlson.

Viel Geld für wenig Reichweite?

Der Politologe Steffen Schmidt von der Iowa State University stolperte über die Höhe der Beträge, die DeSantis gegenüber der Wahlkommission FEC offenlegen musste. Dies sei "viel Geld für wenig Reichweite in einem Heftchen und einer einzigen Veranstaltung". Hinzu kommen weitere Schecks an die "Family Leader Foundation", die sich zusammen mit den Ausgaben für das Forum auf 95.000 Dollar addieren.

Es erscheint naheliegend, dass der Herausforderer Trumps mit den großzügigen Zahlungen seine Chancen verbessern will, die Unterstützung Vander Plaats zu bekommen. "Wir sind stolz darauf, einer der größten und einflussreichsten sozial-konservativen Gruppen in Iowa Geld zu geben", erklärte der Sprecher vom Team DeSantis, Andrew Romeo. Ein völlig legaler Vorgang, solange er der FEC mitgeteilt wird.

Vander Plaats verwies darauf, dass auch die Kandidaten Ramaswamy und Scott Anzeigen in dem Programmheft geschaltet hatten. Die Kosten seien keineswegs hoch, wenn man bedenke, wie viele Multiplikatoren auf diesem Weg erreicht werden könnten. "Ich bedauere nur, dass wir nicht mehr verlangt haben", erklärt der Evangelikalenführer. Aber auch: "Meine Unterstützung war und wird niemals käuflich sein."

Schaden dürfte die Großzügigkeit DeSantis gewiss nicht. Vander Plaats lobte ihn vor Auftakt der "Iowa State Fair" in der bei Evangelikalen einflussreichen Radio-Talkshow von Steve Deace. "Wenn heute Caucuses wären, glaube ich nicht, dass Trump gewinnen würde. Ich denke, es wäre DeSantis." Drei Tage später beendete Deace seine eigene Außenseiter-Kandidatur und erklärte seine Unterstützung für DeSantis.

Quelle:
KNA