Religionsvertreter kritisieren Verlegung von Weihnachtsfeier

Schulleitung wehrt sich

Die angeblich auf Kritik einer muslimischen Schülerin zurückgehende Verlegung einer Weihnachtsfeier an einer Schule in Lüneburg stößt bei christlichen und muslimischen Religionsvertretern auf Unverständnis. Die Schule relativiert nun.

Christbaumkugel an einem Weihnachtsbaum / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Christbaumkugel an einem Weihnachtsbaum / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

Dass eine schulische Weihnachtsfeier nicht während der Unterrichtszeit stattfinden könne, finde er "schade und auch etwas absurd", sagte der Hildesheimer Weihbischof Nikolaus Schwerdtfeger der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung".

Der Leiter des Katholischen Büros Niedersachsen, Felix Bernard, verwies auf Paragraf 2 des Schulgesetzes, wonach ausdrücklich das Christentum Grundlage der Erziehung sei: "Religiöse Musik gehört zu unserem kulturellen Erbe - sonst wäre es auch nicht mehr möglich, Bach-Kantaten im Musikunterricht zu behandeln."

Die evangelische Oberlandeskirchenrätin Kerstin Gäfgen-Track erklärte im Gespräch mit der Zeitung, Religion müsse in Schulen zwar sensibel behandelt werden, doch bedeute das gerade nicht den Ausschluss von Religion aus der Schule. Es brauche vielmehr eine "religionssensible Vermittlung der adventlichen und weihnachtlichen Inhalte". Das gehöre zu den Grundpfeilern der Gesellschaft.

Schule habe vorschnell gehandelt

Skeptisch äußerste sich auch der Vorsitzende der Schura, also des Rates islamischer Gemeinschaften, Recep Bilgen: Die Schule habe vorschnell gehandelt und eine unnötige Diskussion angestoßen. Solche Absagen könnten Vorurteile gegenüber Muslimen eher schüren, warnte Bilgen.

Dementi des Schulleiters

Medienberichte über die Streichung einer verpflichtenden Weihnachtsfeier an dem Lüneburger Gymnasium Johanneum haben für Wirbel gesorgt. Dem NDR zufolge hatte sich im vergangenen Jahr eine muslimische Schülerin darüber beschwert, dass die dort gesungenen christlichen Lieder nicht mit ihrem Glauben vereinbar seien. Deshalb sei die Feier in diesem Jahr auf den Nachmittag verlegt worden, und die Teilnahme sei freiwillig, hieß es. Am Dienstagabend dementierte Schulleiter Friedrich Suhr diese Angaben.

Suhr zufolge hat sich die Schülerin im verpflichtenden Fachunterricht beschwert, "als eine Lehrkraft das Singen von Weihnachtsliedern ansetzen wollte". Daraufhin habe er "um eine sensible Handhabung im Pflichtunterricht" gebeten, erklärte der Schulleiter. Eine Feier für die Mittelstufe falle in diesem Jahr aufgrund eines Personalwechsels im Kollegium aus. "Hier liegt keine grundsätzliche Entscheidung über eine Abschaffung vor", so Suhr.

Laut Landesschulbehörde können Schulen frei entscheiden, ob und in welchem Umfang sie eine Weihnachtsfeier während der Unterrichtszeit anbieten. Grundsätzlich gebe es kaum Berichte über daraus resultierende Glaubenskonflikte, sagte Sprecherin Bianca Schöneich am Dienstag in Lüneburg dem epd. "Wir raten den Schulen allerdings dazu, dass mit glaubensbezogenen Inhalten maßvoll umgegangen werden soll", betonte sie. "Eine Weihnachtsfeier sollte nicht den Charakter eines Gottesdienstes haben."


Quelle:
KNA , epd