Religionslehrkräfte in großer Distanz zur Amtskirche

Schwindende Identifikation

Die katholischen Religionslehrkräfte an Gymnasien, Gesamt- und Berufsschulen sehen sich laut einer Umfrage in großer Distanz zu ihrer Kirche. Mehr als drei Viertel gaben an, dass ihre Identifikation zuletzt abgenommen habe.

Religionsunterricht in einer achten Klasse eines Gymnasiums / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Religionsunterricht in einer achten Klasse eines Gymnasiums / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

In der am Mittwoch in Köln und Tübingen veröffentlichten Untersuchung gaben neun von zehn der rund 2.500 Befragten an, dass sie große Differenzen sehen zu den lehramtlichen Positionen über (Homo)Sexualität, Frauen, Ämter und Macht.

Online-Unfrage

Die Online-Umfrage führten die Bundesverbände der katholischen Religionslehrerinnen und -lehrer an Gymnasien (BKRG) und an Berufsbildenden Schulen (VKR) durch. Innerhalb von fünf Tagen hätten sich rund 2.500 Lehrkräfte beteiligt.

Über eine Rückgabe der Lehrerlaubnis dachten 27 Prozent der Befragten manchmal und 15 Prozent öfter nach. Mit einem Kirchenaustritt befassten sich 34 Prozent gelegentlich und 9 Prozent ernsthaft.

Symbolbild Kirchenaustritt / © Elisabeth Rahe (KNA)
Symbolbild Kirchenaustritt / © Elisabeth Rahe ( KNA )

Für drei Viertel der befragten Lehrkräfte ist die Kirche durch ihre Missbrauchsaufarbeitung unglaubwürdig geworden. Rund zwei Drittel erachten diese als zu schleppend. Nach Einschätzung der Lehrkräfte teilen die meisten Schüler nicht die Positionen der Kirche in den für sie relevanten Lebensthemen: Jeweils 48 Prozent stünden den Ansichten distanziert oder gleichgültig gegenüber.

Hoffnungen auf den Synodalen Weg

Große Erwartungen setzt die Lehrkräfte in den Reformdialog Synodaler Weg der katholischen Kirche in Deutschland. Neun von zehn meinen, dass Reformsignale von dort für ihre Rolle als Religionslehrkraft und für ihre Identifikation mit der Kirche "dringend notwendig" seien.

Vollversammlung des Synodalen Wegs / © Julia Steinbrecht (KNA)
Vollversammlung des Synodalen Wegs / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Ab Donnerstag tagt die dritte Vollversammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt. Auf dem Tisch liegen 13 Papiere zu den vier zentralen Themen Sexualmoral, Rolle der Frauen, priesterliches Leben und Macht.

Religionsunterricht

Der Religionsunterricht in Deutschland ist als einziges Unterrichtsfach im Grundgesetz abgesichert. Als ordentliches Lehrfach ist er den übrigen Schulfächern gleichgestellt. Schüler können sich aber aus Gewissensgründen abmelden.

Artikel 7 des Grundgesetzes schreibt vor, dass der Religionsunterricht unter staatlicher Aufsicht steht. Da der Staat aber zur weltanschaulichen Neutralität verpflichtet ist, kann er über die Inhalte nicht entscheiden. Über sie bestimmen die Religionsgemeinschaften. Deshalb wird der Unterricht in der Regel nach Konfessionen getrennt erteilt. 

Religionsunterricht in der Schule / © Juan Ci (shutterstock)
Religionsunterricht in der Schule / © Juan Ci ( shutterstock )
Quelle:
KNA