Zwei bis drei Sack, knapp 60 kg, diese Menge Kartoffeln verzehrt ein Deutscher im Schnitt pro Jahr. Gemocht haben die deutschen Bauern die Kartoffel am Anfang allerdings gar nicht. Als der Alte Fritz die robuste Kartoffel Mitte des 18. Jahrhunderts als Alternative zum Getreide heimisch machen wollten, musste er viel staatliche Überzeugungsarbeit leisten und gar die Soldaten einsetzen, damit die Bauern die Knolle anpflanzten. Denn schließlich war sie heidnischen Ursprungs, kommt in der Bibel nirgends vor und vor allem ist das Kraut der Kartoffel giftig. Aber dann gelang der Kartoffel, praktisch wie sie ist, doch der Durchbruch, sie ist halt in 20 Minuten gar, und machte die Bauern tatsächlich unabhängig von Getreidemissernten.
Patatas oder Tartuffel
Ursprünglich stammt die Kartoffel (Solanum tuberosum) aus dem Hochland der Anden, wurde schon vor den Inkas dort in 4000 Meter Höhe angebaut. Mitte des 16. Jahrhunderts brachten die Spanischen Eroberer die Kartoffel nach Europa; es waren aber vor allem die Iren, die den Nahrungswert der Kartoffeln früh erkannten und sie auf ihren kargen Böden anbauten.
„Papa“ heißt die Kartoffel in der Sprache der Inka. Die Spanier verwechselten sie mit der „Batata“, der Süßkartoffel, daraus wurde „Patatas“, im Englischen „Potatoes“.
Die deutsche Bezeichnung „Kartoffel“ ist dagegen dem Italienischen entlehnt, dort wurde die Kartoffel „Tartufulo“ genannt wegen ihrer ursprünglichen Ähnlichkeit mit der Trüffel. Friedrich der Große übernahm die Bezeichnung „Tartuffel“ und bald wurde daraus „Kartoffel“.
Regional gibt es zudem zahlreiche weitere Bezeichnungen für die Kartoffel wie Erdapfel, Erdbirn, Grübling, Knulle oder Krumbiir.
Kartoffeln als Nutz- und Zierpflanzen
War die Kartoffel erst mal heimisch, wurde fleißig gezüchtet, denn die ursprüngliche Knolle aus den Anden war klein und wenig geschmackvoll. Heute kann der Liebhaber aus fast 100 Sorten auswählen, und dabei kann ein Auswahlkriterium durchaus die Blüte sein. Im klassischen Bauerngarten, der schon immer eine Kombination von Zier- und Nutzpflanzen war, ist es reizvoll, einmal Kartoffeln mit blasslila oder purpurroten Blüten zu pflanzen. Es gibt sogar eine Sorte mit roten Augen: „Augusta“. „La Ratte“ aus Frankreich, eine alte längliche Sorte von 1872, ist eine erstklassige Feinschmecker-Frühkartoffel mit rosa bis violetten Blüten, also Nutz und Zierde zugleich.
Der Deutschen liebste Kartoffelsorte ist die „Sieglinde“, auf jeden Fall ist sie die älteste in Deutschland offiziell für den Anbau „zugelassene“ Sorte. 2010 wurde sie zu ihrem 75. Geburtstag quasi im hohen Alter als Kartoffel des Jahres geehrt.
Für alle Sorten gilt, dass sie jetzt noch bis Mitte Mai in die Erde können. Der Boden sollte mit vollreifem Kompost angereichert sein, dann die vorgekeimten Kartoffeln in 12 cm tiefe Furchen setzen. Der Abstand sollte 40cm Abstand betragen. Die Keime kommen nach oben, dann werden die Kartoffeln vorsichtig mit Erde bedeckt. Ist das Kraut circa 10 cm aus der Erde, sollte man die Pflanzen anhäufeln und so die Produktion zusätzlicher Knollen fördern.
Magenberuhigend und schmerzlindernd
60 Prozent der angebauten Kartoffel dienen als Nahrungsmittel, und die Rezepte sind vielfältig: Vom Kartoffelsalat über Bratkartoffeln, Pommes, Gratin bis hin zur Salzkartoffel als der einzig wahren Beilage zum Spargel. Eine gewisse Skepsis gegenüber der Kartoffel ist aber geblieben, Volksglaube und Anthroposophen sind gleichermaßen der Meinung, dass zu viel Kartoffelverzehr die Intelligenz nicht gerade fördert. Sie wirkt halt sehr beruhigend die Kartoffel, hilft gegen übersäuerte Mägen und lindert heiß als Brei in der Wickel Schmerzen egal ob im Hals oder in den Gelenken.
Matthias Claudius, der den Aufschwung der Kartoffel unterm Alten Fritz miterlebt hat, dichtete in seinem Lied von der Kartoffel:
(…) viel Pastet und Leckerbrot
verdirbt nur Blut und Magen.
Die Köche kochen lauter Not,
sie kochen uns viel eher tot;
Ihr Herren, laßt Euch sagen!
Schön rötlich die Kartoffeln sind
und weiß wie Alabaster!
Sie däun sich lieblich und geschwind
und sind für Mann und Frau und Kind
ein rechtes Magenpflaster.
Übrigens: auch im Kübel lassen sich erfolgreich Kartoffeln anbauen. Einfach unten in einem möglichst schwarzen Kübel Saatkartoffeln einlegen, und sobald die Keime treiben, immer ein bisschen Erde nachfüllen, bis der Kübel voll ist. Immer schön feucht halten, nach gut drei Monaten sind die Kartoffeln dann reif. (Claudia Vogelsang/St.Q.)