Nach Auszählung von 20 Prozent der abgegebenen Stimmen ergab sich eine Mehrheit von 82 Prozent für ein weitreichendes Autonomiestatut. Der sozialistische Staatspräsident Evo Morales verwarf das von Gewalt überschattete Referendum als illegal und Misserfolg.
Morales sagte in einer Fernsehansprache, rund die Hälfte der Wahlberechtigten in Santa Cruz habe nicht für die Autonomie gestimmt, wenn man 39 Prozent Wahlenthaltung, die Nein-Stimmen und die ungültigen Stimmen zusammenzähle. "Leider hat diese Befragung die Provinz Santa Curz gespalten und die Familien gegeneinander aufgebracht", bedauerte er. In dem von Armut geprägten bolivianischen Andenhochland demonstrierten unterdessen Hunderttausende Anhänger der Regierung gegen das Referendum.
In Santa Cruz feierte dagegen Gouverneur Rubén Costas die ersten Ergebnisse. "Heute beginnen wir den Weg zu einer neuen Repubik, zu einem modernen Staat", sagte er. Die Einheit Boliviens werde durch die Abstimmung nicht gefährdet. Als erste Maßnahmen einer autonomen Provinzregierung versprach Costas die Einführung einer allgemeinen Krankenversicherung und eines Mindestlohns.
Ein Mann stirbt infolge von Zusammenstößen
Bei der Abstimmung, die von der Organisation der Amerikanischen Staaten nicht anerkannt wurde, kam es in einigen Stadtteilen der Provinzhauptstadt Santa Cruz zu gewaltsamen Zusammenstößen. Ein 68-jähriger Mann starb an den Folgen von Tränengas, das gegen Demonstranten eingesetzt wurde. Rund 30 Menschen wurden verletzt. Außerdem soll es nach Medienberichten zu Stimmenfälschungen gekommen sein.
Im Juni finden in den Provinzen Beni, Pando und Tarija ähnliche Abstimmungen statt. Seit dem Amtsantritt von Morales Anfang 2006 haben sich die Gegensätze zwischen den rohstoffreichen Provinzen des Ostens und dem armen Andenhochland mit seiner indianischen Bevölkerungsmehrheit verschärft. Vor dem Referendum am Sonntag hatten die Großgrundbesitzer und Unternehmer um Costas jegliche Gespräche mit der Regierung Morales verweigert.
Streit um neue Verfassung
Die politische Krise in Bolivien hatte sich verschärft, als die Verfassungsgebende Versammlung ohne die Anwesenheit der Opposition im Dezember 2007 eine neue Verfassung annahm. Die oppositionellen Parteien und sechs der neun Provinzen lehnen diese ab. Die bolivianische Armee erklärte mehrfach, die Einheit des Landes sei bedroht.
Vertreter der katholischen Kirche, der Organisation amerikanischer Staaten (OAS) und einiger Nachbarländer haben in den vergangenen Monaten immer wieder vergeblich versucht, beide Seiten an einen Tisch zu bringen. Vor allem Kardinal Julio Terrazas Sandoval beschwor beide Seiten, eine friedliche Lösung zu finden. Er warnte vor Bürgerkrieg und Gewalt.
Reichste Provinz strebt nach mehr Autonomie
Bolivien im Umbruch
In Bolivien strebt die reichste Provinz des Landes, Santa Cruz, nach mehr Autonomie. Das zeichnet sich nach ersten Resultaten einer umstrittenen Volksabstimmung ab. Die Regierung erkennt das Ergebnis allerdings nicht an. Das Referendum wurde von Gewalt und Fälschungsvorwürfen begleitet.
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