Reformgruppe fordert von Bischöfen Einsatz für Minderheiten

Kirchliche Ressourcen nutzen

Von Montag bis Donnerstag tagen die deutschen Bischöfe in Fulda auf ihrer Herbstvollversammlung. Im Vorfeld richtet die Reformgruppe "Wir sind Kirche" einige Appelle an sie und übt Kritik an der Aufarbeitung von Missbrauchstaten.

Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, spricht mit Teilnehmenden einer Protestaktion von Maria 2.0 und Wir sind Kirche (Archiv) / © Julia Steinbrecht (KNA)
Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, spricht mit Teilnehmenden einer Protestaktion von Maria 2.0 und Wir sind Kirche (Archiv) / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Die Organisation "Wir sind Kirche" ruft die katholischen Bischöfe in Deutschland zum Einsatz für eine solidarische Gesellschaft und insbesondere für Frauen- und Minderheitenrechte auf. Dies entspreche der christlichen Botschaft, teilte die Reformbewegung am Sonntag in München mit. Sie äußerte sich anlässlich der Herbstvollversammlung der Bischöfe, die von Montag bis Donnerstag in Fulda stattfinden soll.

"Die Kirchen verfügen in unserem Land immer noch über erhebliche Ressourcen", hieß es von "Wir sind Kirche". Kirchliche Gebäude und Einrichtungen seien als Gemeingüter, als öffentliche soziale Räume zu nutzen; spirituelle und personelle Ressourcen seien zum Wohle aller zur Verfügung zu stellen. Angesichts einer zunehmenden Vereinsamung und Fragmentierung der Gesellschaft werde ein breites zivilgesellschaftliches Engagement für den inneren Frieden im Land immer wichtiger. Wenn das gelinge, könne dies auch dem Relevanzverlust der Kirchen entgegenwirken.

Ruf nach spürbaren Reformen

Zudem appellierte "Wir sind Kirche" an die Bischöfe, sich geschlossen zum Synodalen Weg, dem Reformprojekt der katholischen Kirche in Deutschland, zu bekennen. Ferner gelte es, die "Hausaufgaben" für den weltweiten synodalen Prozess der katholischen Kirche zu machen: "So wie Papst Leo den von Papst Franziskus gestarteten weltweiten synodalen Prozess konsequent ohne Zeitverzug weiterführen lässt, müssen auch die einzelnen Ortskirchen endlich spürbare Reformschritte in synodaler Weise vornehmen."

Überdies sprach "Wir sind Kirche" das Thema Missbrauch an. In Sachen Aufarbeitung und Aufklärung müsse sich jeder Bischof noch sehr viel deutlicher den Anliegen und berechtigten Interessen der Betroffenen sexualisierter Gewalt zuwenden, damit diese Gerechtigkeit erführen. "Die immer wieder zu beobachtenden Versuche einzelner Diözesen, sich durch juristische Kniffs und Spitzfindigkeiten aus der Verantwortung ziehen zu wollen, bedeutet für die Betroffenen eine unzumutbare retraumatisierende Belastung", kritisierte die Bewegung.

Bischöfe beraten über aktuelle Themen

Die katholischen Bischöfe beraten von Montag an in Fulda auf ihrer Herbstvollversammlung. Bis Donnerstag kommen 58 Mitglieder der katholischen Deutschen Bischofskonferenz unter Leitung ihres Vorsitzenden Georg Bätzing in der hessischen Stadt zusammen. Im Mittelpunkt stehen Beratungen über Kirchenreformen als Folge des Missbrauchskandals, den Umgang mit sexualisierter Gewalt und Säkularisierungstrends in der Gesellschaft.

Bischöfe im Sitzungssaal bei der Frühjahrsvollversammlung Deutschen Bischofskonferenz in Augsburg / © Harald Oppitz (KNA)
Bischöfe im Sitzungssaal bei der Frühjahrsvollversammlung Deutschen Bischofskonferenz in Augsburg / © Harald Oppitz ( KNA )

Außerdem berät die Vollversammlung eine Stellungnahme der deutschen Bischöfe zum Wehr- und Freiwilligendienst und spricht über die Lage im Nahen Osten. Die Vollversammlung ist das oberste Gremium der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, die regelmäßig im Frühjahr und Herbst für mehrere Tage zusammenkommt.

Die Organisation "Wir sind Kirche"

"Wir sind Kirche" ist ein 1995 entstandener Zusammenschluss von Katholiken, die für Veränderungen in ihrer Kirche eintreten. Eine feste Mitgliedschaft gibt es nicht. Die Sprecher der Organisation verweisen auf bundesweit mehrere Zehntausend Unterstützer. Beobachter gehen von weitaus niedrigeren Zahlen aus.

Banner mit dem Logo der Organisation "Wir sind Kirche" / © Bert Bostelmann (KNA)
Banner mit dem Logo der Organisation "Wir sind Kirche" / © Bert Bostelmann ( KNA )
Quelle:
KNA