Reformator Martin Luther zwinkert Düsseldorfer Narren zu

Karnevalisten zeigen Trump als sexistischen Freiheitsgegner

Trump, Erdogan und Putin: Bei den Karnevalsumzügen ergoss sich Hohn und Spott über die Autokraten der Welt und über die europäischen Rechtspopulisten. Auch Bundeskanzlerin Merkel und ihr Herausforderer Schulz wurden aufs Korn genommen.

Ein Motivwagen zur politischen Situation in den USA fährt im Rosenmontagsumzug durch Düsseldorf / © Ina Fassbender (dpa)
Ein Motivwagen zur politischen Situation in den USA fährt im Rosenmontagsumzug durch Düsseldorf / © Ina Fassbender ( dpa )

Mit drastischen Motiven haben die Karnevalisten in ihren Rosenmontagszügen beißende Kritik an US-Präsident Donald Trump geübt. Hohn und Spott gab es auch für den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, Russlands Staatschef Wladimir Putin sowie Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihren SPD-Herausforderer Martin Schulz. Die Karnevalsumzüge thematisierten zudem das 500. Reformationsjubiläum. Aus Furcht vor Terroranschlägen herrschten überall scharfe Sicherheitsvorkehrungen.

Trump in Düsseldorf auf zwei Motivwagen

In Düsseldorf präsentierte der Künstler Jacques Tilly den mächtigsten Mann der Welt in zwei aufeinanderfolgenden Motivwagen als sexistischen Freiheitsgegner, der am Ende unterliegt: Auf dem ersten Wagen vergewaltigt US-Präsident Trump die knieende Freiheitsstatue, deren Fackel erloschen ist. Gleich dahinter zeigt ein zweiter Wagen mit der Aufschrift «America Resist!» (Leiste Widerstand, Amerika!) die stark lädierte Miss Liberty, die aber wieder aufrecht steht. Sie hat den US-Präsidenten enthauptet und hält lächelnd den abgetrennten Kopf in die Höhe, im anderen Arm hält sie die amerikanische Verfassung. Unter der Überschrift «Blond ist das neue Braun» steht Trump auf einem anderen Wagen in einer Reihe mit den Rechtspopulisten Marine Le Pen aus Frankreich und Geert Wilders aus den Niederlanden sowie Adolf Hitler, alle mit blondgefärbten Haaren.

Auch im Kölner Rosenmontagszug nahm die Kritik an Trump einen prominenten Platz ein, ergänzendes Motiv war ebenfalls die Freiheitsstatue: Ein kleiner Donald Trump kommt als Schuljunge in die Politik-Klasse, in der von den überzeugten Demokraten niemand neben ihm sitzen will. Als "Föttchesfühler" (Grapscher) greift Trump der Freiheitsstatue unter den Rock.

Erdogan als Pippi Langstrumpf

An der Spitze des Kölner Zuges wurde der türkische Präsident Erdogan verkleidet als Pippi Langstrumpf dargestellt. Er hat sich ein streng gesichertes Gefängnis voller Gegner seiner Politik als Villa Kunterbunt angemalt und erklärt dazu: "Ich mach mir die Welt - wie sie mir gefällt." In Düsseldorf brüllt "Erdowahn" einen Clown an, der ihm die Zunge herausstreckt, und brüllt "Terrorist" - eine Anspielung auf den Umgang des türkischen Präsidenten mit Andersdenkenden.

Bissige Polit-Satire in Düsseldorf

Unter dem Motto "Uns kritt nix klein - Narrenfreiheit, die muss sein" fuhren in der NRW-Landeshauptstadt zwölf bissig-satirische Wagen zu politischen Themen im Festzug mit. Neben Trump, Erdogan und Putin wurden auch die populistischen Politiker Viktor Orban aus Ungarn und Jaroslaw Kasczynski aus Polen als fette Raupen darstellt, die das Blatt "Demokratie" abfressen. Der rechtsnationalistische Kasczynski wurde auch als Kettenhund gezeigt, der die Demokratie-Wurst frisst und eine Diktatur-Wurst ausscheidet. Auch die deutschen Rechtspopulisten bekamen in Düsseldorf ihr Fett weg. So wurde die AfD als geifernder Fettwanst mit Stickern wie «Lügenpresse» und «Volksverräter» dargestellt, dazu hieß es: "Bei zu viel Wut im Bauch ist die Demokratie am Arsch." Die AfD-Protagonisten und ihr Hass auf Muslime marschierten zudem als Aufziehmännchen mit, die vom grinsenden IS-Terror als "unsere nützlichen Idioten" in Gang gesetzt werden.

Die britische Premierministerin Theresa May steckt sich auf einem weiteren Wagen eine Pistole mit der Aufschrift «Brexit» in den Bund, darunter steht: "Good Luck, Great Britain!" Ein gemütliches Mammut verkörpert als "Mammutti" Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Im Rücken steckt eine Lanze, an der SPD-Kanzlerkandidat Schulz als Neandertaler hängt.

"Luther-Helau"

Erstmals fuhr in Düsseldorf ein eigener Prunkwagen der evangelischen Kirche mit, den ein überlebensgroßer Reformator Martin Luther zierte. Unter "Luther-Helau"-Rufen warf im Jahr des 500. Reformationsjubiläums auch der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, Kamelle unters närrische Volk.

Furcht vor Terroranschlägen

Für sämtliche Karnevalsumzüge wurden aus Furcht vor Terroranschlägen wie schon an den Vortragen massive Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Vielerorts gab es massive Absperrungen und Lkw-Fahrverbote, Polizisten trugen Maschinenpistolen. Allein in Köln waren rund 1.700 Polizisten eingesetzt, in Düsseldorf rund tausend Beamte.


Quelle:
epd