Redemptoristen in Köln-Mülheim werden verabschiedet

"Das tut unheimlich weh"

In Köln wird an diesem Sonntag ein weiteres Kloster geschlossen. Weil es dem Orden der Redemptoristen an Nachwuchs mangelt, gibt er seinen Standort an der Holsteinstraße im Stadtteil Mülheim auf. Das Schicksal der Kapelle ist offen.

Kapelle des Alfonsushauses  (DR)
Kapelle des Alfonsushauses / ( DR )

Wenn an diesem Sonntag die kleine Glocke im Dachreiter des Alfonsushauses im Kölner Stadtteil Mülheim zum Gottesdienst ruft, mischt sich Wehmut in die Klänge. Nach weniger als 50 Jahren müssen die acht Redemptoristenpatres ihren Standort an der Holsteinstraße direkt neben dem alten katholischen Friedhof von Mülheim verlassen.

Für den Superior, den Leiter des Hauses, Pater Wolfgang Gerhard ist es bereits das dritte Mal, dass er ein Kloster schließen muss. Zuvor hatte der 74-jährige die Häuser des Ordens in Rheine und Bochum verlassen müssen. "Das tut unheimlich weh, dass es mich so betrifft. Die anderen Mitbrüder machen sich schon lustig über mich", sagt Pater Gerhard, der künftig in Bonn wohnen wird. "Aber in Bonn bin ich kein Oberer mehr. Wenn da Schluss ist, dann bin ich auch am Ende." Seine Stimmung schwankt zwischen Schmerz und schwarzem Humor.

Redemptoristenorden fehlt der Nachwuchs

Wie viele andere Ordensgemeinschaften sind auch die Redemptoristen überaltert, weil ihnen der Nachwuchs fehlt. Pater Gerhard zählt mit 74 Jahren noch zu den jüngeren der acht Mülheimer Patres. Der älteste ist bereits über 90 und hat den Bau des Klosters 1967 noch miterlebt, als der Orden aus dem nahe gelegenen Gebäude des heutigen "Warsteiner Hofs" hierher zog.

Dass das Mülheimer Alfonsushaus früher oder später aufgegeben wird, war den Patres klar. Doch die Mitteilung schon im Frühjahr dieses Jahres war für sie ein Schock, der immer noch nicht ganz überwunden ist. Das Grundstück ist an die Wohnungsbaugesellschaft GAG verkauft worden, die dort eine Wohnanlage errichten wird. Das Kloster soll abgerissen werden.

Initiative sorgt sich um Erhalt der Kapelle

Geschockt zeigten sich auch die Anwohner über die Nachricht, dass das Alfonsushaus in ihrer Nachbarschaft bald Geschichte sein wird. Für Simone Kretz geht so ein Stück Identität des Veedels verloren. "Die Kapelle ist vielen eine geistliche Heimat geworden." Die Gottesdienste an den Sonntagen seien mit 80 Besuchern gut besucht gewesen. Aber auch außerhalb der Gottesdienste habe der kleine sechseckige Sakralraum zum Verweilen eingeladen.

Simone Kretz begann, Mitstreiter für den Erhalt der Kapelle zu suchen und stieß dabei auf Christoph Molitor, der zu dem Zeitpunkt auch nicht untätig geblieben war. Die Bürgeraktion "Et Kapellche muss blieve!" war geboren und hat inzwischen zweitausend Unterschriften für den Erhalt der Kapelle gesammelt. Auch mit der GAG wurden inzwischen Gespräche geführt, die einen Erhalt und eine Integration der Kapelle in die zu errichtende Wohnbebauung überprüft, bestätigt GAG-Pressesprecher Jörg Fleischer.

Entscheidung Ende des Jahres

"Es läuft zur Zeit eine Mehrfachbeauftragung von mehreren Architekten, die einfach Entwürfe für die von uns gewünschte Bebauung entwickeln. Und die haben einmal die Vorgabe, mit dieser Kapelle zu planen und einmal ohne." Etwa Ende des Jahres soll die Entscheidung fallen, mit welcher Variante sich das Vorhaben der GAG, Wohnraum zu schaffen, besser umsetzen lässt.

Sollte die Kapelle tatsächlich erhalten bleiben, dann würde sie allerdings multifunktional mehreren Zwecken dienen, so Fleischer weiter. Eine Profanierung des Gotteshauses ist also unabwendbar. Der Verbleib der Ausstattung, zu der ein wertvolles neugotisches Altarretabel zählt, ist noch nicht geklärt.

Unterstützung und Skepsis

Moralische Unterstützung vom Stadtdekanat und vom Erzbistum hat sich die Initiative für den Erhalt der Kapelle bereits geholt. Simone Kretz und Christoph Molitor denken an Friedensgebete, Andachten und andere Gottesdienstformen, die künftig in der Kapelle gefeiert werden sollen, sollte diese erhalten bleiben.

Skeptisch ist hingegen Stefan Wagner, Pfarrer der Gemeinde St. Clemens und Mauritius mit acht Kirchen und weiteren Kapellen in den Stadtteilen Mülheim, Buchheim und Buchforst. Sein pastorales Team sei mit den vielen Gottesdienstorten der Pfarrei schon ausgelastet genug und könne nicht noch zusätzliche Aufgaben übernehmen.

Auf der anderen Seite sieht Pfarrer Wagner eine Chance in der Erhaltung der Kapelle. "Nur dann müssen diejenigen, die für die Erhaltung des Raumes eintreten, von vornherein eine Nutzung des Raumes planen." Diejenigen, die bislang an den Sonntagen die Gottesdienste bei den Redemptoristen besucht haben, lädt Wagner freilich auch in die umliegenden Kirchen ein. "Die liegen so nahe beieinander, dass man teilweise schon von Kirchturm zu Kirchturm schauen kann."

Zukunft noch ungewiss

Wie es also mit der Kapelle des Redemptoristenklosters in Mülheim weitergehen wird, ist ungewiss. Im Endeffekt ist es die GAG, die hier die richtungsweisende Entscheidung treffen wird. Für Pater Wolfgang Gerhard und seine Mitbrüder wird nach dem Abschiedsgottesdienst am Sonntag der Umzug anstehen.

Auch wenn die Schließung des Klosters Patres wie Anwohner gleichermaßen hart trifft und Nachwuchs für den Orden der Redemptoristen nicht in Sicht ist, so blickt der Superior dennoch hoffnungsvoll in die Zukunft: "Es hat im Lauf der Kirchengeschichte immer wieder Tiefs gegeben, und dann gab es wieder Hochs. Und ich denke, dass das auch wiederkommt und dass auch die Ordensgemeinschaften wieder Zulauf haben werden."


Quelle:
DR