Recklinghäuser Kirchen werben mit Licht für Frieden

"Krieg und Gewalt soll um Gottes Willen nicht sein"

Zwei Wochen im Jahr setzt die Stadt Recklinghausen mit der Veranstaltung "Recklinghausen Leuchtet" Lichtakzente an dunklen Herbstabenden. Für die Recklinghäuser Pfarrer Ludger Ernsting sowie Karl Kemper ist dies ein wichtiges Zeichen.

Autor/in:
Oliver Kelch
Die Propsteikirche St. Peter wird während "Recklinghausen Leuchtet" illuminiert / © Oliver Kelch (DR)
Die Propsteikirche St. Peter wird während "Recklinghausen Leuchtet" illuminiert / © Oliver Kelch (DR)

Jahr für Jahr leuchtet die Altstadt von Recklinghausen in besonderem Licht. Dutzende Gebäude werden mit LED-Beleuchtung in bunten Farben angestrahlt. Zusätzlich werden Bilder und Filme auf Hausfassaden wie von Volkshochschule, Rathaus und weiteren historischen Gebäuden der Altstadt gezeigt. Auch die Propsteikirche St. Peter sowie Gymnasialkirche und Gastkirche im Herzen der Altstadt sind mit von der Partie.

Die katholische Hauptkirche St. Peter setzt in diesem Jahr mit seiner Beleuchtung einen besonderen Akzent. In Zeiten von Kriegen und Krisen ist die überdimensionale Friedenstaube auf dem Kirchturm weithin sichtbar. "Die Kirche St. Peter ist ein Bezugspunkt für viele Menschen. Die Bilder, die wir an die Kirche anbringen, soll die Menschen zum nachdenken anregen.", so Propst Karl Kemper. "Im Inneren der Kirche geschieht das Gegenteil, es ist ein Ruhepol und ist ein Stück entschleunigend. Die Besucher entdecken den Raum als einen Raum, der sie aufatmen lässt.", so Kemper weiter.

Auch musikalisch wird so einiges geboten. Am Sonntag gab es drei Konzerte mit der Neuen Philharmonie Westfalen. In der Kirche St. Peter, die mit jeweils mehr als 300 Menschen bis auf dem letzten Platz gefüllt war. "Das war eine unglaubliche Resonanz. Die Warteschlange vor der Kirche war zeitgleich 80 Meter lang.", so Karl Kemper.

Der Kirchturm von St. Peter in Recklinghausen setzt ein Zeichen des Friedens. / © Oliver Kelch (DR)
Der Kirchturm von St. Peter in Recklinghausen setzt ein Zeichen des Friedens. / © Oliver Kelch (DR)

Der Kirchraum von St. Peter wird ansonsten bewusst frei gehalten von Aktionen, um den Menschen im Trubel der Veranstaltung einen Ort der Ruhe zu bieten, betont Propst Kemper. "Die Kirche ist ein erkennbarer und spürbarer Ort, an dem die Menschen mit Gott in Berührung kommen können."

Die Lichterwochen stehen unter dem Motto "Mitten in EUROPA - Menschen & Metropolen“. Der Blick soll auf die Gesichter Europas gerichtet werden und ihre Geschichten beleuchten. Es stehen die Themen Kriege und Klimawandel, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Freiheit und Menschenwürde auf dem Programm. Dem Erstarken rechtsextremer Kräfte in vielen europäischen Ländern sollen Zeichen der Solidarität und Verständigung entgegengesetzt werden.

Flaggen von Israel und Ukraine

Dies ist durch zahlreiche Friedenstauben im gesamten Stadtgebiet deutlich sichtbar. Flaggen der Ukraine und Israel werden mit LED-Technik animiert auf Hausfassaden gebracht. 

"Es ist schön zu sehen, wie die Menschen gemeinsam durch die Stadt gehen, sich die Bilder anschauen und friedlich nebeneinander stehen.", so Natalie Schütz aus Coesfeld. "Frieden ist das kostbarste Gut, dass die Menschheit hat. Wieso wird damit weltweit so unverantwortlich umgegangen", sagt eine Abiturientin.  

Die Gymnasialkirche am Gymnasium Petrinum zeigt in dreidimensionalen Bildern den norwegischen Dramatiker und Lyriker Henrik Ibsen. Ibsen war zu Lebzeiten gegen die damals übliche Denkweise seiner Zeit und vertrat im "Kampf der Geschlechter" den Standpunkt der Frauen. Es scheint fast so, als wolle die Illumation damit die aktuellen Diskussionen um Ämter von Frauen in Kirchen unterstreichen. 

"Unsere Solidarität verdient"

Die Gymnasialkirche während „Recklinghausen Leuchtet“ / © Oliver Kelch (DR)
Die Gymnasialkirche während „Recklinghausen Leuchtet“ / © Oliver Kelch (DR)

Ludger Ernsting, Pfarrer der kleinen Gastkirche, verbindet mit der besonderen Atmosphäre auch eine Botschaft. "Licht ist etwas, was ursächlich mit der Glaubensbotschaft in Verbindung steht. Ein "alternatives Licht einzubringen, darf uns wichtig sein!", so Ernsting. 

Vor allem das diesjährige Thema "Europa" schätzt er sehr: "Die Glaubensbotschaft ist: Krieg und Gewalt soll um Gottes und der Menschen Willen nicht sein. Daher weisen wir auf die Konfliktgebiete hin - als etwas, was Menschen verwundet und verletzt.", so Ernsting weiter.

In der Gastkirche führt das Altarbild mit Pfeilen des Sebastian die Kriegsschauplätze einen vor Augen. Die Pfeile tragen Namen und die globale Darstellung der Erde an dem Kreuzaltar lädt ein, Friedenslichter für die verschiedenen Kontinente anzuzünden.

Für Pfarrer Ernsting ist klar: "Wer für den Frieden und für Gerechtigkeit eintritt, verdient unsere Solidarität."

INFO: Recklinghausen Leuchtet noch bis zum 05. November 2023, täglich von 18 bis 23 Uhr.

Quelle:
DR