"Raus aus der Wachstumsgesellschaft?" - Studie der Sachverständigengruppe "Wirtschaft und Sozialethik" der DBK

 (DR)

Die am Freitag in München vorgestellte Studie trägt den Titel "Raus aus der Wachstumsgesellschaft? Eine sozialethische Analyse und Bewertung von Postwachstumsstrategien". Auf den 94 Seiten langen Text haben sich Fachleute verständigt, die in der bisherigen Diskussion verschiedene Standpunkte vertreten haben, darunter der Volkswirt Gabriel Felbermayr vom Münchner ifo-Zentrum für Außenwirtschaft und Angelika Zahrnt vom Institut für Ökologische Wirtschaftsforschung in Berlin.

Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Ludwig Schick, würdigte den gefundenen Konsens. Es handle sich um kein Kompromisspapier. Über Ziel und Richtung, in die sich Wirtschaft und Gesellschaft bewegen müssten, könne es keinen Zweifel geben. Die dazu geeigneten Maßnahmen sollten offen diskutiert werden.

Die Experten fordern nachhaltige Kurskorrekturen in der Wirtschaftspolitik und sprechen sie sich für umfassende Strukturreformen aus. Neue Preismechanismen müssten sicherstellen, dass die Kosten für Ressourcenverbrauch und Umweltzerstörung nicht länger auf Dritte abgewälzt werden könnten. Nötig sei eine "sozial-ökologische Modernisierung", in der Wachstum weder glorifiziert noch verteufelt werde. Eine Schrumpfung der Wirtschaft oder das alleinige Setzen auf regionale Erzeugung und Verbrauch sei aber auch keine Lösung. Zu den am schnellsten umsetzbaren Schritten gehöre der Abbau von Subventionen für Kohle und Flugbenzin. Auf dem Weg zu einer global nachhaltigen Wirtschaft müsse der Abschied von fossilen Energien zügig vorangetrieben werden, etwa durch eine Kohlendioxidsteuer. Nach Autorenansicht muss auch der enorme Flächenverbrauch reduziert werden. So sollte eine weitere Versiegelung vollständig gestoppt werden. Ein Instrument dafür könnte eine Bodensteuer sein, bei der Grundstücke unabhängig von ihrer Bebauung erfasst werden.

Die nötigen Transformationen müssten von einem tiefgreifenden Bewusstseins- und Kulturwandel mitgetragen werden. Schick sagte dazu, in den deutschen Bistümern geschehe schon vieles, um etwa Heizkosten zu senken, die Zahl der Dienstfahrten zu reduzieren und das Bewusstsein der Gläubigen zu bilden. Es sei aber auch noch "Luft nach oben", vor allem in der ökumenischen Zusammenarbeit. (kna)