Rassismus-Debatte: "Mohr" in Wappen und Sprache

 (DR)

Das Deutsche Wörterbuch verweist auf das althochdeutsche Wort "Mor", das aus dem Lateinischen kommt und für Schwarze aus Mauretanien sowie Nordafrika steht. Aus Sicht von Literaturwissenschaftlerin Susan Arndt gibt es aber noch eine griechische Bedeutung, die mit "dumm" übersetzt werden kann. "Darüber wird heftig gestritten", räumt sie ein. "Entscheidend ist für mich aber, dass der Begriff von Anfang an abwertend gebraucht wurde und zwar aus einer weißen christlichen Perspektive und diskriminierenden Intention heraus."

Es sei schon immer eine Fremdbezeichnung gewesen, kritisiert auch Tahir Della von der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland. "Und es wird heute von der Mehrzahl der Schwarzen Menschen als diskriminierend wahrgenommen.» Trotzdem seien sie permanent damit konfrontiert. "Ich glaube, es gibt so gut wie in jeder deutschen Stadt eine M-Straße. Genauso wie es Apotheken, Restaurants und Cafés mit dem Namen gibt."

Jeder Name habe seine eigene Entstehungsgeschichte und sei nicht pauschal rassistisch, betont Hubertus Habel, Kulturwissenschaftler und ehemaliger Stadtheimatpfleger von Coburg. Mit Blick auf das Coburger Stadtwappen sagt er: "Mit Kolonialismus hat das überhaupt nichts zu tun, das ist eben vollkommen abwegig." Die Stadt ehre den Heiligen Mauritius, der als Anführer einer Legion die Anbetung des Kaisers verweigert haben soll. Nach seinem Märtyrertod habe sich der Kult entlang der römischen Heerstraßen verbreitet.

Ganz ähnlich in Köln: Dort erinnere die nun ebenfalls umstrittene Mohrenstraße an den Heiligen Gregorius Maurus, so die Afrikanistik-Professorin Marianne Bechhaus-Gerst. Einer Legende nach weigerte sich der Soldat, Christen zu verfolgen und wurde hingerichtet.

Oft hat der "Mohr" aber auch einen ganz anderen Hintergrund: Die "Mohrenapotheken" gehen auf die Heilkunst in den heutigen Maghreb-Staaten und dem Nahen Osten zurück. So unterschiedlich die Entstehungsgeschichte ist, so stereotyp ist meist die Darstellung: ein schwarzer Kopf mit dicken Lippen, wahlweise mit Ohrring, Turban oder Pluderhose.

(Quelle: dpa, 12.07.2020)