Radikale Hindus stellen christlichen Schulen Ultimatum

"Wir sind uns der Bedrohung bewusst"

Keine Kreuze und auch keine religiöse Tracht mehr. Nationalistische Hindus setzen christliche Schulen mit radikalen Forderungen unter Druck und drohen ihnen. Dabei tragen die Christen zur Bildung in abgehängten Regionen bei.

Symbolbild Schule in Indien / © Alona Cherniakhova (shutterstock)
Symbolbild Schule in Indien / © Alona Cherniakhova ( shutterstock )

Radikale Hindus haben den christlichen Schulen im indischen Bundesstaat Assam ein Ultimatum zur Entfernung aller christlichen Symbole gestellt. Das schließe das Tragen von Soutanen und Kutten der an den Schulen arbeitenden Priester und Ordensleute ein, berichtete der asiatische Pressedienst Ucanews (Freitag).

Die Hindus hätten den Schulen eine Frist von 15 Tagen zur Erfüllung der Forderung gesetzt und im Fall einer Weigerung "vor schlimmen Folgen" gewarnt. "Christliche Missionare wandeln Schulen und Bildungseinrichtungen in religiöse Institute um. Wir werden das nicht zulassen", sagte Satya Ranjan Borah, Präsident der hindunationalistischen Organisation "Kutumba Surakshya Parishad" (Rat für Familiensicherheit), laut Ucanews bei einer Pressekonferenz.

Christen engagieren sich seit Jahrzehnten für das Bildungswesen

Erzbischof John Moolachira von Guwahati nannte die Vorwürfe "haltlos". "Wir sind uns der Bedrohung bewusst und ich verstehe nicht, warum das passiert", sagte er Ucanews. Die offenen Drohungen der radikalen Hindus schufen eine schwierige Situation, so der Erzbischof. Er fügte hinzu, das Erzbistum werde "rechtliche Mittel" dagegen prüfen.

Christen engagieren sich seit Jahrzehnten für das Bildungswesen in den abgelegenen Gebieten Assams, in denen eine arme Stammesbevölkerung lebt. Rund 1,2 Millionen der mehr als 31 Millionen Einwohner Assams sind Christen. Die beiden größten Religionsgruppen stellen Hindus (19 Millionen) und Muslime (10,6 Millionen).

Das an Bhutan und Bangladesch grenzende Assam im Nordosten Indiens wird von der hindunationalistischen "Indischen Volkspartei" (BJP) regiert, die mit Narendra Modi auch den indischen Premierminister stellt. Für die BJP und mit ihr verbundene hinduistische Organisationen sind Christentum und Islam "fremdländische Religionen", die den Hinduismus in Indien untergraben wollen.

In dieser Woche wurden in Assam zwei US-Touristen nach ihrer Teilnahme an der Einweihung eines Bürogebäudes der Baptisten wegen des Vorwurfs der Missionierung festgenommen.

Katholische Kirche in Indien

Unter den rund 1,38 Milliarden Indern sind die Katholiken mit etwa 18 Millionen nur eine kleine Minderheit. Im Verhältnis zu ihrem Bevölkerungsanteil von unter zwei Prozent ist ihr Einfluss im Land jedoch viel größer. Die Kirche stellt ein Fünftel der schulischen Leistungen, dazu ein Viertel aller Unterstützungsprogramme für Witwen und Waisen und knapp ein Drittel der Versorgung von Lepra- und Aidskranken. Indien ist auch das Land mit den meisten Priesterberufungen weltweit.

Christen in Indien  / © Jaipal Singh (dpa)
Christen in Indien / © Jaipal Singh ( dpa )
Quelle:
KNA